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St. Marien Pfiffige Spendenaktion: Ein Pfeifen-Pfiff für Stendals Scherer-Orgel

Die Scherer-Orgel von 1580 in der Marienkirche Stendal muss dringend saniert werden. Das kostet sehr viel Geld. Die Spendenaktion „Orgel-Pfeifen-Pfiff“ soll helfen.

Von Donald Lyko 19.08.2023, 08:00
Die Fördervereinsvorsitzende Bärbel Hornemann und Domkantor Johannes Schymalla hoffen auf möglichst viele pfiffige Spender, damit die dringend notwendige Sanierung der Scherer-Orgel in der Stendaler Marienkirche bald in Angriff genommen werden kann.
Die Fördervereinsvorsitzende Bärbel Hornemann und Domkantor Johannes Schymalla hoffen auf möglichst viele pfiffige Spender, damit die dringend notwendige Sanierung der Scherer-Orgel in der Stendaler Marienkirche bald in Angriff genommen werden kann. Foto: Gerhard Draschowski

Stendal - Domkantor Johannes Schymalla kennt die Orgel von St. Marien sehr gut und ist mittlerweile nicht mehr überrascht, wenn der von ihm gespielte Ton nicht kommt – weil die Technik mal wieder nicht mitspielt. Er und seine Organistenkollegen können mit Erfahrung und Improvisation solche Aussetzer meist überspielen – aber das wird immer schwieriger.

Darum hat sich der Förderverein Glocken St. Marien dazu entschieden, seine nächste große Spendenaktion der Orgel zu widmen. Der Name für die Aktion kommt von Johannes Schymalla: „Orgel-Pfeifen-Pfiff – Pfiffige Spender gesucht!“

Offiziell gestartet wird sie am Donnerstag, 24. August 2023, wenn der Kirchweihtag von St. Marien gefeiert wird (Programm am Textende). Und so läuft die Aktion: 54 Orgelpfeifen werden zu einem symbolischen Spendenpreis zwischen 50 und 3000 Euro angeboten. Die beiden 3000er-Pfeifen sind allerdings schon vergeben, insgesamt sieben Interessenten haben sich bereits gemeldet. Der Förderverein und die evangelische Stadtgemeinde Stendal hoffen, mit dieser Aktion das notwendige Eigenkapital für die geplante Sanierung einzunehmen. Derzeit wird mit Gesamtkosten von rund 220.000 Euro gerechnet, Fördergeldanträge wurden gestellt. „Wenn es gut läuft, können wir vielleicht schon im nächsten Jahr das Vorhaben umsetzen“, sagt die Fördervereinsvorsitzende Bärbel Hornemann.

Welche Arbeiten sind geplant? Weil die elektropneumatische Register-Steuerung völlig veraltet und unzuverlässig geworden ist, soll sie durch eine rein elektrische Steuerung mittels Schleifenzugmagneten ersetzt werden. Die Orgel soll gereinigt und alle verbrauchten mechanischen Teile überarbeitet werden.

Geplant ist zudem, einen besseren Zugang zu den Pfeifen in den Pedaltüren zu schaffen. Und dann soll das massive Stimmhaltungsproblem vor allem im Rückpositiv verbessert werden, das hauptsächlich von den viel zu eng stehenden großen Pfeifen verursacht wird. Die Lösung: Die tiefen Töne sollen neben die Windlade abgeführt werden.

Im fünften Punkt der geplanten Arbeiten kommen die 54 Pfeifen der Spendenaktion ins Spiel. Sie bilden das Trompeten-Register. Für die Scherer-Orgel in St. Marien war ein solches Register in den 1940er Jahren geplant und vorbereitet worden. Die Pfeifen kamen aber nie, vermutlich wegen des Zweiten Weltkrieges.

Nun kann „das Register Trompete 8“ aber eingebaut werden – und das kommt aus Tangermünde, konkret aus dem Altbestand von 1929 der Orgelbaufirma Furtwängler & Hammer aus der Schererorgel der Stephanskirche. Bei der Restaurierung der Orgel im Jahr 1994 war das Register nicht mehr eingebaut worden, sondern wurde eingelagert.

48 Pfeifen wurden den Stendalern übergeben, die fehlenden sechs müssen angefertigt werden. Weil die Vorarbeiten für das Trompeten-Register an der Marienorgel (unter anderem die Haltelöcher) ebenfalls von Furtwängler & Hammer ausgeführt worden waren, dürfte der Einbau der Tangermünder Pfeifen problemlos funktionieren.

Die Arbeiten an der Technik seien nur „der erste Baustein“ für die Orgelsanierung, sagt Bärbel Hornemann. Später müssten auch das Gehäuse und die Wandmalerei gemacht werden. Zuerst aber soll die Technik verbessert werden, damit die zahlreichen Besucher der Orgelandachten weiter das bedeutende Instrument mit seinen rund 3200 Pfeifen hören können.

Der Förderverein Glocken St. Marien Stendal lädt in jedem Jahr zum Bartholomäustag zu einer Veranstaltung ein. Denn der 24. August ist der Kirchweihtag der Stadt- und Ratskirche, die 1447 geweiht wurde.

Das Programm zum Bartholomäustag

Für Donnerstag, 24. August 2023, ist folgendes Programm geplant:17.25 Uhr: Vorläuten mit der Hauptglocke „Maria“17.45 Uhr: volles Geläut18 Uhr: Abendgeläut mit Glockenspiel18.08 Uhr: Trompetenmusik von den Zinnen der Marienkirche im Wechsel mit dem live gespielten Glockenspiel. Das Publikum sollte sich auf dem Winckelmannplatz versammeln. Zu hören sein werden die Blechbläser Felix und Torsten Hünemöller, Stephan Wolter, Tobias Burggraf, Hans Petroll und Thoralf Radde, das Glockenspiel wird von Tilman Frieser gespielt.18.35 Uhr: Orgelspiel mit Domkantor Johannes Schymalla18.40 Uhr: Begrüßung mit Pfarrer Markus Schütte18.50 Uhr: Wissenswertes, Interessantes und Erläuterungen zur Sanierungsaufgabe an der Scherer-Orgel von 1580, mit Johannes Schymalla und der Fördervereinsvorsitzenden Bärbel HornemannKlangbeispiel mit Orgel und Trompete, Präsentation des Trompetenregisters und symbolische Suche nach pfiffigen Spendern für das Orgelprojektab circa 19.25 Uhr Ausklang mit Häppchen & Wein