Detlef Härtel arbeitet den abgenutzten Parkettboden im Rittersaal der Sparkasse auf Knarzendes Schmuckstück wird aufpoliert
Bald 120 Jahre alt ist der Rittersaal in der Sparkasse an der Poststraße. Und so alt ist auch der Fußboden darin. Jetzt bekommt das Eichenparkett einen neuen Schliff.
Stendal l "Der ist richtig alt. Das hab ich beim Schleifen gemerkt, fünf-, sechsmal musste ich drüber." Wenn Detlef Härtel über den Eichenparkettboden im Rittersaal der Sparkasse spricht, hört man Respekt heraus. Vor der Widerstandsfähigkeit von Holz, aber auch vor solidem Handwerk.
Der Parkettlegemeister aus Tangerhütte poliert den Fußboden in dem prächtigen Saal in der Poststraße im wahrsten Wortsinne wieder auf. Schleifen, kitten, polieren, ölen... knapp hundert Quadratmeter hat er zu bearbeiten. Zwei Wochen wird Härtel, der auch schon den Parkettboden im Tangerhütter Neuen Schloss aufgefrischt hat, dafür brauchen. "Wenn man so einen Auftrag kriegt, freut man sich", sagt er und schaut sich um in dem holzvertäfelten Saal, den er Schmuckstück nennt.
Fast 120 Jahre alt ist dieses Schmuckstück - 1892 wurde die Genehmigung für den Bau des sogenannten Ständehauses erteilt, das zwei Jahre später eingeweiht wurde. Entworfen hat das Haus sowie den Saal mit dem Kamin, den großen Bleiglasfenstern und dem offenen Dachwerk samt Bogensparren Ferdinand Schorbach. Der Sitzungsraum namens Rittersaal war für den Kommunal-Landtag vorgesehen, aber auch der Kreistag fand hier über Jahre statt, weil kein eigener Sitzungsraum im damals sehr beengten Landratsamt zur Verfügung stand. So ist es dem Band "Baukunst in Norddeutschland" von Günther Kokkelink zu entnehmen.
Land- und Kreistag hatten im Rittersaal schon lange keine Sitzungen mehr, aber von der Öffentlichkeit wird er durchaus geschätzt. Ob "Jugend musiziert", Kreisschützenempfang oder Trauungen - genutzt wird der Saal rege. Und das sieht man eben auch dem Fußboden an, der mächtig abgewetzt und ausgeblichen wirkt - auf dem Stück, auf dem Detlef Härtel noch nicht mit seinen Schleifmaschinen war. Höchstens einen Millimeter trägt er ab, in mehreren Durchgängen, mit Schleifscheiben verschiedener Körnung. Nach der Behandlung mit dem Tannenharzöl zeigt sich der Holzboden wieder in matt-goldenem Glanz. Die Abnutzungsspuren kann Härtel dem Parkett also austreiben, aber das Knarzen hier und da nicht. "Das gehört dazu, Holz arbeitet. Und wer sich für Parkett entscheidet, entscheidet sich für Fugen und damit auch Geräusche."