Veranstaltungsreihe „Denken ohne Geländer“ Hass gegen Juden in der DDR: Amadeu-Antonio-Stiftung zeigt Ausstellung in Stendal
Die Schau „Das hat es bei uns nicht gegeben!“ zum Antisemitismus in der DDR ist bis zum 9. Februar 2024 in der Stadtbibliothek Stendal zu sehen. Sie soll aufklären und rassistischen sowie ausländerfeindlichen Strömungen entgegenwirken.

Stendal - Antisemitismus in der DDR? „Das hat es bei uns nicht gegeben!“ Das ist eine häufige Reaktion, die Anetta Kahane in den vergangenen Jahrzehnten zu hören bekam – und als falsch entlarvte.
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Die Reaktion der Vorsitzenden der Amadeu-Antonio-Stiftung (diese hat sich eigenen Angaben nach der Stärkung der Demokratie verschrieben): Eine Ausstellung mit genau diesem Titel, in der Fotos, Dokumente und Zeitzeugenaussagen zusammengefasst und aufbereitet wurden.
Zur Veranstaltungsreihe „Denken ohne Geländer“ wurde diese besondere Schau nach Stendal geholt. Die Inhalte wurden größtenteils von Schülerinnen und Schülern erarbeitet und zusammengefasst. Dabei sollten sie benennen, was sie mit dem Begriff Antisemitismus verbinden – beispielsweise die Erinnerungskultur und die Entschädigungszahlungen infolge des Holocausts.
Traurige Abgründe
Bei ihren Recherchearbeiten stießen die Schüler auf traurige Abgründe einer palästinensischen Terrorgruppe, die ihren Einfluss nach Deutschland ausbreitete – mit dem Ziel, Falschinformationen zu streuen und die Juden zu vernichten.
Das Rechercheprojekt liegt mehr als 16 Jahre zurück, ist aber so aktuell wie nie, betont Anetta Kahane. Ihr Ziel ist es, „die Menschen darüber aufzuklären, wie der Antisemitismus nach dem Zweiten Weltkrieg wieder salonfähig wurde“. Die Publizistin weiter: „Jeder nahm in den 50er Jahren an, dass der Antisemitismus keine Gefahr mehr darstellen kann, übersah dabei aber das wahre Problem.“ Das habe zum einen daran gelegen, dass die zugrundeliegenden Überzeugungen der Menschen über Juden, deren Glaube und Kultur sich nicht schlagartig geändert hatten. Für die Besatzer in den östlichen Bundesländern sei klar gewesen, dass der Antisemitismus lediglich die schlimmste Ausgeburt des Klassenkampfes war.
Aufarbeitung fehlt
„Das Problem des Antisemitismus begegnet uns gerade heute wieder verstärkt. Die AfD ist nur deshalb in den neuen Bundesländern so stark, weil der Antisemitismus in der DDR nie aufgearbeitet wurde“, sagt Anetta Kahane. Sie wünscht sich eine Gesellschaft, in der die Menschen hinsehen, wenn Unrecht geschieht, und sich für die Schwachen und Unterdrückten einsetzen. Gerade deshalb sei Aufklärung so wichtig. Alles andere dient lediglich als Nahrung für rechtsextreme Strömungen.
Der Eintritt zur Ausstellung in der Bibliothek in Stendal ist frei. Sie kann bis zum 9. Februar zu den Öffnungszeiten besichtigt werden: Montag bis Donnerstag von 15 bis 18 Uhr, Freitag von 13 bis 15 Uhr und Samstag von 9 bis 12 Uhr. Schulklassen ab Jahrgangsstufe 9 melden sich für Vormittagsbesuche beim Institut für demokratische Kultur der Hochschule Magdeburg-Stendal unter: idk@h2.de.