Verbindungsstück vom Alt- zum Neubau des Lutherstifts der Johanniter wurde gestern montiert Tunnelblick über Stendals Dächern
Am 1. August wird der Neubau am Johanniterhaus Lutherstift eröffnet. Die Verbindung zwischen altem und neuem Gebäude - ein 12 Meter langer Glastunnel - wurde gestern mit einem Tieflader nach Stendal gebracht.
Stendal l Soll man es als schlechtes Omen verstehen? Kranführer Michael Gebhardt ist seit 7 Uhr auf der Baustelle, nach dem Abladen des Glastunnels begann für ihn das lange Warten. Er überbrückte die Zeit mit einem Buch: "Sturz der Titanen" von Ken Follett.
Zahlreiche Schaulustige haben sich am Uppstall eingefunden
Zu einem Sturz des Tunnels kam es dann selbstverständlich nicht. Geduldig zog Gebhardt mit seinem Kram den fast neun Tonnen schweren Übergang in die Luft. Seine Kollegen sorgten mit Gurten für die Feinjustierung, aufmerksam beobachtet von zahlreichen Schaulustigen, die sich im Laufe des Vormittags am Uppstall eingefunden hatten.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die am Transport Beteiligten schon mehrere Stunden Arbeit hinter sich. Bereits am Vorabend wurde der Tunnel vom Gelände der Stahl- und Metallbaufirma Ziegler in Klein Rodensleben auf das des Kranunternehmens Breithaupt Philipp in Magdeburg verladen. Um 4.45 Uhr setzte sich schließlich am Mittwochmorgen der Tieflader in Bewegung. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 46 Stundenkilometern erreichte er gegen 7.15 Uhr sein Ziel in Stendal.
"Vielleicht ist der Tunnel auch zwei Meter zu kurz, dann müssen wir die Häuser zusammenschieben." Architekt Matthias Beinhoff war bester Laune, trotz der Kälte und der langen Wartezeit. Doch diese hatte ihren Grund. Es mussten diverse Vorbereitungen getroffen werden, "die erst heute Morgen in Angriff genommen werden konnten. Immerhin ist das Lutherstift bewohnt, da wollten wir die Unannehmlichkeiten für die Bewohner so gering wie möglich halten", betonte Ronald Ziegler, dessen Firma den Tunnel gebaut hatte. Er und seine vier Mitarbeiter mussten die Gaube im Dach ausheben, um anschließend die Aufleger für den Tunnel zu befestigen.
Bewohner Harald Schäfer hielt es dann auch nicht mehr im Heim, er schaute sich schon um 7.15 Uhr die Ankunft des Tiefladers an. "Der kam kaum um die Kurve, so groß war er", so seine Beobachtung. Schäfer freut sich schon auf den Neubau, auch wenn er selbst im alten Gebäude bleiben wird. "Für die Bewohner ist es hervorragend, dass sie per Aufzug zum Tunnel gelangen können, um dann problemlos den Neubau zu erreichen", blickt er positiv gestimmt in die Zukunft.
"So etwas wird Stendal in 50 Jahren nicht mehr erleben!"
In die Höhe blickten dann die Mitarbeiter, Bewohner und Passanten, als der Glasgang in die Höhe gezogen wurde. "So etwas wird Stendal in den nächsten 50 Jahren nicht mehr erleben", waren sich die Beobachter einig.