Online-Marktplatz Roland-Projekt soll Altmark stärken
Mit dem Roland-Projekt soll ein regionaler Online-Handel in Stendal und der Altmark etabliert werden.
Stendal l „Es gibt einen Trend. Es gilt als Antwort!“ Das sagt Prof. Volker Wiedemer über das Projekt Roland – einen regionalen Online-Handel, der in Stendal zurzeit entwickelt wird. Der Gründer des Projekts und seit 2012 im Bereich Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Stendal tätige Professor ist sich sicher, dass lokale Händler und Käufer von einem regionalen Onlinehandel profitieren würden.
„Aus einer Notwendigkeit heraus“ sei ein Trend entstanden, sagt er. Ein Projektteam hat in einer Studie festgestellt, dass sich 86 Prozent der befragten ortsansässigen Händler durch den wachsenden Onlinehandel bedroht fühlen. Er betont aber auch die Entwicklung eines weiteren Trends. Immer mehr Menschen bevorzugen lokale Produkte wegen ihrer Qualität und Verlässlichkeit, weil sie eine regionale Verbundenheit spüren. Das belegt eine weitere von seinem Team durchgeführte Untersuchung, in der sich unter anderem zeigte, dass über 70 Prozent der Befragten es vorziehen, regional einzukaufen.
Betrieben werden solche Online-Marktplätze bereits über die Plattform www.atalanda.de in Städten wie Hamburg, Dortmund und Heilbronn. Aber nicht nur in Großstädten funktioniert dieses Prinzip, sondern auch in Homburg, im Saarland, wo zirka 40.000 Menschen leben, ähnlich wie in Stendal. Insgesamt 13 Städte bieten über die Seite von Atalanda solch einen Service an.
Laut Wiedemer zeigen Händler trotzdem Bedenken in verschiedenen Bereichen. Auf die Frage, ob sich der Mehraufwand lohnt, antwortet Theresia Laske, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projektteam, dass fast 80 Prozent der Befragten bereit sind, für solch ein Angebot fünf bis zehn Prozent beim Einkauf mehr zu zahlen.
Eine andere Angst sei die, dass man den direkten Kontakt zum Kunden verlieren würde. „Die Händler mögen das Verkaufen“, sagt Nicole Milkereit, die zweite Mitarbeiterin im Projekt. Die Kollegin von Wiedemer belegt mit einer Studie aus Heilbronn, dass tatsächlich nun mehr Menschen dort lokale Läden besuchen, da durch das Angebot im Internet erst gezeigt wird, was es für Einkaufsmöglichkeiten gibt.
Stephan Peters, Filialleiter von C&A in Stendal, bestätigt dies. Er sagt, dass trotz Onlineshops zahlreiche Kunden in den Laden kommen. Vor allem, da es sich häufig um ältere Personen handelt, die sich gerne beraten lassen. Über den digitalen Verkaufsweg sagt er: „Wenn du dich dem verweigerst, verlierst du.“
Die Inhaberin von „Maschen machen Mode“, Yelena Tschammer, sagt, dass es eine gute Idee ist. Ihr Laden befindet sich seit 1. September letzten Jahres in der Marienkirchstraße, und sie zeigt sich interessiert. Sie möchte im Sommer selbst online gehen und glaubt, dass ein Marktplatz im Netz viele Chancen bieten könnte, besonders für kleine Läden, denen es an Bekanntheit fehlt.
„Wir werden einen Piloten entwickeln“, sagt Theresia Laske. Das Projekt wird mit fast 100.000 Euro vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Bis zum 30. Juni soll ein Prototyp dieses Modells für interessierte Kunden zur Verfügung stehen. Unklar ist sich das Team darüber, welchen Umfang das Angebot haben wird. Für diesen Zweck sei es wichtig, eine Händlergemeinschaft zu bilden, sagt Hochschuldozent Wiedemer.
Jörg Ulrich, Inhaber von Foto-Ulrich in der Karlstraße, ist vorsichtig. „Kann sein, dass es groß wird, und ich bin nicht dabei“, sagt er. Der Fotograf sieht die Möglichkeit, dass Aktionen und Rabatte auf solch einer Plattform beworben werden können, doch er möchte erst offene Fragen über Qualität und eventuelle Kosten der Oberfläche beantwortet haben, bevor er sich darauf einlässt.
Um eben Händler und Dienstleister wie Jörg Ulrich, Stephan Peters und Yelena Tschammer von den Chancen des Konzeptes zu überzeugen, lädt das Projektteam für 31. Januar um 19 Uhr in den Festsaal des Rathauses in Stendal zu einer Infoveranstaltung ein. Dabei sollen ausführlich Ergebnisse aus Händler- und Käuferbefragungen vorgestellt sowie Fragen zum Online-Marktplatz und dem Ablauf des Projekts beantwortet werden.