Marktplatz Ein neuer Gipfel in Stendals Mitte
Der sanierte Stendaler Marktplatz wird am 4. Mai freigegeben. Die Volksstimme schaute sich die vielen neuen Details schon mal an.
Stendal l Das bis auf die Deponie ja recht bergfreie Stendal hat einen neuen Gipfel bekommen. Und das in seiner historischen Mitte – mitten auf dem Marktplatz. Nun ja, der Gipfel ist nicht sonderlich spektakulär, gerade so ein paar Zentimeter hoch, aber er birgt eine große Höhle: ein 107 Kubikmeter fassendes Regenwasserrückhaltebecken. Das soll bei Starkregen die Rohre entlasten. Und damit das Wasser auch dorthin fließt, wo es hin soll, ist der Platz in der Mitte gewölbt.
So etwas erfährt die Volksstimme von Stendals Rathaussprecher Klaus Ortmann, als sie mit ihm bei einem Exklusiv-Rundgang über den noch gesperrten, aber schon fertigen, mit Granit-Kleinpflastermix und gespaltenem Basaltkleinpflaster sanierten Stendaler Marktplatz schlendert. Und wird auf diese Weise darauf aufmerksam, dass die Elektrikkästen für die Markthändler nun im Boden versenkt sind.
Auf Bodenniveau befinden sich auch die zehn Düsen des Wasserspiels, das in einem geschlossenen Kreislauf literweise kühles Nass hinaussprudelt und wieder verschluckt – zum ersten Mal übrigens zur offiziellen Eröffnung des sanierten Marktplatzes am 4. Mai. Das wird vor allem die 62 Spender freuen, die 13.240 Euro zu den Baukosten beigetragen haben. Ihre Namen übrigens werden in einer im Pflaster am Rande eingelassenen runden Platte zu lesen sein.
Man kann sich den Marktplatz natürlich ganz flexibel im Stehen anschauen oder aber auf einer der acht Stahlbänke im Norden, Süden oder Westen Platz nehmen. Aber Achtung, nicht entspannt nach hinten lehnen – der Marktensemble-Betrachter sollte Haltung bewahren, die Bänke sind lehnenlos. Aber wenn man dann da so sitzt, hat man nicht nur einen schönen Blick, sondern wird man auch alte Notizzettel oder die leere Brötchentüte los: in einem der sechs gestalterisch zum Sitzmöbel passenden Stahlpapierkörbe. Und das Fahrrad kann man derweil an einem der vier Anlehnbügel abstellen. Oder dort auch den Hund anleinen.
Abends dann muss man natürlich auch nicht im Dunkeln herumtasten, sondern bekommt Licht von den acht Meter hohen Laternenmasten, die vom Hersteller als „Grashalm“ gehandelt werden. Sie erhellen mit Zusatzstrahlern noch das Rathaus, während zu Füßen der Gerichtslaube kleine Bodenstrahler selbige dem Abenddunkel entreißen.
Wenn man sich von all dem Geleuchte gar zu gestört fühlt – denn auch die Wasserspieldüsen haben einen Lichtfarbeffekt verpasst bekommen und das benachbarte Geldinstitut spart ja ebenso nicht mit Grellheit –, sucht man am besten den leicht beschattenden Schutz der fünf Säulenhainbuchen auf der westlichen Seite des Platzes auf. Das wird auch bei Sonnenschein eine gute Idee sein auf dem sonst ja sehr frei und offen gestalteten Platz.
Für ein paar kurze Wochen im Jahr wird sich zu den fünf Laubbäumen auch wieder ein Nadelbaum gesellen: der Stendaler Weihnachtsbaum. Sein Stammplatz ist ihm sicher – die Mitte des Markts. Dort ist unter einem Gullydeckel mit Stendals Stadtwappen die Hülse für den Baum im Boden eingelassen. Er ragt dann also gewissermaßen aus Stendals neuem Gipfel empor. Und wer am Rätseln ist, was denn die beiden vierstelligen Zahlen auf dem Plateau bedeuten mögen, dem sei verraten: Nein, es sind keine Höhenangaben, sondern die Jahreszahlen der großen Marktplatzsanierungen. Vor 2016 gab es demnach bereits eine im Jahr 1905.
Auf die nächste Großsanierung aber wartet die Stadt wohl gern wieder etwas länger und hofft derweil auf weniger Dellen und Gruben im Pflaster. Man will daher in besonderem Maße das Parkverbot auf dem Platz im Auge behalten. „Wie, das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen“, so Klaus Ortmann, „aber der Marktplatz ist keine Fahrbahn.“ Im Gegensatz zur Straße vor dem Rathaus: Die kann man ganz legal befahren.