Internisten und Rolandmusikanten geben Weihnachtskonzert für Dialysepatienten im Nierenzentrum Stendal Aufmunterung für Patienten, die auch feiertags keine Ruhe haben
Stendal l Ein langer Flur, viele geöffnete Türen, Stille, die höchstens einmal von einem Alarmton unterbrochen wird. So ist üblicherweise die Atmosphäre im Nierenzentrum Stendal an der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße. Doch am Sonnabend schallten weihnachtliche Klänge durchs Haus. "In dieser Zusammensetzung spielen wir sonst nie, ich habe es das Dialyse-Quintett genannt", erklärte Dr. Stephan Wolter. Er ist Internist und Nephrologe einerseits, Vorstandsvorsitzender der Roland-Musikanten. Zusammen mit seinem Kollegen Dr. Alexander Krainz holte er sich vor drei Jahren noch ein paar weitere Roland-Musikanten an Bord und die Weihnachtsblasmusik für Dialysepatienten war geboren.
"Die meisten müssen dreimal pro Woche hierherkommen, bekommen dann eine Blutwäsche, die vier bis fünft Stunden dauert", erklärte Wolter. Natürlich ist das Dialysezentrum auch an Weihnachten nicht geschlossen. "Die Patienten müssen kommen, wenn sie überleben wollen, ganz egal ob Feiertag, Geburtstag oder was sonst im Kalender steht", machte Krainz auf die Ernsthaftigkeit der Situation aufmerksam.
Doch fröhlich ging es beim Musizieren mit Tuba, Trompeten, Posaune und Horn trotzdem zu. Und das Quintett hatte auch eine abwechslungsreiche Mischung für die knappe halbe Stunde gefunden. Deutsche Weihnachtslieder wie "O du fröhliche" und "Stille Nacht" waren ebenso darunter wie internationale, etwa "Joy to the World" und "Rudolph the red-nosed Reindeer".
Zu den begeisterten Zuhörern gehörten Ruth Feldmann (84) und Vera Hahnel (79) Nur applaudieren konnten sie nicht, sonst wäre womöglich ein Schlauch verrutscht. Zweimal in der Woche kommt Ruth Feldmann aus Miesterhorst für gut vier Stunden ins Nierenzentrum. Auch Heiligabend wird sie dort sein, so wie schon seit zweieinhalb Jahren. Die Stendalerin Vera Hahnel hat zwar den kürzeren Weg, muss aber seit drei Jahren dreimal in der Woche ins Zentrum, neben Heiligabend bekommt sie auch am Zweiten Weihnachtsfeiertag eine Dialyse. "Das Sitzen fällt in der letzten Stunde ganz schön schwer", sagt sie. Und ihre Sitznachbarin fügt hinzu: "Es ist furchtbar"