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Oma Monika Theater in Stendal - Wie ein Enkel mit der Demenz seiner Oma umgeht

Mit „Oma Monika – was war?“ hat Marcus Kaloff am Theater der Altmark in Stendal ein sehenswertes Familienstück für alle Altersgruppen inszeniert. Es geht um Demenz im Alter.

Von Aud Merkel 30.10.2023, 14:33
Lukas Franke ist als Enkel Balthasar und Kerstin Steinke als Oma Monika im neuen Theaterstück über Demenz am Theater der Altmark in Stendal zu erleben.
Lukas Franke ist als Enkel Balthasar und Kerstin Steinke als Oma Monika im neuen Theaterstück über Demenz am Theater der Altmark in Stendal zu erleben. Foto: MATTHIAS PIEKACZ

Stendal - Weil Balthasars Eltern viel arbeiten, verbringt er seine Nachmittage bei Oma Monika. In ihrer gemütlichen Wohnküche backen sie jedes Mal einen Kuchen. Aber schon seit Längerem ist ihm aufgefallen, dass mit seiner Oma etwas nicht stimmt. Am Besten verstehen sie sich, wenn sie miteinander spielen.

Und dafür gibt es viele Anlässe, lustige Wortverdrehungen beim Kreuzworträtsel, eine Erinnerung, die sich verheddert, eine Person, die plötzlich eine andere ist. Monikas Vergangenheit schwappt hoch, ihr Beruf als Journalistin, ihre Liebeleien, ihr Mann, ihr Sohn. Immer wieder ergeben sich neue Spielsituationen, in denen Balthasar in verschiedene Rollen schlüpft und die beiden, aber auch das Publikum viel Spaß haben. Doch nach ein paar Minuten weiß Monika nicht mehr, was gerade war.

Innere Gedankenräume

Das Stück von Milan Gather hat keine geschlossene Handlung. Nur bruchstückhaft wird angedeutet, dass sich Balthasar von seinen Eltern vernachlässigt fühlt, und wie Monika mit ihrer Krankheit hadert. Nichts wird zu Ende erzählt. Der Zuschauer bleibt mit Fetzen von Situationen, Gedanken und Erinnerungen zurück. So wie es dementen Menschen und ihren Angehörigen geht.

Regisseur Marcus Kaloff geht dem Stücktext fein fühlend nach, schafft plausible Handlungsfolgen und zarte Situationen für innere Gedankenräume. Er geht behutsam mit den Figuren und ihren Verstörungen um. Obwohl alles sehr unterhaltsam daher kommt, bleibt er immer der Erzählung über die Krankheit verpflichtet.

Den Schauspielern Kerstin Steinke und Lukas Franke gelingt es, die Zuschauer sofort mit in diesen extrem eigenen Demenz-Kosmos zu nehmen. Beide spielen den kindlichen Übermut und die peinlichen Momente sehr berührend. Bei aller Komik kippen ihre Figuren nie ins Lächerliche. Sie bleiben wahrhaftig und liebenswert. Dabei helfen ihnen die Lieder, einstudiert von Tilmann Frieser, und das einfühlsame Bühnen- und Kostümbild von Gretel Kautzsch.

Verlauf einer Demenzkrankheit

Das kurze Stück erzählt den ganzen Verlauf einer Demenzkrankheit. Während Oma Monika immer mehr mit Verwirrung und Verzweiflung kämpft, verliert ihr Enkel mehr und mehr an kindlicher Naivität. Er versucht zu verstehen, was im Kopf seiner Oma vorgeht. Er begegnet ihrer Sprunghaftigkeit mit Geduld und Fürsorge. Schwer fällt es ihm, wenn sie ihm schroff begegnet. Aber er bleibt bei seinem Mitgefühl. Am Ende liegt Monika wie ein kleines Kind in seinem Schoß. Das Oma-Enkel-Verhältnis hat sich gedreht.

Das Stück sei allen Angehörigen und Pflegenden, aber auch allen Kindern und Erwachsenen empfohlen. Das Programmheft von Sylvia Martin enthält hilfreiche Informationen zum Thema Demenz.

Die nächste Vorstellung ist am Freitag, 3. November, um 19.30 Uhr.