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Museum Stendal: Hatte Winckelmann diesen Atlas in der Hand?

Mehr als 300 Jahre alte Karten des „Atlas scholasticus“ wurden restauriert und dem Altmärkischen Museum übergeben. Am Denkmalstag am 10. September werden die Stücke gezeigt.

Von Tobias Hofbauer 31.08.2023, 16:54
Monika Stengel (von links), Leiterin der Stendaler Fielmann-Filiale, Gabriele Bark, Leiterin des Altmärkischen Museums, Stendals Oberbürgermeister Bastian Sieler und Constanze Köster, Kunsthistorikerin und zuständig für die Museumsförderung bei der Fielmann AG, bei der Übergabe.
Monika Stengel (von links), Leiterin der Stendaler Fielmann-Filiale, Gabriele Bark, Leiterin des Altmärkischen Museums, Stendals Oberbürgermeister Bastian Sieler und Constanze Köster, Kunsthistorikerin und zuständig für die Museumsförderung bei der Fielmann AG, bei der Übergabe. Foto: Tobias Hofbauer

Stendal - Ein beachtliches Erbe für das Altmärkische Museum Stendal: Insgesamt 27 historische Karten des „Atlas scholasticus“ wurden nach monatelangen Arbeiten restauriert übergeben.

Möglich gemacht hat das die Fielmann AG mit Spenden. Kunsthistoriker und ein Restaurator halfen beim Erhalt der Karten, die mehr als 300 Jahre alt sind. Von den ursprünglichen 26 Seiten sind noch 23 vorhanden, vier neue Karten wurden ergänzend hinzugefügt. Da staunt auch Oberbürgermeister Bastian Sieler (parteilos) nicht schlecht und zeigt sich beeindruckt vom hohen Detailgrad der Karten.

Aufwendige Restaurierung wurde gefördert

Die Fielmann AG fördert kleine und mittelgroße Museen, da diesen oft die finanziellen Mittel für aufwendige Restaurierungen fehlen, erklärt Monika Stengel. Die Leiterin der Niederlassung Stendal informiert, dass sich derzeit noch weitere Werke beim Restaurator befinden. Es sei auch durchaus möglich, dass noch weitere Schätze dieser Art im Bestand des Altmärkischen Museums schlummern, sagt Museumsleiterin Gabriele Bark.

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Die Karten waren damals alle auf blaues Papier geklebt, das für die Restauration erst abgelöst und die Karten gereinigt werden mussten. Die Wahl der blauen Farbe könnte darauf zurückzuführen sein, dass Fingerabdrücke darauf nicht sichtbar waren, erklärt Kunsthistorikerin Constanze Köster. Die Karten wurden nach der Reinigung auf sogenanntes Japanpapier aufgebracht, das speziell für Restaurierungen geeignet ist. Die langwierige Aufgabe, die alte Farbe zu erhalten, sei schwierig gewesen, weil es gleichzeitig galt, keinerlei Flecken zu verursachen. Die Karten stammen allesamt von Johann Hübner, einem bedeutenden Lehrer und Autor von Schulbüchern.

Kunsthistoriker vermutet Herkunft in Lateinschule

Kunsthistoriker Jürgen Ostwald vermutet, dass die Karten von der damaligen Stendaler Lateinschule stammen könnten. Gabriele Bark bestätigt diese Vermutung und sagt, dass die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch sei.

„Stendel“, womit Stendal gemeint ist, steht auf einer der restaurierten Karten eines  Atlas-Bandes.
„Stendel“, womit Stendal gemeint ist, steht auf einer der restaurierten Karten eines Atlas-Bandes.
Foto: Tobias Hofbauer

Die Karten wurden wahrscheinlich um 1720 erstellt und sind damit Teil eines der ältesten Schulatlanten in Deutschland, sagt Jürgen Ostwald. Der Kunsthistoriker spekuliert sogar, dass der berühmte Archäologe Winckelmann den Atlas in der Hand gehalten haben könnte.

Die alten Karten sollen am Tag des Denkmals am 10. September gezeigt werden, jedoch nur an diesem Tag – um Schäden an den seltenen Stücken zu vermeiden. Gabriele Bark hofft, dass das Angebot gut angenommen wird.