Johanniter-Krankenhaus setzt auf moderne Technik / Photodyamische Diagnostik in der Urologie Blaues Licht spürt den Blasenkrebs auf
Blaulicht steht für modernste Technik, die seit kurzem bei der Erkennung und Behandlung von Harnblasenkrebs am Johanniter-Krankenhaus Stendal zum Einsatz kommt: die photodynamische Diagnostik.
Stendal l Um Blasenkrebs sicher zu diagnostizieren und damit die Behandlung zu verbessern, steht an der Klinik für Urologie und Kinderurologie des Johanniter-Krankenhauses die sogenannte photodynamische Diagnostik (PDD) zur Verfügung. Diese Methode brachte Dr. med. Achim Elert, der seit Januar 2012 die Klinik als Chefarzt leitet, als Neuerung mit an die Klinik.
"Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 16000 Menschen an Blasenkrebs. Das ist also das tägliche Brot des Urologen", erzählt Achim Elert. Am Johanniter-Krankenhaus wird durchschnittlich vier Patienten pro Woche ein Blasenturmor entfernt.
Wenn bei einem Patienten in der Harnblasenspiegelung der Verdacht auf einen Blasentumor besteht, muss das verdächtige Gewebe durch einen endoskopischen Eingriff aus der Harnblase ausgeschabt werden. Das geschieht mit einer Schlinge, durch die Strom geleitet wird. "Dann sollte eigentlich alles in Ordnung sein", erklärt der Chefarzt, schränkt aber ein: "Das ist aber nicht immer so. Ein Tumor kann bei aller Sorgfalt übersehen werden." Die PDD biete deutliche Vorteile gegenüber der bisherigen Untersuchungsform.
"Die Rückfallquote ist geringer, weil der Tumor exakter entfernt werden kann"
Dr. Achim Elert
Etwa eine Stunde vor der Operation wird über einen feinen Katheter ein spezieller Farbstoff in die Harnblase gegeben, der sich in den Krebszellen besonders stark anreichert. Bei der endoskopischen Operation wird dann mit einer speziellen Lichtquelle, die ein blaues Licht erzeugt, die Harnblasenschleimhaut abgesucht. Angefärbte Krebszellen leuchten dabei fluoreszierend auf, so dass sie sehr gut sichtbar sind und gezielt entfernt werden können.
Internationale Studien belegen, dass die photodynamische Diagnostik der konventionellen Weißlicht-Endoskopie überlegen ist, berichtet Achim Elert. So werden unter PDD-Endoskopie 50 Prozent mehr Tumoren gefunden als unter Weißlicht. Diese bessere Diagnostik führe natürlich zu einer genaueren Behandlung der Tumoren, folgert der Stendaler Chef-Urologe.
Zudem urteilt er: "Die Rückfallquote ist geringer, weil der Tumor exakter entfernt werden kann." Bei Patienten, die unter PDD-Endoskopie behandelt wurden, liegt die Rückfallquote innerhalb der ersten fünf Jahre nach einer Behandlung mit 51 Prozent deutlich niedriger als bei den unter Weißlicht-Endoskopie Behandelten mit 75 Prozent. Das ist umso bedeutsamer, da der oft oberflächliche Harnblasentumor dazu neigt, erneut aufzutreten.
Die photodynamische Diagnostik ist unter anderem wegen der Speziallinsen und des verwendeten Farbstoffs doppelt so teuer wie die althergebrachte Weißlicht-Untersuchung, aber das Geld sei "gut investiert", so Achim Eltert, weil der Harnblasenkrebs damit besser entdeckt und behandelt werden kann. Und nicht ohne Stolz sagt er: "Nicht einmal alle Uni-Kliniken verfügen über diese moderne Technik."