Mode Im Mantel lebt der Kaffeesack weiter: Rösterei aus Stendal geht modischen Weg
Mode aus gebrauchten Kaffeesäcken – die gibt es jetzt auch in der Altmark. Rösterei-Inhaberin Marianne Kraßort aus Stendal und Schneiderin Maryan Emme aus Deetz haben sich dafür zusammengetan. Die Röstmeisterin wollte schon länger die ausgedienten Kaffeesäcke, von denen sich im Laufe der Jahre viele angesammelt haben, an Designer abgeben. Nun wurde sie selbst aktiv.

Stendal - Dass Marianne Kraßort eine umtriebige und an vielem interessierte Zeitgenossin ist, wird jeder unterschreiben, der sie kennt. Sie hört und schaut sich in der Altmark um, knüpft dorthin Kontakte, geht andernorts berufliche Partnerschaften ein, erweitert mit ihrer Offenheit fast täglich den Bekanntenkreis. So kam sie vor einiger Zeit mit Maryan Emme ins Gespräch, die im Klädener Ortsteil Deetz wohnt. Und damit in Nachbarschaft zum Ortsteil Klinke, in dem Marianne Kraßort lebt. In der Tangermünder Straße 4 in Stendal betreibt sie ihre Kaffeerösterei.
Und in der sind im Laufe der Jahre eine ganze Menge Kaffeesäcke zusammengekommen. Auf der Firmeninternetseite gibt es sogar einen aktuellen Stand: 4381 Säcke Kaffeebohnen verarbeitet. „Ich hatte schon länger vor, sie Designern anzubieten“, erzählt Marianne Kraßort. Denn wegwerfen will sie die gebrauchten Säcke aus Jute oder Sisal nicht. Vom Kaffeeproduzenten und -händler werden sie aber nicht zurückgenommen. Unter anderem, weil sie für den Handel mit Motiven und Geschäftsnummern bedruckt werden und dadurch zur nochmaligen Verwendung ungeeignet sind.
Jackett, Mützen und Taschen in der Kollektion
Wofür sie aber geeignet sind, ist Mode für die Dame und den Herren. Seit sie das in Amsterdam auf der Fachmesse World of Coffee gesehen hatte, ist sie selbst davon begeistert. Wie es im Leben aber immer so ist: Man hat die Idee und möchte, aber irgendwie kommt man dann doch nicht dazu... In dem konkreten Fall bis zum eher zufälligen Gespräch mit Maryan Emme. Als das beendet war, stand eine Verabredung beider Frauen: Mode aus Kaffeesäcken, das gehen wir jetzt gemeinsam an. Und so entstanden die ersten Arbeiten in Deetz.
Mittlerweile gibt es eine kleine Kollektion aus Mänteln, Mützen, Kostümen, Westen, Taschen, Rucksäcken, Schürzen, Badtaschen und Kissen. Die Ideen gehen der Schneiderin noch lange nicht aus. Einige der Kleidungsstücke werden vom Kaffeesack dominiert, bei anderen sind sie in Kombination mit Leinen verarbeitet. Und dann gibt es noch die Dinge, zum Beispiel Sonnenhüte, die mit einem Streifen Kaffeesack aufgepeppt werden.
Innen und am Kragen wird auf jeden Fall ein anderer Stoff verwendet, „damit es nicht kratzt“, erklärt die Schneiderin. Bei der Auswahl der Stoffe schaut sie immer, was zum Kaffeesack passt oder zu dessen Aufdruck, der als natürliches Muster erhalten bleiben soll. Für einen Kaffeesack mit afrikanischem Motiv darf es dann auch schon mal ein Stoff mit aufgedruckten Elefanten sein. Eines ist Maryan Emme und Marianne Kraßort wichtig: Jedes Stück ist ein Unikat, es gibt keines doppelt. Darum wird, wenn es jetzt richtig angelaufen ist, auf Wunsch das Kostüm oder das Jackett nach Maß des Kunden angefertigt.
Einen ersten Testlauf für die Kaffeesack-Mode made in Altmark gibt es im Arendseer Ortsteil Neulingen. Christa Ringkamp lädt dorthin auf ihren Landhof zur „Modenschau Klamottage Naturelle“ ein.
Marianne Kraßort und Christa Ringkamp – das ist wieder so eine Geschichte von einer eher zufälligen Erstbegegnung, die in einer kreativen Zusammenarbeit gemündet ist. Ganz konkret in der für die neue Altmark-Kiste, in die seit März auch Kaffee der Stendaler Unikat GmbH, der Stendaler Kaffeekult-Rösterei, gehört. Bei einem Besuch dort hatte Christa Ringkamp auf einer Schaufensterpuppe und auf Bügeln die ersten Entwürfe hängen sehen und schon auf den ersten Blick Gefallen daran gefunden. Als nun die Naturelle-Modenschau geplant wurde, stand für sie fest: Die verrückte Kaffeesack-Mode passt genau dazu.


