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Die Tangerhütter Oldtimerfreunde unterstützten bisher zehn Film- und Fernsehproduktionen Kühnel reist mit alten Autos in alte Zeiten

Von Rudi-Michael Wienecke 11.02.2013, 02:24

Oldtimer aus der Altmark rollen in mittlerweile zehn verschiedenen Filmproduktionen über die Leinwände. Ihren Besitzern, den Mitglieder im Verein der Freunde historischer Fahrzeuge und Werkstatttechnik Tangerhütte, ist es zu verdanken, dass die Streifen authentisch wirken.

Tangerhütte l Der Tangerhütter Thomas Kühnel freut sich auf den 12. März. Er und drei weitere Oldtimerfreunde aus der Altmark schauen sich an diesem Tag in Berlin die Premiere der ZDF-Produktion "Ein weites Herz" an. Der Film wird am 1. April im Fernsehen ausgestrahlt. Die Einladung der Altmärker durch die Filmemacher ist ein Dankeschön. Die Männer unterstützten 2011 nämlich mehre Tage lang die Produktion in den Städten Berlin, Potsdam, Luckenwalde und Babelsberg mit ihrer alten Technik. Sie waren Statisten, Fahrer und Techniker. Allein Thomas Kühnel stellte für die Dreharbeiten fünf seiner alten Gefährte zur Verfügung. Der Stendaler Michael Trösken war mit einem Fahrzeug dabei.

"Lauf Junge lauf" ist der Name einer Produktion, die erst im kommenden Jahr in die Kinos kommt. Auch für diesen Streifen und mittlerweile acht weitere machten sich Altmärker mit ihren Oldtimern auf dem Trailer auf den Weg zu den Drehorten. Ein Hanomag-Sturm, Baujahr 1937, feierte bei dieser Gelegenheit seine Premiere als Film-Star. Ursprünglich als Zivil-Pkw gebaut, wurde er von der Wehrmacht einkassiert und für militärische Zwecke umgebaut. Während des Krieges blieb er liegen und verschwand in einer Scheune im tschechischen Ostrava. Ende der 90er Jahre wurde er dort entdeckt und nach Deutschland geholt. Fünf Jahre sanierte Kühnel dieses Mobil, bis der Originalzustand wieder hergestellt war. Nicht ohne Stolz erwähnt der Tangerhütter, dass es von diesem Hanomag-Sturm weltweit nur noch 15 Fahrzeuge gibt.

"Ich wollte mobil sein."

Oldtimerfan Thomas Kühnel

Bei Dreharbeiten werden die Requisiten nicht in Watte gepackt. In "Lauf Junge lauf", einem Film, der die Flucht eines jüdischen Jungen aus dem Warschauer Getto beschreibt, zerstörte ein Querschläger die Seitenscheibe von Kühnels Hanomag. Warum setzt man seine Schätze solcher Gefahr aus? Das Geld sei es nicht, meint Kühnel. Zwar werde der Aufwand je nach Größe des Budgets der jeweiligen Filmgesellschaft entschädigt, leben könne man aber von dem Hobby keinesfalls. Vielmehr seien Spaß und Spannung, die Chance, hinter die Kulissen zu schauen, die Triebkräfte. "Man fährt mit seinem alten Auto in die alte Zeit. Da sieht man viele dieser Autos auf den Straßen", schwärmt Kühnel. Außerdem lerne man Gleichgesinnte kennen. Dies schweiße den Bund der Oldtimer-Liebhaber mehr und mehr zusammen.

20 Oldtimerfreunde aus dem Landkreis Stendal und angrenzenden Landkreisen unterhalten im Tangerhütter Verein der Freunde historischer Fahrzeuge und Werkstatttechnik mittlerweile einen mehr als 50 Fahrzeuge zählenden Fuhrpark. Aus den unterschiedlichsten Gründen entdeckten sie ihr Interesse an den nostalgischen Gefährten. Den einen reizt die einfache und robuste Technik, den anderen die Formschönheit dieser Autos. Oldtimer heben sich schließlich aus der computergesteuerten und aerodynamisierten grauen Masse auf heutigen Straßen hervor. Für Thomas Kühnel waren es in den 80er Jahren ganz praktische und finanzielle Gründe, die ihn zum Oldtimerfreund werden ließen: "Ich wollte mobil sein", sagt er schmunzelnd. Damals war eben für einen jungen Mann ein F8-Cabrio aus den 50er Jahren preiswerter zu bekommen als die begehrten Trabbis, Wartburgs oder Ladas.

Ein altes Auto in der Garage verlangt vom Besitzer schrauberisches Können. Dieses Wissen eignete sich der Tangerhütter autodidaktisch an. Aber wer an einem F8 schrauben kann, kann es auch an einem anderen DKW oder an einem Hanomag. So wuchs im Laufe der Jahre nach und nach der historische Fuhrpark von Thomas Kühnel. Sein ältestes Zweirad ist ein Hochrad aus dem Jahr 1874. Sein ältestes Motorrad, eine Triumph K5, verließ 1928 die Werkhalle des Herstellers. Sein ältestes Auto, ein Framo Dreirad, wurde 1935 gebaut.

Spezialisiert ist er mittlerweile auf die Marke Hanomag. Was aber nicht heißt, dass er um andere Oldtimer, die noch irgendwo in einer Scheune auf ihr Erwecken warten, einen Bogen macht. So baut er derzeit ein Motorrad der Marke Phönix aus dem Jahr 1935 auf.