Merlin, Michel und Dobby: Schlachtfohlen sind in ihrem neuen Leben angekommen

Sie sind schon ein gutes Stück gewachsen - die drei Noriker-Fohlen auf dem Pferdefreizeithof in Cobbel. Dort haben sie ihr junges Leben noch einmal geschenkt bekommen, denn sie waren zum Schlachten bestimmt.

Cobbel l Merlin, Michel und Dob- by zupfen Angela Jackowski an der Jacke und verlangen mit kindlichem Nachdruck ein Möhrchen. Die jungen Kaltblüter, die eigentlich im Herbst vergangenen Jahres auf großen Schlachthöfen ihr Leben hätten lassen sollen, haben sich gut eingelebt auf dem Pferdefreizeithof in Cobbel. In der großen Pferdefamilie - 16 sanfte Riesen leben auf dem Areal am Cobbeler Mühlenweg - fühlen sie sich wohl. Manchmal fast ein bisschen zu sehr. Übermütig sind sie, lebensfroh und quietschfidel.

"Unsere Babys sind ziemlich frühreif, das ist bei der Rasse aber auch nicht ungewöhnlich", erzählt Angela Jackowksi, Vorsitzende des Vereins "Interessengemeinschaft Freizeit mit Pferden und Pferdeschutz Cobbel". Neben den älteren Vierbeinern "Mausi" und "Blacky", die die Fohlen von Anfang an adoptiert hatten, wurde auch sie Ersatzmutter, Erzieherin und ein Partner zum Kräftemessen für die jungen Noriker.

Freigekauft für ein langes Pferdeleben in der Altmark

Die drei Fohlen, Halbgeschwister aus Österreich, konnten im September dank vieler Spender und der Unterstützung der Tierschutzorganisation "Animal Spirit" auf dem Weg zum Schlachthof freigekauft werden und sollen in der Altmark eine Chance auf ein langes Pferdeleben haben. Gut 30 Jahre könnten das werden.

Auch wenn sie nicht alle Schlachtfohlen retten kann - denn die Branche ist gewaltig - so ist es Angela Jackowski doch wichtig, mit der Freikaufaktion der drei Kaltblüter ein Zeichen zu setzen. Und zwar gegen gezielte Fohlenproduktion und -entsorgung aus touristischen oder pharmazeutischen Beweggründen - weil Stutenmilch erwünscht ist oder Bergidylle in der Saison mit Pferdebabys geschmückt werden sollen. "Wir drei dürfen leben!", so steht es auf der Internetseite des Vereins - auch ein Tagebuch ihrer ersten Monate ist dort zu finden. Und das erzählt unter anderem vom ersten Geburtstag Merlins, der am 11. März mit Blumenketten und Leckereien gefeiert wurde. Und natürlich von dem, was "meine Babys", wie sie Angela Jackowski noch immer nennt, bisher erlebt haben: Die ersten Runden in der Reithalle mit Teddy Willi auf dem Rücken, aber auch die unbändige Lebenslust im Spielepark der Anlage.

Vor etwa einer Woche wurden die drei Halbstarken kastriert - ein wichtiger Schritt, um Ruhe in die aufkeimenden Frühlingsgefühle zu bringen und ein echter Kraftakt für alle Helfer. Wenn alles verheilt ist, dann dürfen sie auch wieder in der Herde über den Spieleparcours toben.

Probereiten mit Teddy und Fohlen-Abc fürs Vertrauen

"Sie haben richtig viel Kraft", sagt Angela Jackowski aus eigener Erfahrung. "Neben aufforderndem Anstupsen zeigt sich das auch manchmal mit frechem Zwicken", erzählt sie. Trainiert werden die Fohlen vor allem spielerisch: Ziel ist das Fohlen-Abc. Dazu gehören Fuß geben, sich führen lassen und Vertrauen zeigen, auch wenn immer wieder eine raschelnde Folie oder eine gefährliche Wasserschlauch-Schlange Ablenkungsmanöver versuchen. Auch am Tiergottesdienst im Oktober des vergangenen Jahres haben die drei Jüngsten auf dem Cobbeler Freizeit- und Gnadenhof bereits teilgenommen. Am 10. Juni findet der nächste Gottesdienst für Mensch und Tier in der Cobbeler Reithalle statt.

Der Cobbeler Verein hat sich neben der Sensibilisierung von Menschen für das Wohl von Tieren vor allem die artgerechte Haltung der Pferde im Herdenverband und in Offenställen mit Freilaufmöglichkeiten sowie die gewaltfreie Ausbildung der Tiere zum Ziel gesetzt.

Wer sich für den Verein interessiert, die jungen Noriker in der Herde unterstützen möchte oder einfach Kontakt zu Angela Jackowski aufnehmen möchte, kann das unter (0 39 35) 21 35 72 tun - beziehungsweise per E-Mail: gadamed@web.de.

Mehr zum Verein gibt\'s im Internet unter: www.pferdefreizeithof-cobbel.de