Bahnhofsbau Suche nach dem Röxer Tunnel
Wegen Bauarbeiten am Stendaler Hauptbahnhof müssen Reisende über den Röxer Tunnel ausweichen, was für Irritation sorgt.
Stendal l Seit dem 25. Mai läuft auf dem Stendaler Hauptbahnhof ein Großbauprojekt, das die Anlage auf einen modernen Stand bringen und den Kunden ein angenehmeres Reiseerlebnis bescheren soll. Bis diese den versprochenen Komfort aber genießen können, stehen noch einige Unannehmlichkeiten bevor. Allen voran die Umleitung über einen anderen Tunnel – was seit Tagen für Verwirrung sorgt.
Der Personentunnel kann bereits seit dem 22. Mai nicht mehr betreten werden, da er für den Transport von Material gebraucht wird, wie es von der Bahn heißt. Die Sperrung wird voraussichtlich bis Juni 2020 bestehen bleiben. Wer auf das Bahngleis 2/3, 4/5 oder 8 will, muss daher auf den Röxer Tunnel ausweichen.
Der muss aber zunächst gefunden werden, was nicht nur für Leute von außerhalb, sondern auch für Einheimische zum Problem werden kann, wie die Volksstimme Vor-Ort miterlebte. Plakate in der Eingangshalle des Bahnhofs informieren über die Bauarbeiten und die Sperrung des Haupttunnels bis zum 6. Juni 2020. Da steht auch der Hinweis, dass stattdessen auf den Röxer Tunnel ausgewichen werden soll – bis auf ein Plakat mit Karte allerdings ohne Richtungsangabe.
Für diese muss man erst weiter auf den Bahnsteig gehen, in die Richtung des nun gesperrten Wegs. Die Markierungen dort wurden in den Tagen seit Baubeginn schon schrittweise verbessert.
Zunächst zeigten nur Pfeile auf weißen A4-Blättern in Tunnelrichtung, am Tag darauf wurden auch blaue Zettel angebracht, die besser ins Auge fallen. Seit dem 29. Mai hängen die Hinweise an Holzplatten auf Augenhöhe, weiter hervorgehoben durch rotes Graffiti.
Das größte Problem ist aber der Röxer Tunnel selbst, der sich unter Kennern durch einen strengen Geruch und bei starkem Regen durch großflächige Pfützen auszeichnet. Für Uneingeweihte ist der Tunnel zudem nicht auf den ersten Blick als solcher erkennbar. Dies fasste Johannes Poetz mit einem kurzen Aufruf zusammen, als er den Tunnel doch noch erkannte: „Ach, diese kleine Hütte da!“
Auch er hatte Schwierigkeiten, beim Umsteigen auf der Fahrt nach Wernigerode den Weg zum richtigen Gleis zu finden. Andere waren gar nicht erst bereit dazu, lange zu suchen, wie seine Begleiterin schildert: „Da sind sogar Leute übers Gleis gelaufen.“
Wer nicht zu solch drastischen Maßnahmen greift, wendet sich oft an Bahnhofsbesucher, die gerade in der Nähe sind. Unter ihnen Thomas Uta, der das Treiben länger mitverfolgt. „Am Anfang standen da noch Leute an der Absperrung“, erzählte er, nun sind Bahnfahrer aber wieder auf Zettel, Privatpersonen und die Bahnhofsmission angewiesen, was ihm zufolge nicht ausreicht: „Da fehlt noch eine Servicekraft.“
Besonders Ältere haben Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden, und die Bezeichnung „Röxer Tunnel“ ist selbst unter Stendalern nicht allzu geläufig. Volksstimme-Leser Johannes Mösenthin etwa erzählte von einem Seniorenpaar, das ihn mit schwerem Gepäck bestückt nach dem Tunnel fragte. Dabei fiel ihm die vorherrschende Verwirrung auf. Als er bei der Deutschen Bahn anrief, wurden ihm aber schon Bemühungen zur Verbesserung versichert.
Seit Dienstag zeigt ein Schild des Unternehmens am Tunnel, dass das Gebäude tatsächlich zum Bahnhof gehört und mehr als eine Hütte mitten in der Pflasterlandschaft ist. Dies und die Weiterentwicklung der Markierungen sind aber vorerst nur Provisiorien, wie Projektleiter Christian Köhler im Gespräch mit der Volksstimme angab.
„Das hat nicht ausgereicht, das haben wir gemerkt“, gab er zu, zumal die „Tarnung“ des Röxer Tunnels nicht so leicht aufzuheben ist. „Der Zugang ist durch dieses unscheinbare Häuschen schwer zu finden, wegen des Denkmalschutzes können wir es aber nicht abreißen.“
Laut der DB-Pressestelle soll das Innere des Tunnels mit regelmäßiger Reinigung besser in Schuss gehalten werden. Auch die Überschwemmungsgefahr werde im Blick behalten.
Für bessere Wegweiser sind in der nächsten Woche Gespräche mit professionellen Schildherstellern angesetzt. Ab Montag werden schon mal Mitarbeiter als „Reisenden-Lenker“ im Einsatz sein, um den Leuten die richtige Richtung zu zeigen.