1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Rettungsdrama: 88-Jährige aus Meßdorf erst nach 24 Stunden gefunden

Elvira Muhl danach auf der Intensivstation / Hubschrauberanforderung noch am Abend abgesagt Rettungsdrama: 88-Jährige aus Meßdorf erst nach 24 Stunden gefunden

Von Frank Eckert 30.11.2012, 01:15

Zwischen Schönebeck, Meßdorf und Möllenbeck wurde von Mittwoch ab 10 Uhr bis gestern Vormittag nach Elvira Muhl gesucht. Dann fandmandie Rentnerin endlich.

Stendal l Elvira Muhl geht es den Umständen entsprechend. Wie gut oder schlecht, bleibt eine eher vage Prognose nach einer Nacht im Freien auf einem Feldstück nördlich von Bismark. Die 88-jährige, demente Rentnerin war seit Mittwochvormittag in ihrem Heimatort Schönebeck bei Meßdorf vermisst worden. Da sie wegen ihrer Krankheit orientierungslos ist, sorgten sich ihre Angehörigen von Anfang an. Bis kurz vor Mitternacht suchten sie selbst; mit der Polizei - ohne Erfolg.

Am Mittwochabend wurde die Lage dramatisch. Während längst Angehörige und Freunde sowie zahlreiche Nachbarn und Helfer die Suche forcierten, irrte die Vermisste gar nicht weit von ihnen auf freiem Feld und war schließlich im Morast eines Ackers liegen geblieben.

Das jedenfalls mussten Hilfskräfte und Polizei annehmen, als man die Frau gestern Vormittag gegen 10.30 Uhr auf einem Feld zwischen Meßdorf und Schönebeck aufgefunden hatte. Sie war stark unterkühlt und ihr Körper sichtlich ausgetrocknet. Zwar wirkte Elvira Muhl hilflos in ihrer Lage, aber sie war nach Augenzeugenberichten ansprechbar.

Herbeigerufene Rettungssanitäter kümmerten sich sofort um sie, versorgten sie zunächst mit dem Nötigsten. Die Frau hatte die Nacht etwa 500 bis 600 Meter südlich der Kreisstraße 1082 zwischen Meßdorf und Schönebeck und 50 Meter von einem unbefestigten Feldweg entfernt gelegen. "Ihr geht es soweit gut. Sie reagiert und ist bei Bewusstsein", berichtete Tochter Karola Kuke, die selbst als Schwester im häuslichen Pflegedienst tätig ist.

Bereits zur gestrigen Mittagszeit atmete sie das erste Mal durch. Da lag ihre Mutter auf der Intensivstation des Stendaler Johanniter-Krankenhauses und bekam schon weitere Flüssigkeitsinfusionen.

"Da wollen wir noch Aufklärung haben."

Tochter Karola Kuke

Ihre Mutter habe man an einer Stelle gefunden, wo die Familie zu Lebzeiten des Ehemannes Herrmann neben der Pferdezucht auch Kühe besaß, die dann auf dem betreffenden Acker weideten.

Tochter Karola Kuke und ihr Mann Jürgen hatten sich am Abend zuvor über die widersprüchlichen Aussagen der Polizei gewundert. "Uns hatte man gegen 19 Uhr einen Hubschrauber mit Wärmebildkamera angekündigt. Der kam aber nicht. Nach 45 Minuten erhielten wir eine Absage." Sie vermutet, dass man ihre Mutter noch am späten Abend gefunden hätte, wenn der entsprechend ausgerüstete Hubschrauber gekommen wäre. Das sei schade und enttäuschend, dass das nicht geklappt hat. "Da wollen wir noch Aufklärung haben", sagte sie.

Auf Nachfrage der Stendaler Volksstimme sagte gestern eine Sprecherin der Polizeidirektion Nord in Magdeburg, es sei richtig, dass ein Hubschrauber angefordert wurde. Aber wegen der schlechten Witterungslage zu dem Zeitpunkt am Abend in der Landeshauptstadt wie auch am Suchort nördlich von Bismark habe man davon wieder Abstand nehmen müssen. "Die Sicht war zu schlecht und der Hubschrauber konnte nicht hochgehen."

Zudem habe es zum selben Zeitpunkt an anderer Stelle in Sachsen-Anhalt auch eine Vermissten-Fahndung gegeben. Doch den Ausschlag gab letztlich das Wetter, "weil es einfach wegen der schlechten Sicht keine Erfolgschancen gab, die Frau tatsächlich zu finden", erläuterte die Polizeisprecherin. Zudem habe der angeforderte Hubschrauber auch keine Wärmebildkamera an Bord gehabt. Somit hätte das die Suchmöglichkeiten ohnehin enorm eingeschränkt.

Währenddessen wurde dennoch vor Ort bis nach 23.30 Uhr von Familienangehörigen und Nachbarn noch weitergesucht, berichtete Karola Kuke der Volksstimme. Sogar Helfer des Deutschen Roten Kreuzes waren mit einem Suchhund von DRK-Helfern gekommen. Der schlug auch an; zweimal: nahe des Wohnhauses und nahe der Alten Ziegelei. "Aber durch den Modder auf dem Acker wurde es zu schwer, und meine Mutter ist einfach zu weit gelaufen", berichtete Karola Kuke. Dabei war sie nur 50 Meter von einem Feldweg weg. "Aber sie lag im Wasser auf dem Acker."

Dort fand sie die Suchstaffel der Polizei dann gestern Vormittag; dieses Mal mit Hubschrauberunterstützung. "Der führte die Rettungskräfte und war ständig mit den Kräften am Boden verbunden", sagte Stendals Polizeisprecher Marco Neiß gestern. Natürlich hätten die Kollegen am Abend den Hubschrauber auch gern gehabt. "Doch selbst mit Wärmebildkamera gibt es keine Garantie, dass die vermisste Person immer auch gefunden wird."