Fachinformatiker Junger Syrer beginnt Ausbildung
Die Zukunft von Muhammad Yaman Saddour liegt in Deutschland. Am 1. September begann er in Tangermünde eine Ausbildung zum Fachinformatiker.
Tangermünde l In Damaskus, der Hauptstadt Syriens, ist Muhammad aufgewachsen. Hier machte er sein Fachabitur, studierte zwei Jahre Betriebswirtschaftslehre. Dann brach der Krieg über das Land herein. Zusammen mit seinem Bruder floh der junge Mann nach Deutschland, als er in die Armee einberufen wurde, um in den Krieg zu ziehen.
Sechs Monate Deutschkurs an der Stendaler Volkshochschule und weitere drei Monate Sprachkurs an der Berufsbildungsakademie versetzten ihn in den vergangenen Monaten in die Lage, sich hier verständigen zu können.
Über das Jobcenter Stendal fanden der Willkommensbegleiter Felix Rüge und der junge Syrer zueinander. Rüge vermittelt qualifizierte Migranten in Job oder Ausbildung. „Ich wusste, dass Hagen Woecht seit Ende 2016 Mitarbeiter sucht“, berichtete Rüge jetzt bei einem Treffen in Tangermünde. Dort ist der Sitz der Firma Innocon Systems GmbH. Der Tangermünder Hagen Woecht leitet das Unternehmen und ist zugleich ausbildungsberechtigt. Deshalb ist Muhammad Yaman Saddour der erste, der in diesem seit mehr als zehn Jahren bestehenden Softwareentwicklungssystem eine Ausbildung beginnt. Fachinformatiker Anwendungsentwicklung heißt die Berufsbezeichnung. „Hier lerne ich Programmieren?“, hatte er während des Vorstellungsgesprächs gefragt. Das war ein Punkt, an dem Hagen Woecht wusste, dass der junge Syrer weiß, was er möchte. Außerdem sei er davon beeindruckt gewesen, dass Muhammad Tage vor dem ersten Treffen mit dem Rad von Stendal nach Tangermünde fuhr, um sich anzuschauen, wo das Unternehmen zu finden ist.
Seit Anfang September ist er täglich in der Kaiserstadt, kommt allerdings nun mit dem Zug. Einige Wochen im Jahr verbringt er auch in Magdeburg. Dort absolviert er den schulischen Teil der Ausbildung.
Wie Felix Rüge während des Treffens berichtete, hätte der junge Mann auch eine Ausbildung in einer großen Magdeburger Firma beginnen können. Doch letztendlich hätte er sich für Tangermünde entschieden. Der Vorteil für ihn: Die Wege sind kürzer und alle, die den jungen Mann begleiten dürfen (weil er jünger als 25 Jahre ist), sind in seiner Reichweite. Sowohl vom Jobcenter, dem Willkommensbegleiter, dem Unternehmen Kausa, das jungen Geflüchteten die Einstieg in das Arbeitsleben erleichtern soll als auch die geringe Anzahl an Mitarbeitern am Tangermünder Standort der Firma sind für ihn stets greifbar. Hier ist Muhammad keine Nummer, sondern ein Mensch, der gefördert wird.
Ob der heute 22-Jährige eines Tages in sein Heimatland zurückkehren wird, weiß er heute noch nicht. „Das hängt von den Umständen ab“, sagte er.
Zum Unternehmen Innocon: Es ist zu 95 Prozent im Gesundheitswesen tätig, programmiert für verschiedene Bereiche. Überall in Deutschland, zuletzt in Gardelegen, aber auch in der Schweiz, finden Programme von hier Anwendung.