Häusliche Gewalt Hilfe bei Gewalt gegen Frauen und Mädchen im Landkreis Stendal
Bäckereien, die Organisation „Terre des Femmes“ und die Projektgruppe „Gemeinsam gegen Gewalt“ des Landkreises sorgen mit Aktionen für Aufsehen in der Stendaler Innenstadt. Wo es Hilfe für Betroffene gibt.
Stendal - „Man braucht nur jeden Tag die Zeitung aufzuschlagen, um zu sehen, dass Gewalt gegen Frauen ein wichtiges Thema ist. Im letzten Jahr gab es 360 Femizide“, berichtet Juliane Kirchbach, Mitarbeiterin im Frauenhaus Stendal. Die Projektgruppe „gemeinsam gegen Gewalt“ im Landkreis Stendal hat mit Aktionen für das Thema sensibilisiert und informiert, wo von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen Hilfe erfahren.
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Am Montag morgen hissten Mitglieder der Organisation „Terre des Femmes“ eine Flagge vor dem Stendaler Rathaus. Vom Marktplatz aus ist zu lesen: „NEIN zu Gewalt an Frauen“ sowie „frei leben ohne Gewalt“.
In den Bäckereien in der Stadt und in kleineren Orten im Landkreis Stendal hieß es an diesem Tag „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“. Im vergangenen Jahr verteilte die Projektgruppe noch 26.000 Tüten. Das waren aber zu wenig, haben die Rückmeldungen ergeben. In diesem Jahr orderten sie mehr und verteilten kreisweit 30.000 Stück. Besonders in kleineren Bäckereien auf dem Dorf sei dies wichtig. Dort kennt jeder jeden und die Hemmschwelle sich Hilfe zu suchen sei größer. Immerhin eine Person hatte sich nachweislich aufgrund der Tüten bei ihnen gemeldet, berichteten Mitarbeiterinnen der DRK-Beratungsstelle Miß-Mut.
Auf dem Marktplatz liegt ein Banner mit der Aufschrift „Gewalt gegen Frauen geht uns alle an“. Mitglieder der Projektgruppe „Gemeinsam gegen Gewalt“ sind so mit Passanten ins Gespräch gekommen. Darauf steht auch die Zahl 360. Die Zahl der Frauen, die im vergangenen Jahr getötet wurde, weil sie Frauen sind.
Außerdem lag eines an Info-Material zur Mitnahme bereit. So zum Beispiel zur Themen wie „Stalking“, und „sexualisierte Gewalt“ sowie Flyer der Beratungsstellen im Landkreis Stendal. Mit organisiert haben diesen Aktionstag Vertreter und Vertreterinnen von Miß-Mut, dem Opferschutz der Polizei und dem Opferschutz des Sozialen Dienstes der Justiz, dem Frauenhaus Stendal, ProFamilia, Erziehungs- und Familienberatungsstelle, Kinderschutz und Frühe Hilfen, Agentur für Arbeit und Jobcenter sowie die Gleichstellungsbeauftragten von der Hansestadt Stendal und dem Landkreis Stendal.
Die Mitglieder des Netzwerkes sitzen regelmäßig zusammen und sind gut vernetzt. So können sie für Betroffene schneller die passende Hilfe finden und zur Not auch weiter vermitteln, sollten gerade keine freien Kapazitäten da sein.
Bis zu acht Frauen und acht Kinder können im Frauenhaus Schutz finden. „Das Frauenhaus freut sich über jede Spende“, sagen die Mitarbeiterinnen Juliane Kirchbach und Katrin Schulle. Und die bekamen sie jüngst von der Frauenunion des Landkreises Stendal.
Das Thema „Gewalt gegen Frauen“ beschäftigt auch die Frauenunion des Landkreises Stendal. Der Vorstand um Vorsitzende Christel Güldenpfennig möchte praktische Hilfe leisten. Darum fragen sie regelmäßig im Frauenhaus nach, was gebraucht wird. Vorstandsmitglied Elke Schönfeld erreichte aktuell wieder ein Hilferuf. Darum spendeten die Frauen Hygieneartikel und Bekleidung, aber vor allem Gutscheine zum Einkaufen, da die Frauen oft ohne einen Cent in der Tasche im Frauenhaus um Hilfe bitten.
Die CDU-Frauen freuen sich, dass neben ihren Spenden auch Unternehmen bereit sind, ihr Engagement mit Geld zu unterstützen. Besonders berührt hat sie die Spende einer jungen Frau, die die Hilfe des Frauenhauses selbst zweimal in Anspruch nehmen musste: „Für das Frauenhaus gebe ich gern eine Spende. Das ist ein kleiner Dank von mir.“
Hilfsmöglichkeiten vermittelt die Projektgruppe „Gemeinsam gegen Gewalt“ dazu gehören:
Frauenhaus Stendal (z.B. über die Polizei Tel. 110) Netzwerk Kinderschutz und Frühe Hilfen des Landkreises Stendal (netzwerk-kinderschutz@landkreis-stendal.de), Sozialer Dienst der Justiz Stendal (Mönchskirchhof 6, Tel. 03931-64950), Weisser Ring (weisser-ring-aussenstelle-stendal@web.de), DRK-Beratungsstelle MißMut (miss-mut@drk-stendal.de oder für Betroffene sexualisierter Gewalt Tel. 03931-210221, für Opfer häuslicher Gewalt und Stalking: 03931-700105), Polizeirevier Stendal (Uchtewall 3), Gleichstellungsbeauftragte Landkreis Stendal (gleichstellung@landkreis-stendal.de), Gleichstellungsbeauftragte Hansestadt Stendal (gleichstellungsstelle@stendal.de), Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt im Jobcenter Stendal (Tel. 03931-640363)