Corona Impfzentren im Landkreis Stendal bleiben immer häufiger auf Terminen sitzen
Mehr als 55 Prozent der Einwohner des Landkreises Stendal sind gegen das Corona-Virus geimpft. Doch die Bereitschaft, sich den schützenden Piks abzuholen, geht stetig zurück. Der Landkreis will mit Impfen ohne Terminvergabe gegensteuern.
Stendal - Noch vor ein paar Wochen hätten manche sonst etwas unternommen, um einen Impftermin zu bekommen. Doch inzwischen ist es fast ein Kinderspiel, sich für die Corona-Schutzimpfung in einem der beiden kreiseigenen Impfzentren vormerken zu lassen.
Viele glauben, das Schlimmste sei überstanden
„Wir stellen durchaus fest, dass die Impfbereitschaft der Bevölkerung nachlässt“, sagt Sebastian Stoll, Erster Beigeordneter des Landrates und verantwortlich für die Impfzentren. Gründe dafür gebe es mehrere, die eine Ursache lasse sich nicht finden. „Zum einen sind wir glücklicherweise bereits bei 55 Prozent Impfquote im Landkreis“, sagt Sebastian Stoll. Das sei zwar noch nicht die erwünschte Zahl, aber immerhin ein respektables Ergebnis. Zum anderen lasse der Rückgang der Inzidenzwerte viele Menschen in dem Glauben, das Schlimmste sei vorbei und sie bräuchten sich nicht mehr impfen zu lassen. „Das ist sicher ein gefährlicher Trugschluss, wie das Aufflammen der Infektionen in Großbritannien zeigt“, schätzt der Erste Beigeordnete ein. Schließlich gebe es auch noch vereinzelt Fälle, in denen sich die Menschen die Erstimmunisierung im Impfzentrum abgeholt haben, die Zweitimpfung dann aber beim Hausarzt vornehmen lassen.
Doch all das erklärt nicht den doch massiven Rückgang bei den Impfungen. Standen noch vor Wochen lange Schlangen in der Zufahrt zur Osterburger Straße 83 in Stendal, sind jetzt selbst zu Spitzenzeiten maximal drei bis fünf Personen vor dem Impfzelt zu sehen.
Noch trüber sei das Bild in Havelberg, berichtet Anna Dähnrich, Mitarbeiterin des Impfzentrums in Stendal. „Dort könnten wir täglich 140 Dosen verabreichen. Heute läuft es mal gut und es sind 120, sonst sind es deutlich weniger“, sagt sie. Dabei war das Impfangebot für die in Sachen medizinischer Versorgung gebeutelte Region östlich der Elbe ein Segen. Von der Idee, noch ein Impfzentrum in Seehausen einzurichten, nimmt der Kreis unter diesen Umständen erst einmal Abstand, sagt der Erste Beigeordnete.
Längere, arbeitnehmerfreundlichere Öffnungszeiten
Doch was will der Landkreis unternehmen, um mehr Menschen dazu zu bewegen, sich impfen zu lassen? „Nun, zunächst werden wir ab 5. Juli das Impfzentrum in Stendal bis 20.30 Uhr öffnen“, sagt Sebastian Stoll. Das soll vor allen Arbeitnehmern zugute kommen, die sonst einen freien Tag oder Urlaub nehmen müssten, um sich impfen zu lassen.
Als nächstes kommt eine Öffnung des Impfens für alle, die wollen, in Frage. Solch ein „Jedermann-Impfen“ gibt es beispielsweise schon in Neuruppin in Brandenburg. „So etwas wäre ohne Terminvergabe möglich“, erklärt Sebastian Stoll. Doch dazu sei die letzte Entscheidung noch nicht getroffen, weder Ort noch Zeit seien festgelegt.
Noch musste keine Impfdosis weggeworfen werden
Da der Impfstoff weiter stabil geliefert wird, müsste es bei weiter nachlassender Impfbereitschaft doch zu einem Überangebot kommen. Was dann? „Bislang haben wir überzählige Dosen noch immer unters Volk bringen können“, sagt Sebastian Stoll. Doch es sei durchaus denkbar, dass nicht aller Impfstoff verabreicht werden kann. „Noch mussten wir nichts verwerfen und würden das auch nur sehr ungern tun“, erklärt der Erste Beigeordnete. Zumal es noch immer viele Menschen gibt, die liebend gern eine Impfung erhalten würden. In anderen Regionen wird noch immer über mangelnde Versorgung mit Impfstoff geklagt. Wie kann das sein? „Es gibt einige dichter bevölkerte Landkreise, in denen viel weniger Impfkapazität bereitgestellt wird. Dort ist sicher auch noch nicht eine mit unserer vergleichbare Impfquote erreicht“, vermutet Sebastian Stoll.
Die Impfzentren sind zunächst nur bis zum 30. September finanziert. „Wir müssen sechs Wochen vor Schluss, also Mitte, Ende August, die letzten Erstimpfungen vornehmen, damit wir die dazugehörigen Zweitimpfungen verabreichen können“, sagt Sebastian Stoll.