Verkehrskonzept Autoverbot in Stendal realistisch?
Einige Stendaler träumen von einer Innenstadt ohne Autoverkehr. Der Weg dahin ist allerdings weit und voller Hürden.
Stendal l Es ist das ambitionierteste Vorhaben der Initiative „Stendal besser machen“: Eine Innenstadt, in der keine Autos mehr fahren. Die nördliche Breite Straße bis zum Uppstall, der Kornmarkt und die Marienkirchstraße sollen demnach nur noch für Fußgänger und Radfahrer zugänglich sein.
Die Vorteile liegen aus Sicht der Verfechter auf der Hand. Der Lärm werde reduziert, ebenso die Kohlendioxid-Emissionen. Fußgänger und Radfahrer Mithin würde das Projekt die Lebensqualität der Stendaler verbessern, argumentieren die Befürworter. Doch wie realistisch ist, dass dieses Szenario wirklich in die Tat umgesetzt wird?
Aus rein formaler Sicht scheint das Ziel gar nicht einmal so unerreichbar, wie Armin Fischbach, Mitarbeiter der Pressestelle der Stadt Stendal, auf Anfrage der Volksstimme Auskunft gibt. „Grundsätzlich könnte die Stadt die autofreie Innenstadt eigenständig umsetzen, da alle zuständigen Instanzen in der Stendaler Stadtverwaltung angeordnet sind.“
Heißt: Das städtische Tiefbauamt als Straßenbaulastträger müsste das Verfahren zur Entziehung anstoßen und die städtische Bauverwaltung zustimmen. Zusätzlich müsste der Landkreis angehört werden, weil sowohl Abfallentsorgung als auch Busverkehr direkt betroffen wären. So weit die Theorie.
In der Praxis sehe es natürlich ganz anders aus, betont Fischbach. Eine so weitreichende Entscheidung zu treffen, ohne die Betroffenen und den Stadtrat einzubeziehen, käme nicht in Frage. „Es wäre die Pflicht der Stadt, die Bürger in geeigneter Weise zu beteiligen“, betont der Stadtsprecher. Die Einbeziehung der Gewerbetreibenden sei nur ein Punkt dabei. Hinzu komme, dass Anwohner ihre Autos in dem Bereich abstellen. Dafür müssten auf jeden Fall Ausgleichsmöglichkeiten geschaffen werden.
Nicht zuletzt bestehe Klärungsbedarf, wie mit den Besuchern der Innenstadt verfahren wird. „Wir würden also ohne die Beteiligung unterschiedlichster Interessengruppen und selbstverständlich auch die Zustimmung des Stendaler Stadtrats, eine solche Entscheidung niemals fällen können“, skizziert Fischbach den nicht unbedingt unkomplizierten Entscheidungsweg.
So unrealistisch sich die komplette Verbannung der Autos aus den genannten Straßen insgesamt darstellt, gibt es für die Verfechter durchaus gute Nachrichten. Im Stadtentwicklungskonzept, das 15. Februar im Stadtrat zur Abstimmung vorliegt, wird das Ziel verfolgt, den Kfz-Verkehr aus der Innenstadt zu verlagern. Insbesondere der sogenannte Suchverkehr rund um den Marktplatz soll minimiert werden.
Stimmen die Stadträte für den Entwurf, seien zwei Modellversuche angedacht. „Dies würde auf zwei autofreie Tage hinauslaufen“, so Fischbach. Die sollen an zwei Orten stattfinden. Einerseits in dem von der „Stendal besser machen“-Gruppe vorgeschlagenen Bereich (Kornmarkt, Marienkirchstraße und nördliche Breite Straße), andererseits rund um den Sperlingsberg (Rathenower Straße, Karlstraße, Schadewachen). Die konkreten Details konnte der Stadtsprecher in diesem Zusammenhang noch nicht nennen, weil sie noch der Ausarbeitung harren.
Doch auch wenn die Probeläufe positiv Ergebnisse zeitigen würden, stehe aus Sicht der Stadtverwaltung fest: Die potentiellen Auswirkungen einer autofreien Innenstadt seien sehr komplex und müssten gewissenhaft geprüft werden.