Tagung Die Spuren der Reformation
„Aufruhr & Umgestaltung - Auf reformatorischen Spuren in der Altmark“ geht es im Mai in Stendal mit einer dreitägigen Tagung.
Stendal l Martin Luther und der Thesenanschlag 1517 in Wittenberg – sie sind im Jubiläumsjahr in aller Munde. Zu Recht – aber auch in den einzelnen Regionen gibt es konkrete Daten und Personen, die ein Stück Reformationsgeschichte erzählen. Öffentlich erzählt werden soll über die Spuren der Reformation in der Altmark vom 12. bis 14. Mai während einer wissenschaftlichen Tagung. Zu der laden das Altmärkische Museum Stendal und die Museen der Stadt Tangermünde in Zusammenarbeit mit dem Landesheimatbund Sachsen-Anhalt und der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland ein.
„Es ist schwierig, richtige Spuren zu finden“, erklärt Gabriele Bark, Leiterin des Altmärkischen Museums. Und dennoch ist einiges bekannt: Zum Beispiel, dass sich der reformatorische Gedanke schon in den frühen 1520er Jahren in der Altmark großer Sympathie erfreute. 1530 gab es den sogenannten Stendaler Aufruhr, der in schweren Auseinandersetzungen mit dem brandenburgischen Kurfürsten gipfelte – und nach dem den Stendalern einige Rechte aberkannt wurden. Einer der damaligen Hauptakteure war der Franziskaner-Mönch Lorenz Kokenbecker. Weil er im Gottesdienst reformatorische Lieder in deutscher Sprache sang, wurde ihm ein Redeverbot erteilt – Auslöser für den Kokenbecker-Aufstand. Von ihm kündet eine Butzenscheibe, deren Nachbildung sich im Altmärkischen Museum befindet.
Und welche Spuren gibt es noch? In der Tangermünder Stephanskirche hielt Johann Weißgerber die erste evangelische Predigt. Er gilt als erster evangelischer Prediger der Altmark – und das, noch bevor Kurfürst Joachim II. die Reformation offiziell eingeführt hat.
Die Tagung und die Ausstellung sollen die reformatorischen Ereignisse in der Altmark, die 1520 begannen, mit den Kirchen-Visitationen ab 1540 – die ersten Visitatoren in der Altmark saßen auf der Tangermünder Burg – fortgesetzt wurden und mit dem Osterburger Gesangbuchstreit im Jahr 1782 noch immer nicht abgeschlossen waren, facettenreich beleuchten. „Es gibt noch viele weiße Flecken, die erforscht werden wollen“, sagt Gabriele Bark.
Eingeladen zur Tagung sind alle Interessierten. Es kann an allen Programmpunkten teilgenommen werden oder nur an ausgewählten.
Bei der Vorbereitung haben Gabriele Bark und Sigrid Brückner, Leiterin der Städtischen Museen Tangermünde, den Mittelalter-Historiker und Archäologen Dominik Petzold mit im Boot. Er hält nicht nur am Freitag den Abendvortrag zum Thema, das der Tagung den Namen gibt, er zeichnet auch für die Sonderausstellung im Altmärkischen Museum verantwortlich. Sie trägt den Titel „Auf reformatorischen Spuren in der Altmark“ und wird am 12. Mai eröffnet. Die dreigeteilte Schau beschäftigt sich mit Luther und dem Ablasshandel, der Reformation in Stendal und mit den Folgen der Reformation, unter anderem dem Dreißigjährigen Krieg. Zu sehen sein werden Leihgaben aus dem Stendaler Stadtarchiv, aus dem Museum und von der evangelischen Gemeinde.
Einer, der sich schon auf die Veranstaltung freut, ist Norbert Lazay, Vizepräsident des Landesheimatbundes. In Sachen Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum „wäre der Norden des Landes ohne diese Tagung ziemlich abgespalten“. Der Gladigauer Pfarrer übernimmt am 13. Mai die Exkursion und führt die Teilnehmer unter anderem zur 1599 errichteten Kapelle in Briest, dem ersten nachreformatorischen Kirchenbau in der Altmark. Auf dem Tourenplan stehen zudem die Kirche Orpensdorf, die Osterburger Stadtkirche und das ehemalige Frauenstift in Krevese.