Breitbandausbau Breitband für ganz Wilhelmshof?
Der Ortsteil Wilhelmshof ist in Sachen Internet völlig unterversorgt. Eine Fraktion im Stendaler Stadtrat will das so nicht hinnehmen.
Wilhelmshof l Da schüttelt nicht nur Uchtspringes Ortsbürgermeister und Stadtrat Jürgen Schlafke den Kopf: Für das Glasfaserausbau-Teilprojekt Börgitz, Uchtspringe, Wilhelmshof wurde im Ortsteil Wilhelmshof nur ein einziger Anschluss in die Förderung aufgenommen – das Verwaltungsgebäude an der Wilhelmshofer Straße 14. Eine Entscheidung, die die Mitarbeiter und Bewohner der Diakonieeinrichtung, aber auch viele Uchtspringer nicht nachvollziehen können, zumal der gesamte Ortsteil als „weißer Fleck“ definiert wird. Alle anderen Gebäude wurden nicht berücksichtigt – trotz der hohen Investitionskosten. Denn für die etwa 3,5 Kilometer lange Strecke von Uchtspringe nach Wilhelmshof inklusive der Unterquerung einer ICE-Bahnstrecke und einer Bundesstraße dürften sich die Kosten auf mindestens 400.000 bis 500.000 Euro belaufen.
Der gesamte Campus sollte mit Breitband versorgt werden, fordert die Fraktion SPD/FDP/Ortsteile und hat einen Antrag eingebracht, der morgen Abend im Haupt- und Personalausschuss erstmals behandelt werden soll. Darin wird beantragt, dass der Stadtrat der Bereitstellung von zirka 90.000 Euro als Eigenmittel zustimmt, weil der Antrag der Hansestadt auf Nachförderung abgelehnt worden ist. Projektierung und Umsetzung sollten zusätzlich zum bereits laufenden Glasfaserausbau-Projekt für die Wilhelmshofer Straße 14 erfolgen, darum soll als Partner auch die Vodafone GmbH per Realisierungsvertrag gebunden werden.
In dem vom Fraktionsvorsitzenden Herbert Wollmann und von Stadtrat Jürgen Schlafke (beide SPD) eingereichten Antrag wird die aktuelle Situation beschrieben. Die Übertragungsgeschwindigkeit bei Internetnutzung liegt derzeit bei 6 Megabit pro Sekunde und damit weit unterhalb der Förderfähigkeitsgrenze von 30 Megabit pro Sekunde.
Seit Jahren wurde vom Uchtspringer Ortschaftsrat und im Stadtrat das Problem angesprochen, denn das im Ortsteil angesiedelte Diakoniewerk Wilhelmshof sei mit 70 Arbeitsplätzen nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber in der Region, sondern nehme mit der Betreuung von durchschnittlich 80 bis 90 Menschen mit Handicap eine hohe Verantwortung wahr, schreiben die Antragsteller. Und weiter heißt es: „Die Unterversorgung behindert nicht nur eine zukunftsorientierte Arbeit des Personals erheblich, sondern führt auch dazu, dass den am gesellschaftlichen Leben interessierten behinderten Menschen das Recht auf Teilhabe erheblich eingeschränkt wird.“ In ihrem Antrag erinnern die Einreicher an Aussagen von Landes-Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) und Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) aus dem Jahr 2018, dass auch Wilhelmshof mit Landesfördergeld mit Breitband erschlossen werden soll.
Aktuell hat der Ortsteil rund 120 Einwohner, davon 85 Menschen mit Behinderung. Zur Einrichtung gehören ein Seminar- und Gästehaus mit 28 Betten, das von Gästen aus ganz Deutschland genutzt wird, sowie eine Cafeteria, die auch von Auswärtigen besucht wird, unter anderem Patienten des Salus-Fachklinikums, Seniorenkreisen von Kirchengemeinden und Radfahrern.
Zudem gibt es Weiterbildungsseminare, Wochenend-, Singe- und Kinderfreizeiten, Tagungen, Konzerte, Treffen von Selbsthilfegruppen und anderes.
Für die Häuser und Wohnungen, den Mehrzwecksaal, für jede Etage in den Wohnstätten der Menschen mit Behinderung sowie die Arbeitsstätten des Personals seien geschätzt knapp 40 Breitband-Anschlüsse notwendig.