Schauspieler Bärtchen macht Rekordhalter noch gefragter
In der Reihe "Von einem der auszog" hat sich Dominik Bliefert im Stendaler Theater vorgestellt.
Stendal l Ein Wummern an der Scheibe lässt die Gespräche im Theater-Café verstummen. Dominik Bliefert begehrt Einlass, und ihm wird geöffnet. Natürlich – wegen ihm haben ehemalige Mitschüler, Lehrer, Bekannte, Sportkameraden von einst, nicht zuletzt Theaterfans fast alle Plätze im Café besetzt. Sie wollen an diesem Donnerstagabend den 36-Jährigen erleben, der vom Jugendclub des Theaters der Altmark (TdA) in die weite (deutsche) Bühnenwelt auszog, um Glück und Broterwerb in der Schauspielerei zu finden. So ist er zu Gast in der Reihe des Theaterfördervereins „Von einem, der auszog“.
Als Geschichtenretter Johnny Hübner wuselt er durch den Raum, geht über Tische und animiert die Zuschauer erfolgreich, in das „Piratenschlaflied“ einzustimmen. Das entspringt wie Johnny Hübner einem Klassenzimmerstück, mit dem Bliefert unterwegs war. Das sei eine Herzensangelegenheit gewesen, erzählt er im Interview mit Claudia Klupsch vom Theaterförderverein. Mit dem Stück „hat man Acht- bis Neunjährige in der Tasche“, schickt er hinterher, und schnell wird klar, dass da einer mit dem Schalk im Nacken von seiner Arbeit und aus seinem Leben erzählt.
Über ein Theaterprojekt an der Schule sei der Schauspieler Daniel Aichinger auf ihn aufmerksam geworden und er zum TdA-Jugendclub und 1999 zu seiner „ersten richtigen Rolle“ gekommen, dem Jupiter in „Amphitryon 1999“. Die Leidenschaft war geweckt. Bliefert entschied sich für die Schauspielerei und gegen die erst ins Auge gefasste Ausbildung zum Bankkaufmann.
Über die Ausbildung an der Theaterhochschule Hannover plaudert er schmunzelnd. Der Szenenunterricht sei anfangs irritierend gewesen. „Ein Professor fand das ganz doof, was ich gemacht habe, der andere recht gut. Nach zwei Semestern hatte ich dann mitgekriegt, die können sich nicht leiden.“
Mit 24 Jahren schloss er sein Studium ab, lebte in Berlin, als freier Schauspieler. Die Rollen, die er erhielt, seien zwar nicht immer die Sahne gewesen, „aber sie brachten die Miete rein“, blickt Bliefert zurück. 2008 wurde er Ensemblemitglied am Deutschen Theater Göttingen. Vier Jahre folgten, die er nicht missen möchte, weil „ich da auch die Maschinerie für einen Festangestellten kennen lernte“. Das Göttinger Haus vergleicht der Altmärker mit Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg: „Mal ganz oben, dann droht der Abstieg“. Sportliche Vergleiche zieht der Schauspieler, der am Donnerstag unter anderen mit dem Gedicht „Anna Blume“ und einer szenischen Lesung aus „Amadeus“ aufwartet, immer wieder gern heran.
Und das nicht von ungefähr. Bliefert, der heute in Hamburg lebt, ist häufig Zuschauer bei den Spielen des FC St. Pauli. Und er war ein erfolgreicher Nachwuchsleichtathlet in Stendal. Über 400 Meter hielt er sogar einen Altmarkrekord. „Naja, vielleicht ist in meiner Altersklasse keiner 400 Meter gelaufen“, untertreibt er. Er sagt aber auch, der Sport habe ihn gelehrt, sich durchzubeißen und im Team zu arbeiten.
Einen sportlichen Vergleich zieht er auch, als er erzählt, ein erneutes festes Engagement nicht auszuschließen. Vom Marburger Theater, „derzeit 3. Liga“, hält er eine Menge. Ein Fingerzeig auf seine Zukunft? Bliefert bleibt dann aber doch beim Heute und Jetzt. Da bereitet er sich auf die Premiere von „Amadeus“ in Wilhelmshaven vor. Und dann ist da noch ein Fernsehfilm, der voraussichtlich im Herbst im Abendprogramm läuft.
Beim Zuschlag für diese Rolle, glaubt er, könnte ihm sein Oberlippenbärtchen geholfen haben. Den hatte er sich für eine andere Rolle wachsen und dann damit auch Fotos machen lassen. „Seither“, so Dominik Bliefert, „haben sich die Anfragen bei mir verdoppelt.“
Am 1. April ist Tammy Girke in der Reihe „Von einem, der auszog“ im Theater-Café zu Gast.