Chris und Marcus Kellmann haben ihr Hobby zum Beruf gemacht / Unternehmen hat mittlerweile 15 Mitarbeiter Mit Bienen und Zucker die Welt für sich erobert
Rund 94000 Imker mit insgesamt etwa 750000 Bienenvölkern sorgen in Deutschland für eine reich gedeckte Honigtafel. Ein großer Markt, den die beiden Brüder Chris und Marcus Kellmann aus Stendal für sich entdeckt haben. Sie haben sich auf den Imkerbedarf spezialisiert und vertreiben ihre Produkte europaweit.
Stendal l "Mit ein paar Bienenvölkern hat alles angefangen", erinnert sich Chris Kellmann (24) an seine Jugendzeit, als er zusammen mit seinem Bruder begonnen hat, die nützlichen Helfer zu züchten. Das war vor 13 Jahren.
Um ihre Bienen auch außerhalb der Vegetationszeit ernähren zu können, benötigten die Brüder günstiges Futtermittel. "Wir haben Flüssigzucker gekauft und auch verschiedene andere Sachen probiert", erzählt Markus Kellmann (26). Diese Erfahrungen nutzten sie schließlich, um auch andere Imker mit dem passenden Futter zu beliefern. Mit Erfolg. Und so wurde aus einem Kleingewerbe vor acht Jahren eine GbR mit dem ersten Mitarbeiter. Im Jahr 2005 waren es schon zwei Beschäftigte.
Nachdem der Platz bei den Eltern nicht mehr ausreichte, mieteten sie sich in Borstel eine Lagerhalle an, doch auch die wurde vor drei Jahren zu klein, und sie bezogen die Halle eines ehemaligen Fensterbaubetriebes in der Industriestraße in Stendal. Mehr als 4000 Quadratmeter stehen den Brüdern dort zur Verfügung. Viel Platz, nicht nur für Bienenfutter, sondern auch weitere Projekt- ideen der Jungunternehmer. Das starke Wachstum von damals haben die Brüder beibehalten. "Das liegt meist im zwei- bis dreistelligen Bereich", sagt Marcus Kellmann. Die Umsatzmillion haben die Brüder längst überschritten.
Ihr Grundidee, der Verkauf von Bienenfutter, ist weiterhin eine tragende Säule. Es wird jedoch kaum noch Flüssigzucker, sondern vor allem Stärkesirup, den die Unternehmen in großen Mengen einkaufen und für die Kunden portionieren. Jährlich gehen bis 7000 Tonnen über den Ladentisch.
Zugenommen hat auch der Verkauf von Bienenwänden. Diese werden im Unternehmen aus Wachs hergestellt. Den benötigten Rohstoff kaufen die Kellmanns weltweit ein. "Nur so können wir den Bedarf decken", erklärt Chris Kellmann. Denn Wachs sei ein seltenes Gut geworden. Nachgefragt werden jedoch auch Honiggläser sowie weiteres Zubehör, was das Angebot der Firma gut abrundet.
"Wir haben immer versucht, verschiedene Projekte zu realisieren. Die, die am besten liefen, haben wir ausgebaut", erklärt Marcus Kellmann sein Geschäftsprinzip. Das steht zwar nicht im Lehrbuch, aber genauso funktioniert in der Regel die Wirtschaft. Eine gute Grundlage zum Führen der Firma war aber dennoch ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre.
Nach dem Abitur haben sie sich bewusst für diesen Weg in die Selbständigkeit entschieden. Daran konnte auch der Wegzug ihrer Eltern nach Norwegen nichts ändern. Sie sind der Region treu geblieben und beschäftigen mittlerweile 15 Mitarbeiter.
"Das ist beeindruckend", sagte vor wenigen Tagen IHK-Geschäftsführer Andre Rummel bei seinem Besuch in Stendal. Mit Interesse schaute er sich am altmärkischen Standort um und bewunderte den Unternehmergeist der beiden. Es sei toll, wenn junge Menschen Verantwortung übernehmen.
An neuen Ideen mangelt es den Brüdern nicht. Vor wenigen Wochen haben sie die Versuchsanlage zur Produktion von Biohagelzucker abgebaut und durch eine neue Anlage ersetzt. Sie produziert vollautomatisch das neue Produkt. Damit haben sich die Unternehmer eine neue Nische erschlossen. Das Produkt wird zunehmend von Lebensmittelproduzenten nachgefragt. Grund ist die geänderte EU-Richtlinie, nach der für die Produktion von Bio-Lebensmitteln auch der Zucker das Bio-Prädikat haben muss. Mit ihrem Produkt gehören sie bisher zu nur wenigen Herstellern in Europa.
"Wir stehen derzeit in Verhandlungen mit vielen Unternehmen in der Lebensmittelindustrie und sehen darin viel Potential", sagt Chris Kellmann. Damit haben sich die zwei Jahre Entwicklungszeit offenbar gelohnt.
Die Kunden des Unternehmens sitzen nicht nur in Deutschland. Über die Hälfte der Produkte wird in den übrigen Teil der Welt geliefert. Inzwischen gibt es auch einen eigenen Vertrieb für Polen. Die Gebrüder Kellmann stellen sich jedoch auch ihrer Verantwortung als Ausbildungsbetrieb und bilden zum weiteren Wachstum des Unternehmens inzwischen den eigenen Nachwuchs aus.