Demografie Menschen aus der Reserve locken
Spielerisch sind auf dem Stendaler Marktplatz Perspektiven zum demografischen Wandel aufgezeigt worden.
Stendal l Es macht weder vor Wind noch vor Regen Halt: das Demografie-Mobil des Landes Sachsen-Anhalt. In insgesamt zehn Städten macht es im Rahmen der zweiten Demografie-Woche vom 11. bis zum 18. August Station. Der Grund: Bürger und Akteure des demografischen Wandels sollen ins Gespräch kommen und zeigen, wie der demografische Wandel aktiv gestaltet und an einer lebenswerten Zukunft im Land gearbeitet werden kann.
Am Freitag war das Demografie-Mobil nun auch auf dem Stendaler Marktplatz zu Gast. Trotz Regenwetters präsentierten die Akteure ihre Projekte und Ideen. Eine von ihnen ist Marion Manthe von der Agentur für Arbeit Stendal. „Viele Leute sind froh, dass wir ihnen unter die Arme greifen“, so die Wiedereinstiegsberaterin. Um dem demografischen Wandel entgegenzuwirken, stellt sie das Projekt „Stille Reserve“ vor, mit dem arbeitslose Menschen erreicht werden sollen, die sich nicht bei der Agentur für Arbeit gemeldet haben.
Den Stand teilt sie mit Kooperationspartnerin Kathleen Kramer von der Perspektive Wiedereinstieg. LöWe heißt das Projekt, das vor allem jungen Müttern Lösungswege aufzeigen soll. „Wir wollen Frauen nach der Familienphase den Wiedereinstieg in den Beruf ermöglichen“, so der Projektcoach. Oft können Frauen nicht mehr in ihren alten Beruf zurück. Neue Perspektiven sollen ihnen dabei helfen, den Wiedereinstieg mit Kind zu schaffen und auch berufliche Alternativen aufzuzeigen.
Über Alternativen und die Lebensqualität Stendals sprach Moderatorin Katrein Wolf mit Besucherin Susanne Höckel, die seit 20 Jahren in Stendal lebt. „Ich lebe nicht gern hier“, sagt diese. „Die Menschen könnten glücklicher sein“, so die Besucherin. Vor allem der Umgang miteinander sollte sich ändern. Außerdem sei es nicht schön, dass so viele junge Menschen in die Großstädte und damit wegziehen.
Genau das will Christian Scharf von GoEurope. „Junge Leute sollen ins Ausland gehen, damit sie das dort erlangte Wissen und Know-How in der Region einbringen können, wenn sie zurückkommen.“ Frischen Wind wünscht sich auch Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert (Grüne). „Wir müssen Leute finden, die sich hier niederlassen“, sagt sie und verweist damit auf einen Ausbau der Breitbandstruktur. Vor allem die ökologische Umstellung der Landwirtschaft und die Junglandwirte müssen gefördert werden.
Auch KinderStärken e.V. beschäftigt sich mit der Frage, wie man junge Leute hier halten könnte. „Wir müssen verdeutlichen, was junge Leute an der Stadt haben und versuchen, Perspektiven aufzuzeigen und Hilfe anzubieten“, so Susanne Borkowski von der Hochschule Magdeburg-Stendal. Dazu gehe der Verein vor allem auch der Frage nach, welche Beteiligung Kinder und Jugendliche in der Gesellschaft erfahren. Projekte gegen Mobbing unter Schülern gehören dabei genauso dazu, wie Hilfsangebote für Eltern und der Einsatz für ebendiese.
Für mehr Vielfalt in Unternehmen setzt sich das IQ Netzwerk Sachsen-Anhalt ein. Durch die Ausbildung sogenannter Diversity-Berater sollen alte Strukturen erfasst und optimiert werden, um vor allem auch die Integration von Geflüchteten als Fachkräfte zu vereinfachen, so Gavin Theren, der selbst eine Schulung hinter sich hat. Wie bei jedem Aspekt der Demografie bräuchten aber auch diese Veränderungsprozesse vor allem eines: Zeit.