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Stadtgeschichte Nachtigalplatz in Stendal: Überraschender Fund bei Recherche zur Namensherkunft

Woher hat der Nachtigalplatz in Stendal seinen Namen? Silke Junker vom Altmärkischen Museum entdeckt bei ihrer Rechercher zur Herkunft Überraschendes.

Von Leon Zeitz 01.08.2023, 08:00
Auf einem Stadtplan von 1989 aus dem Altmärkischen Museum heißt der Nachtigalplatz in Stendal noch Leninplatz.
Auf einem Stadtplan von 1989 aus dem Altmärkischen Museum heißt der Nachtigalplatz in Stendal noch Leninplatz. Foto: Leon Zeitz

Stendal - Die meisten Stendaler werden wissen, dass der Nachtigalplatz in der Hansestadt nichts mit dem Vogel zu tun hat, sondern seinen Namen Gustav Nachtigal zu verdanken hat. Der Afrikaforscher und Arzt wurde in der Altmark, genauer in Eichstedt, im Jahr 1834 geboren. Der Fall scheint damit klar zu sein: Der Platz hat seinen Namen zu Ehren des Altmärkers erhalten. Artikel Ende. Nicht ganz. Dass es durchaus mehr über den Nachtigalplatz zu berichten gibt, weiß Silke Junker. Die Mitarbeiterin im Altmärkischen Museum ist bei ihrer Recherche auf Überraschendes gestoßen.

„Was mich erstaunt hat, ist, dass der Platzname jünger ist als das Denkmal“, sagt sie. Das Denkmal zu Ehren des Forschers wurde im Jahr 1891 enthüllt. Der Name Nachtigalplatz findet sich erst im Jahr 1934. Also 43 Jahre später.

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Ein Blick auf alte Stadtpläne beweist das. So ist auf einem Stadtplan aus dem Jahr 1929 zwar das Nachtigal-Denkmal eingezeichnet, im Register zu den Straßennamen sucht man den Platz allerdings vergebens. „Damals hatte der Platz einfach keine besondere Bezeichnung.“

Erst zum 100. Geburtstag Nachtigals 1934 wurde der Platz zu seiner Ehrung so genannt. Drei Jahre später wurde zudem die damalige Magdeburger Straße (heute Dr.-Arthur-Schulz-Straße) ganz in der Nähe des Platzes in Nachtigalstraße umbenannt.

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Im Laufe der Jahre gab es noch eine andere Persönlichkeit, die der sogenannten Raw-Kreuzung ihren Namen gab. Im Jahr 1969 wurde aus dem Nachtigalplatz der Leninplatz. Der Grund dafür war der 20. Jahrestag der DDR. Mit dem Namenswechsel musste auch das Denkmal weichen. Anstelle von Gustav Nachtigal wurde nun Lenin mit einer Statue geehrt. Allerdings stand diese nicht an gleicher Stelle, sondern schräg gegenüber. Das Nachtigal-Denkmal wurde im Museum untergebracht.

Am 6. November 1977, am Vorabend des 60. Jahrestages der großen sozialistischen Oktoberrevolution, übergab die sowjetische Garnison Stendal ein neues Lenin-Denkmal. „Dieses stand bis zum Jahr 1991 am Platz. Heute steht es im Feuerwehrmuseum. Was aus dem alten Denkmal geworden ist, weiß man nicht“, sagt Silke Junker.

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1991 erfolgte dann auch wieder die Rückbenennung des Platzes in Nachtigalplatz und die Bronzebüste wurde auf neuem Sockel im Dezember dieses Jahres aufgestellt. Der Nachtigalplatz ist nicht der einzige Ort in Stendal, der heute noch an den Forscher erinnert. Seit 1997 gibt es in Stendal-Stadtsee die Dr.-Gustav-Nachtigal-Straße.

Nachtigalplatz in Stendal: Wer war Gustav Nachtigal?

Gustav Nachtigal wurde am 23. Februar 1834 in Eichstedt geboren. Nach dem Tod seines Vaters (Tuberkulose) wuchs er in Stendal auf und besuchte dort das Winckelmann-Gymnasium. Er war Afrikaforscher, Arzt und Beamter im auswärtigen Dienst des deutschen Kaiserreichs. Er vollzog die Gründung deutscher Kolonien in Westafrika. Sein Wirken wird heute zu Teilen kritisch betrachtet. Gustav Nachtigal verstarb am 20. April 1885 an Bord eines Kanonenbootes vor der Küste Westafrikas an den Folgen einer Tuberkulose-Erkrankung