Freiwilligen-Agentur Altmark Denkmalretter fürs Tunnelhaus in Stendal formieren sich
Sie geben nicht auf. Der Architekt Andreas Möhlmann und die Gruppe von Verbündeten will den Abriss des Tunnelhauses am Hauptbahnhof in Stendal verhindern.
Stendal - Die Freiwilligen-Agentur Altmark unterstützt das Bürgerengagement für den Erhalt des Tunnelhäuschens auf dem Bahnhofsvorplatz. Eine Initiativgruppe sucht unter dem Dach des Vereins Verbündete für die Rettung des 111 Jahre alten Baudenkmals, dessen Abriss für den Stendaler Stadtrat beschlossene Sache ist. Am Freitag, 24. Februar, um 18.30 Uhr stellen die „Freundinnen und Freunde des Tunnelhäuschens“ bei einer öffentlichen Veranstaltung in der Kleinen Markthalle (Hallstraße/Ecke Karlstraße) ihre Ideen vor und laden zur Beteiligung ein.
„Sie sind mit dem Abriss des Tunnelhäuschens auch nicht einverstanden? Kommen Sie am 24. Februar in die Kleine Markthalle!“, ruft Marion Zosel-Mohr, Vereinsvorständin der Freiwilligen-Agentur Altmark, die Bürger auf.
Lesen Sie auch: Abriss? Deshalb ist Tunnelhäuschen am Stendaler Bahnhof verschlossen
Wie stark die Kraft der Gemeinschaft in der Hansestadt Stendal und der umliegenden Region sein kann, hat der Verein 2016/2017 beim Ausbau der Kleinen Markthalle zum Bürgerzentrum erfahren. „Das hätten wir nicht allein hinbekommen, dafür braucht man eine gute Truppe“, sagt Marion Zosel-Mohr und wünscht sich eine solche Resonanz auch für das vernachlässigte Baudenkmal am Bahnhof.
Abriss aufgeschoben
Den Stein ins Rollen brachte der Stendaler Andreas Möhlmann. Mit einem Arbeitspapier zur Sanierung und Umnutzung des Fachwerkhäuschens, das den Eingang in den „Röxer Tunnel“ schützte, hatte er sich an den Oberbürgermeister und den Stadtrat gewandt. Der Architekt, der im Jahr 2000 die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes plante und sich seitdem immer wieder für das Baudenkmal einsetzt, schlägt die Einrichtung eines Licht- und Lesehäuschens vor. Die Mehrheit der Mitglieder des Hauptausschusses verwehrten ihm das Rederecht zu seinem Konzept. Die Stadtratsfraktion SPD/FDP/ Ortsteile hörte ihn an und beantragte anschließend, den Abriss des Tunnelhäuschens bis Ende September auszusetzen, um engagierten Bürgern eine Chance zu geben.
Zur Initiativgruppe für das Tunnelhäuschen gehören außer dem Architekten bislang der frühere Oberbürgermeister und Ortskurator Stendal der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz, Volker Stephan, und Michael Trösken.
Mitstreiter gesucht
Trösken hatte 2019 gemeinsam mit dem kürzlich verstorbenen Autor und Eisenbahnexperten Wolfgang List eine Ausstellung zur Stendaler Bahngeschichte im Schutzhäuschen vorgeschlagen. Seine Ende 2022 dort aufgestellten Informationstafeln musste Michael Trösken am Mittwoch, 15. Februar, abholen, weil der Eingang ins Gebäude von Mitarbeitern des städtischen Bauhofes verschlossen wurde.
Lesen Sie auch: So könnte das Tunnelhaus in Stendal vor dem Abriss bewahrt werden
„Beginnend mit der geplanten Veranstaltung in der Kleinen Markthalle am 24. Februar wollen wir möglichst viele Freundinnen und Freunde des Tunnelhäuschens gewinnen, die sich schon allein durch ihre Unterschrift für den Erhalt, die Sanierung und für das Umnutzungskonzept des kleinen Baudenkmals engagieren und so dem Rat der Stadt ein deutliches Signal senden“, sagt Andreas Möhlmann. Gebraucht werden aber auch finanzkräftige Sponsoren, um die Kosten für die Bauarbeiten, für Betrieb und Bauunterhaltung langfristig sicherzustellen, ohne den Haushalt der Stadt Stendal zu belasten. So soll der Hansestadt durch Bürgerengagement die Erhaltung eines Baudenkmals ermöglicht werden. Erste Spendenzusagen gibt es laut Andreas Möhlmann schon.
Hintergrund: Der im November 2022 vom Stendaler Stadtrat mehrheitlich beschlossene Abriss ist aus Kostengründen erfolgt. Die damals angeführten Kosten von rund 160.000 Euro (Bahn würde die Hälfte übernehmen) haben sich als „Mondrechnung“ erwiesen. Laut Experten könnten sie bei der Hälfte liegen. Ein Erhalt und die spätere Nutzung des Tunnelhäuschens, das sich architektonisch in das baugeschichtliche Ensemble des Bahnhofs einfügt, „darf die Stadt nichts kosten“, machten Ratsmitglieder deutlich.