DDR-Jugendkultur Eine Dreiecksbadehose fehlt noch
Mit einem Projekt der Hochschule wird die Zeit in Stendal 1950-1990 dokumentiert. Die Initiatoren wünschen sich weitere Exponate.
Stendal l Viele Erinnerungen wurden am Sonntag bei der Ausstellungseröffnung „Jugendkultur in Stendal 1950-1990“ im Altmärkischen Museum geweckt. Es herrschte dichtes Gedränge und die Besucher unterhielten sich angeregt darüber, was sie auf den alten Fotos erblickten. 30 Stendaler hatten der Projektgruppe um Professor Günter Mey Interviews gegeben. Viele andere hatten Schallplatten, Kleidungsstücke, Dokumente und vor allem Fotos aus ihrer jeweiligen Jugendzeit zur Verfügung gestellt.
„Jede Jugend hat seine eigene Sprache, Kleidung und Musik und sucht sich seine eigenen Räume“, sagte Hochschullehrer Mey. Vor drei Jahren sei ihm die Idee zu dem Projekt gekommen, sagte er bei der Eröffnung. Der Professor für Entwicklungspsychologie hatte sich auch davor schon mit Jugendkultur beispielsweise den Punks und der Diskothek „Hyde-Park“ in Osnabrück auseinandergesetzt. Für ihn sei es spannend gewesen, den Mikrokosmos Stendal in den Blick zu nehmen. Jugendliche im Osten hätten andere Rahmenbedingungen als die im Westen gehabt. „Es gab eine ungeheure Kreativität“, sagte Mey. DDR-Jugendliche waren aber auch eher Repressalien ausgesetzt. „Sie orientierten sich am Westen und das war der Führung immer ein Dorn im Auge.“ Man könne in Stasi-Unterlagen mehr zur Jugendkultur finden als beim Leipziger Institut für Jugendfragen, sagte Mey.
Dass alle Lokalitäten in Stendal, wo Jugendliche ein und aus gingen, mehr oder weniger verschwunden sind, wurde beim Blick auf alte Fotos deutlich, die genauso wie die Interviews auf Bildschirmen liefen. „Das ist doch der Bierkeller und das die Pinguin-Milchbar“, waren Aussagen von Besuchern.
Bei der Vorbereitung auf die Ausstellung hätten die Leute auch immer wieder von der Jukebox der Milchbar gesprochen, berichtet Museumsleiterin Gabriele Bark. „Wir haben sehr viel recherchiert, konnten die Jukebox am Ende aber nicht finden“, sagte sie.
Ebenfalls nicht mehr aufzutreiben sei eine Dreiecks-Badehose gewesen. Diese Jungsbadehose musste an der Hüfte zugebunden werden.
„Damit durfte man keine Arschbombe vom Dreimeterbrett machen, dann war die Badehose weg“, sagte Rolf Gierke, der sich an seine Jugendzeit Ende der 1960er Jahre erinnerte. Sie seien oft mit dem Moped nach Kamern zum Schwimmen gefahren, sagte er.
Zu den jüngeren Protagonisten, die gestern dabei waren, gehörten Uta Hammer und Jörg Glewwe, die für das Projekt interviewt worden waren. „Ich war sehr gespannt, wie das in der Ausstellung rüberkommt. Es ist sehr gelungen“, sagte Hammer. Auch Glewwe ist begeistert, er konnte viele Fotos aus seiner Jugendzeit in den 1980er Jahren beisteuern, als er mit Fotoapparat oft bei Veranstaltungen dabei war und auch für Zeitungen berichtete. Initiator Mey und Museumsleiterin Bark wünschen sich noch mehr Fotos und Exponate, die die Jugendzeiten in Stendal darstellen.
Dokumentiert wurden viele Gegenstände und Gespräche mit Stendalern bereits in einem Buch zur Ausstellung, das es im Museum sowie in den Stendaler Buchhandlungen für 18 Euro zu kaufen gibt. Die Ausstellung läuft bis 18. August und wird begleitet von zahlreichen Veranstaltungen.