Nach sechs Jahren Kontinuität steht Zukunft des Jugendraums in Buch jetzt auf der Kippe Landjugend will sich nicht wegsparen lassen
Sie machen sich Sorgen um die Zukunft ihres Jugendraumes - die Kinder und Jugendlichen aus Buch. Der Grund: Im August endet das Beschäftigungsverhältnis von Petra Mandry. Gibt es kein Geld, steht auch dieser wichtige Treffpunkt auf der Kippe.
Buch l Orte, wie den Jugendraum in Buch, gibt es nur noch wenige. Dass sie benötigt werden, ein wichtiger Bestandteil für die Menschen, vor allem die jungen Menschen im ländlichen Raum sind, lässt sich an diesem Beispiel ganz deutlich nachweisen.
Seit dem Jahre 2000 besitzt das kleine Dorf - heute Ortsteil der Stadt Tangermünde - seinen Jugendraum. Anfangs wurde er mit ständig wechselndem Personal betrieben. "Seit sechs Jahren bin ich hier", berichtet Petra Mandry nicht ganz ohne Stolz. Sie besitzt die Jugendleitercard, hat Lehrgänge besucht. Die 52-Jährige hat einen Draht zu allen, die hier ihre Freizeit verbringen. Und das sind ganz verschiedene Altersgruppen. Sechsjährige treffen sich hier zum Spielen, Jugendliche nehmen den Ort als regelmäßigen Treffpunkt. Sogar junge Mütter kommen zum Jugendraum, weil sie hier Menschen aus dem Ort treffen, hier sozusagen die "Kaufhalle von heute" ist. Der Klubraum, integriert in die Sporthalle, avancierte in den vergangenen Jahren zum Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft, zum sozialen Zentrum.
Um den ständigen Wechsel des Personals zu umgehen, hatte vor sechs Jahren das Bucher Zönu eine Vereinbarung mit der damals noch existierenden Gemeinde Buch getroffen. Fortan war es Petra Mandry, die für die Kinder und Jugendlichen als Ansprechpartnerin zur Verfügung stand. Im vergangenen Jahr sprang statt der Gemeinde Buch die Stadt Tangermünde in die Vereinbarung ein. "Unsere Aufgabe war es, bis zum Ablauf der Zeit, also August, eine Fördermöglichkeit für diese Stelle zu finden", berichtet Zönu-Leiterin Uta Neuhäuser. Der beim Landkreis Stendal gestellte Antrag auf Übernahme von Honorarkosten für diese Stelle wurde abgelehnt. "Jetzt hoffen wir, dass die Förderung weiter über die Stadt läuft."
"In Buch gibt es keinen Vandalismus. Hier herrscht Ruhe."
Zönu-Leiterin Uta Neuhäuser
"Wir reden hier über etwas mehr als 2000 Euro im Jahr", betont Ortsbürgermeister Günter Rettig während eines Treffens im Bucher Jugendraum. Der Landkreis ist nicht gewillt, diese Stätte zu erhalten. In der Begründung zur Ablehnung heißt es, in Tangermünde würde es ausreichend Angebote geben. Doch da haben die Bucher eine ganz andere Meinung. Groß auf ein Plakat geschrieben haben die Kinder und Jugendlichen: "Nur weil wir auf dem Land leben, lassen wir uns nicht wegsparen." Mehr als 100 Unterschriften haben sie im Dorf gesammelt. Tischler Alexander Riemann, ebenfalls aus Buch, hatte ihnen die Schilder gebaut. "Der ländliche Raum lässt sich nicht entwickeln, wenn niemand bereit ist, bereits in solche kleinen Dinge zu investieren", macht der Ortsbürgermeister klar.
Wie wichtig dieser Ort für Kinder und Jugendliche aus Buch, Jerchel, Schelldorf, Bittkau und Grieben ist, wissen die, die hier leben. "Hier gibt es keinen Vandalismus. In Buch herrscht Ruhe und Ordnung", sagt Uta Neuhäuser. Jeden Nachmittag ist der Raum geöffnet. Täglich nutzen etwa 30 Besucher die wechselnden Angebote. Jede Woche bringt Anke Hartel vom mobilen Streetwork Beschäftigungs- ideen mit. Auch das CJD Billberge mit seiner mobilen Jugendarbeit macht hier Station. "Ist kein fester Ansprechpartner vor Ort, laufen auch die Kinder und Jugendlichen auseinander", weiß Anke Hartel aus Erfahrung.
Chris Bünger aus Tangermünde, der hier sein Praktikum absolviert, ist gern in Buch. "Hier herrscht eine familiäre Atmosphäre", erzählt er. "Der Zusammenhalt ist groß. Würde es den Raum nicht geben, würde ein Ort fehlen, um sich zu treffen."
"Für mich ist das hier keine ständige Einrichtung."
Streetworkerin Carola Schulz
Wie wichtig den jungen Buchern der Jugendraum mit Petra Mandry ist, bringt Marvin Konau auf den Punkt: "Tante Mandry ist die Beste. Wir haben hier viele Freiheiten, müssen uns aber trotzdem an bestimmte Regeln halten." Als es den Jugendraum noch nicht gab, waren die Friedhofsmauer, die Bushaltestelle Treffpunkte im Ort. "Und wenn man dort sitzt, findet man irgendwie kein Ende. Ist hier am Abend Schluss, gehen wir nach Hause", stellt der junge Bucher klar.
Für die Kinder und Jugendlichen im Ort ist Petra Mandry im Laufe der Jahre zu einer absoluten Vertrauensperson geworden. "Sie sichert den sozialen Frieden in der Gemeinde", sagt Günter Rettig. Zuverlässig erfülle sie ihre Arbeit. Darauf bauen die jungen Menschen auf. Das merkt auch Tangermünders Streetworkerin Carola Schulz. "Für mich ist das hier keine ständige Einrichtung", sagt sie. Das bedeutet: Hier ist nicht der Brennpunkt ihrer Arbeit, gibt es keine Probleme. Ein Jugendlicher hätte in den vergangenen Jahren Unterstützung gebraucht. In diesem Fall arbeiteten Anke Hartel, Petra Mandry und Carola Schulz zusammen.