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Abfallentsorgung Verzweifelter Kampf um gelbe Tonne

Von Leonie Dreier 28.03.2021, 16:22

Stendal

Wohin mit dem Plastikmüll? Familie Reichert aus Staats ist verzweifelt. Sie versucht seit gut neun Monaten, eine gelbe Tonne für ihr erworbenes Grundstück zu bekommen. Es führte einfach kein Weg dahin. Alle Versuche waren bisher erfolglos. Franziska Reichert wandte sich nun an die Volksstimme, weil sie bei der Kreisverwaltung keine Hilfe erwarten konnte.

Zuständig für das Problem der Familie ist der Recyclinghof Farsleben in Wolmirstedt. Auf Volksstimme-Nachfrage sagt der Geschäftsführer, Norman Mattke, dass sich auf dem Grundstück der Reicherts in Staats drei gelbe Tonne befinden müssten.

Mit dieser Nachricht konfrontiert, schütteln Franziska und Sven Reichert mit dem Kopf. Sie fühlen sich verklappst. Nach ihrem Umzug von Hamburg nach Staats baten sie nach eigenen Angaben das Unternehmen in Wolmirstedt in einer Mail um eine gelbe Tonne für ihr Grundstück. „Es war nämlich gar keine vorhanden“, sagt Franziska Reichert rückblickend. Nachdem die schriftliche Bitte nicht erfolgreich war, habe die Mutter versucht, persönlich mit dem Geschäftsführer Norman Mattke zu sprechen. Ein solches Gespräch sei nie zu standegekommen, sagt Franziska Reichert. „Ich habe lediglich mit der Sekretärin gesprochen.“

Entsorger kann Leerung jeder Tonne kontrollieren

Mattke entgegnet auf Volksstimme-Nachfrage, von einer Bitte um ein persönliches Gespräch nichts zu wissen. Zum Sachverhalt erläutert er, dass dem Grundstück seit 2014 eine gelbe Tonne zugeordnet sei und er dies der Familie Reichert auch so mitgeteilt habe. Die Tonne sei bis 2015/16 auch geleert worden. Anschließend sei sie „nicht mehr aufgetaucht“. Das Unternehmen könne genau nachvollziehen, wann welche Tonnen geleert wurden, weil sie mit einem Sensor ausgestattet sind.

Auf der Suche zum Verbleib der gelben Tonne wandten sich die Reicherts an den Voreigentümer. Dieser kann Mattkes Aussage nicht bestätigen, dass auf dem Grundstück vor rund fünf Jahre eine gelbe Tonne gestanden haben soll. Er sei vor circa neun Jahre ausgezogen und habe den gelben Abfallbehälter mitgenommen. Er habe in Staats ein neues Haus gebaut, das alte stand seither leer. Die mitgenommene Tonne sei Eigentum der Firma Alba gewesen, die später alle gelben Tonnen einsammelte, weil die Entsorgung von Plastikabfällen die Firma Con-Trans übernahm, bis Ende 2017.

Con-Trans lieferte neue gelbe Tonnen aus. Doch weder sein altes noch sein neues Grundstück sei berücksichtigt worden, so der Voreigentümer. Er hatte vergeblich bei Con-Trans versucht, Ersatz zu bekommen. Geschäftsführer war dort ebenfalls Norman Mattke. Dieser hätte zwar versprochen, eine gelbe Tonne zu liefern, passiert sei nichts. Nach langem Hin und Her habe er den Kampf aufgegeben. „Ich bringe meinen Plastikmüll zum Wertstoffhof nach Stendal“, sagt der Voreigentümer.

Geschäftsführer reagiert nicht auf Schreiben

Diesen Aufwand muss die Familie Reichert auch auf sich nehmen. Sie habe zuvor noch in der Nachbarschaft nachgefragt, ob jemand eine gelbe Tonne zu viel hat oder eine abgeben könnte. Erfolglos. In ihrer Verzweiflung suchte sie Hilfe bei einem befreundeten pensionierten Richter aus Hamburg. Wulf Roewer hat daraufhin im Namen der Reicherts Ende 2020 den Geschäftsführer schriftlich gebeten, eine gelbe Tonne zu liefern. Auf das Schreiben, das der Volksstimme vorliegt, „hat er nicht reagiert“, sagt Roewer. Er habe Mattke in einem Telefongespräch nochmals gebeten, seinen Verpflichtungen nachzukommen. „Ergebnislos“, hadert der Jurist.

Geschäftsführer Mattke behauptet jedoch, zwei gelbe Tonnen an die Familie Reichert in Staats geliefert zu haben. Wann? Das wusste Mattke nicht mehr genau. Er sei sich aber sicher und könne sich nicht vorstellen, dass die Behälter gestohlen worden sind. Er sei aber nun bereit, dem Ehepaar Reichert „eine dritte Tonne persönlich in die Hand zu drücken“. Bis dahin könnten die Reicherts ihren Plastikmüll in einen durchsichtigen Sack füllen und am Entsorgungstag am Grundstück abstellen. „Meine Mitarbeiter nehmen den Sack mit“, versichert Mattke.

Der Sinneswandel überrascht Franziska Reichert. „Wir werden erneut Kontakt zum Geschäftsführer aufnehmen, um den Ärger endlich aus dem Weg zu räumen.“