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Gläubiger des Tangermünder Müsliherstellers Dailycer stimmen am Montag darüber ab Neuer Sachwalter soll für Ruhe sorgen

Von Frank Eckert und Anke Hoffmeister 10.11.2012, 01:10

Etwa 200 Mitarbeiter, gekündigte und ungekündigte, nahmen am Freitagnachmittag an der Betriebsratsversammlung bei Dailycer teil. Mit Blick auf die Gläubigersammlung am Montag war diese Zusammenkunft einberufen worden.

Tangermünde/Stendal l Wenn am Montag um 10 Uhr die außerordentliche Gläubigerversammlung des Tangermünder Müsli-Herstellers Dailycer Produktions GmbH am Amtsgericht in Stendal vorüber ist, dann könnte es durchaus eine Mehrheit gegen den Insolvenz-Sachwalter geben. Und da stehen für Lucas Flöther die Zeichen auf Abschied.

Sein jüngster Brief an die Belegschaft, der auch der Geschäftsführung und den Gläubigern vorliegt und Vorwürfe bezüglich der Führung- und Berater-Honorare, mangelnder Informationspolitik oder der schleppenden Investorensuche enthält, hat große Irritationen hinterlassen und bietet kaum einen Interpretationsspielraum. Flöther wird am Montag wohl gehen müssen. Er selbst ahnt es, indem er feststellt, dass der Gläubigerausschuss einen "willfährigen unkritischen neuen Verwalter" suche.

Freitagnachmittag waren etwa 200 Mitarbeiter zu der Betriebsversammlung des Unternehmens gekommen, zu der der Betriebsrat eingeladen hatte. "Es war insgesamt eine sehr sachliche und kommunikative Veranstaltung", lautete das Resümee von Betriebsratschef Hartmut Beelitz. Das gut zweistündige Treffen sei dazu genutzt worden, den Verlauf im Unternehmen seit Juni noch einmal klar und deutlich zu schildern, Zahlen und Fakten auf den Tisch zu legen. Olaf Blank, Vorsitzender der Geschäftsführung, Tangermündes Betriebsleiter Dirk Enßlen, Hartmut Beelitz, der frühere Sachwalter Andrew Seidl, der derzeitige Sachwalter Lucas Flöther und der Betriebsratsvorsitzende vom Lüneburger Dailycerwerk, Michael Glander, kamen zu Wort, beantworteten aber auch viele Fragen. Glander berichtete nach der Versammlung: "Ich habe die Situation in Lüneburg dargestellt. Hier läuft alles ruhig. Wir haben einen Sachwalter, der mit uns zusammenarbeitet." Dirk Enßler hakte ein: "Da sieht man, wo der Hase im Pfeffer liegt. Dort arbeitet die gleiche Geschäftsführung, tut dort wie hier das Gleiche. Nur die Sachwalter sind verschieden."

Für 80 Gläubiger ist am Montag im Amtsgericht Platz. "Wir haben darum gebeten, dass einige ihre Stimme über Vollmacht abgeben", erklärte der Betriebsratsleiter. Stimmt die Mehrheit für einen neuen Sachwalter, dann sehen sich die Dailycer-Mitarbeiter einen Schritt weiter.

"Unser Ziel ist es jetzt erst einmal, mit einem neuen unabhängigen Sachwalter Ruhe in das Verfahren zu bringen. Wir müssen uns wieder auf unsere Arbeit konzentrieren können", sagte Dirk Enßlen. Mit den jüngst ausgesprochenen Kündigungen habe das Unternehmen "die Grundvoraussetzungen für eine Zukunft an diesem Standort geschaffen."

Die Produktion an der Elbbrücke lief in den vergangenen Tagen "mit Unterstützung der Lüneburger Kollegen etwas holprig, aber gut", verriet Enßlen.