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Stendaler Lichttage  Spiel mit Licht wird zu Kunst

Am 19. Oktober beginnen die dritten Stendaler Lichttage. In diesem Jahr finden sie rund um den und im Dom statt.

Von Egmar Gebert 18.10.2017, 02:00

Stendal l Das Bild von den Schatten, die die dritten Stendaler Lichttage vorauswerfen, benutzt Tilman Tögel, Vorstandsvorsitzender der Kaschade-Stiftung Stendal, die Initiator dieses außergewöhnlichen Kunsterlebnisses ist, gern und bewusst. Licht und Schatten sind die Hauptelemente, derer sich die Künstler bedienen, die ab Donnerstag an drei Abenden jeweils zwischen 19 und 22 Uhr einladen, in eine Welt aus Licht- und Klanginstallationen einzutauchen.

An sieben Stationen in Stendal werden Gebäude oder deren Teile in Licht getaucht, werden Lichtobjekte Konturen auflösen, Illusionen aus Raum und Bewegung schaffen, die Sinne auf eine Weise ansprechen, die man so nur selten, sprich nur zu den Stendaler Lichttagen, erleben kann und genießen sollte. Dazu lädt auch und vor allem Herbert Cybulska ein. Der Lichtgestalter aus Frankfurt/Main entwickelt seit der 2015er Lichttage-Premiere deren Konzept und setzt es als künstlerischer Leiter gemeinsam mit Künstlern um.

In diesem Jahr gehört Ingo Wendt dazu. „Ein Spielkind“, nennt ihn Herbert Cybulska und begründet: „Alles, was leuchtet, glänzt, glitzert, interessiert diesen Menschen.“ Seine Licht- installation in der Kleinen Markthalle Ecke Hallstraße/Karlstraße empfiehlt Herbert Cybulska als „Einstieg in den Parcours der Lichttage. Eine Installation, wie geschaffen für diesen Ort“, macht er auf den Ornamente-Generator von Ingo Wendt neugierig. Etwa 2,60 Meter lang, 2,40 Meter hoch und 1,40 Meter breit ist die Konstruktion, die auf Augenhöhe (für Kinder gibt es eine Leiter) den Blick in einen Spiegeltunnel freigibt. Dahinter dreht sich eine durchleuchtete Gittertrommel mit Bildbestandteilen. So entsteht ein Lichtgemälde.

Wer sich dann auf den Parcours begeben möchte, folge der Lichtspur. Sie führt entlang am Landgerichtsgebäude in den Dom, wo die Besucher den Lichtkünstlern Detlef Hartung und Georg Trenz begegnen werden. Seit mehr als 20 Jahren entwickeln sie Raumlayouts aus Licht und Typographie. Ebenfalls Spielkinder, sagt Herbert Cybulska über die beiden. „Sie spielen mit Wörtern und Buchstaben.“ In diesem Fall sind es in unseren Alltag eingeflossene Wörter und Redewendungen Martin Luthers, die den gesamten Innenraum des Doms in einen Sprach-, Text- und Lichtraum verwandeln werden.

Von dort sind es nur wenige Schritte in den Kreuzgarten. An den nächsten drei Lichttage-Abenden die Spielwiese von Sonja Sofia Yakovleva. Beleuchtete Scherenschnitte mit ungewöhnlichen Motiven bietet ihre Installation „modern times“. Fegefeuer, Hölle, dunkle Themen ins Licht gerückt.

Die nächste Station der Lichttage-Wanderung lädt ein, die Augen auch einmal zu schließen und die Worte wirken zu lassen. „Du sollst nicht töten“ ist der Titel der Wort-Raum-Installation, die das Theater der Altmark als Ton-Collage im Kapitelsaal des Domstifts zu Gehör bringt. Textpassagen aus religiösen Schriften werden gelesen und Auszügen aus dem Grundgesetz oder der UN-Menschenrechtskonvention gegenübergestellt.

Apropos gegenüber: Auf den Wallanlagen des Westwalls wird Elvira Chevalier ein völlig anderes Verfahren der Flächen- und Raumdarstellung seine Wirkung entfalten lassen. Aus Lichtlinien und -schnüren werden Dreiecke, die sich zu komplexen Formen vereinen. Digitale Strukturen in der realen Welt – auf und in drei Bäumen, die auf der Wallanlage stehen: „Triangulation 1.0“