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Gedicht "Vielleicht" von Carina Grönlund ist in einem Lyrik-Sammelband verewigt Sie hat die Poesie einfach im Kopf

Von Sibylle Sperling 12.04.2013, 01:16

Viele Gedanken gehen Carina Grönlund durch den Kopf. Gedanken, die sie aufschreiben möchte, doch sie hat keine Zeit mehr. Mit Anfang Zwanzig, da war das anders. Sie schrieb Gedichte und Texte. Nun hat sie einen Wettbewerb gewonnen.

Stendal l Ganz erstaunt war sie, als sie ihre Gedichte gefunden hatte. In ihrem Zuhause und bei ihren Eltern. Dabei hat Carina Grönlund Forstwirtschaft studiert und in der Schülerhilfe gearbeitet. Jetzt ist sie zu Hause, kümmert sich um ihre zwei Kinder und hat eigentlich nie Zeit. Nicht zum Lesen und nicht zum Schreiben.

Als sie aber im vergangenen Jahr einen Flyer der "Bibliothek deutschsprachiger Gedichte" in den Händen hielt und von einem Gedichtwettbewerb die Rede war, kramte sie in ihren Kisten. Nicht ihr Lieblingsgedicht zog sie heraus, sondern "Vielleicht". "Weil es nicht mehr als zwanzig Zeilen hatte", sagt die 34-Jährige und befindet dann schüchtern: "Und meine besten Gedichte würde ich lieber selbst veröffentlichen, wenn ich es mir trauen würde."

Gut, dass sie sich getraut hat, ihr "Vielleicht" einzuschicken. "Ihr Werk ist hervorragend!" stand in dem Antwortschreiben der Jury vom vergangenen Sommer und auch, dass sie es unter die 100 Besten geschafft hat. Nun ist ihr Werk in einem Lyrik-Sammelband veröffentlicht worden, in einem fast 1000 Seiten langen Wälzer mit zeitgenössischer Poesie. "Aus mehreren tausend Beiträgen haben wir die interessantesten ausgewählt, um die deutschsprachige Lyrik unserer Zeit zu dokumentieren", wurde dem Schreiben noch hinzugefügt.

Mut hat die Auszeichnung der Stendalerin in jeden Fall gemacht. "Ich wusste nicht, ob ich gut bin. In der Schule haben die Lehrer immer meine Texte mit nach Hause genommen. Aber sonst..." Als Ehemann Christoph mit einer Kopie in der Tür steht, sagt er schmunzelnd: "Ich hab\'s grad nochmal gelesen und fand\'s toll." Und dann kommen der 34-Jährigen Ideen. Eine Kinderbuchreihe könnte sie schreiben. "Und die Illustration würde ich auch gerne machen." Eine Figur hat sie längst zu Papier gebracht. Aber gedichtet, das hat sie lange nicht. "Dass war alles mit Anfang zwanzig. Da habe ich immer spätabends geschrieben." Über die Liebe hat sie gedichtet und übers Leben geschrieben. Wenn sie heute zur Feder greift, dann höchstens, um Geburtstagskarten zu füllen. "Da kommen Sprüche oder Gedichte drauf, die ich mir selbst überlege."

Ein Gedicht aus ihrer "Sturm-und-Drang-Zeit", wie sie ihre Schaffensphase nennt, hat sie auch für den diesjährigen Wettbewerb wieder eingereicht. Die Stendalerin ist auf den Geschmack gekommen. Und ihr eigener Gedichtband entsteht ... vielleicht ...

Noch bis zum 30. April kann man beim diesjährigen Wettbewerb der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte mitmachen und selbstverfasste Zeilen einsenden. Mehr Infos unter www.gedichte-bibliothek.de