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Corona Was passiert mit dem Masken-Müll aus dem Landkreis Stendal?

Zahllose medizinische Masken sind seit Beginn der Pandemie benutzt worden. Was geschieht nach der Verwendung, wie werden die Mund-Nasen-Bedeckungen korrekt entsorgt und und wer ist dafür zuständig?

Von Andreas König 14.07.2021, 17:17
Beim Recyclinghof Farsleben landen in wachsendem Maße Atemschutzmasken in den gelben Tonnen. Gebrauchte Masken gehören eigentlich in den Hausmüll.
Beim Recyclinghof Farsleben landen in wachsendem Maße Atemschutzmasken in den gelben Tonnen. Gebrauchte Masken gehören eigentlich in den Hausmüll. Fotos: Recyclinghof Farsleben

Stendal - Ob klinisch weiß oder farbenfroh, ob mit Ventil oder ohne: Irgendwann kommt für jede medizinische -Maske das letzte Absetzen. Sie hat dann hoffentlich ihren Zweck erfüllt und das Umfeld der Träger für einen begrenzten Zeitraum geschützt. Doch was dann?

Immer häufiger sieht man die Vlieskonstruktionen nach dem Gebrauch in der Gegend herumliegen. Auf dem Parkplätzen mancher Supermärkte flattern sie herum, bis sie an einem Vorsprung hängen bleiben oder bei feuchterem Wetter in einer Pfütze landen.

Vögel sollen sich mit Masken stranguliert haben

Immer mal wieder hört man von Fällen, in denen die Atemschutzmasken mit Tieren in Berührung kommen. Es soll schon vorgekommen sein, dass sich Vögel beim Versuch, ihr Nest mit Hilfe einer weggeworfenen FFP-2-Maske zu bauen, stranguliert haben.

Doch wie soll man mit den Masken nach dem Gebrauch korrekt umgehen? „Es kommt bei der Einstufung darauf an, welche Herkunft der Abfall hat“, sagt Annett Schröder, Teamleiterin für Abfallberatung bei der Abfalllentsorgungsgesellschaft Landkreis Stendal (ALS). Die Gesellschaft gehe davon aus, dass der Großteil der benutzten Masken in Privathaushalten anfällt. „Handelt es sich um einen Haushalt, in dem keine Covid-19-Infektion vorliegt, kann die benutzte Maske ohne besondere Vorkehrungen in des Restabfall entsorgt werden“, sagt Annett Schröder.

Gebe es in dem Haushalt jedoch eine Infektion, sind sämtliche Abfälle, das heißt nicht nur die Maske, sondern auch alle anderen Abfälle (Bioabfälle, Restabfälle, Zeitungen, Leichtverpackungen) in einem stichfesten Sack zu sammeln, fest zu verschließen und dann in den Restabfallbehälter zu entsorgen“, informiert die Teamleiterin.

Infektionsschutz in der Abfallenstorgung wäre extrem kompliziert

Zwar läge es nach den Maßgaben des Infektionsschutzes nahe, grundsätzlich alle gebrauchten Masken als kontaminiert, also mit Coronaviren befallen zu betrachten, doch wären die sich daraus ergebenden Konsequenzen kaum umzusetzen. Bei der Einschätzung der möglichen Infektionsgefahr „kommt es auf den Herkunftsort an“, erklärt die ALS-Teamleiterin. „Geht man davon aus, dass benutzte Masken grundsätzlich kontaminiert sind, würde dies auf sämtliche Abfälle, die mit dem Menschen im häuslichen Umfeld in Berührung kommen, zutreffen.“ Das aber würde jede herkömmliche Abfallentsorgung extrem kompliziert machen.

Dabei ist der Umgang mit den benutzten Masken ohnehin nicht einfach. Würden sich alle Bürger richtig verhalten und benutzte Masken in den Restmüll geben, wäre es zwar immer noch eine erhebliche Umweltbelastung. Aber wenigstens würde sich der Maskenmüll in geordneten Bahnen bewegen.

So aber haben vor allem die Entsorger der gelben Tonnen mit fälschlich darin befindlichen Masken zu kämpfen. „Seit der Corona-Pandemie machen weggeworfene Masken rund 0,5 Prozent des Wertstoffabfallaufkommens in den gelben Tonnen aus“, sagt Norman Mattke, Geschäftsführer des Recyclinghofs Farsleben. Das Unternehmen ist für die Entsorgung der gelben Tonnen im Landkreis Stendal verantwortlich. Ein halbes Prozent klingt erst einmal nicht nach besonders viel, aber „bei 50 000 Kunden alle vier Wochen kommt einiges zusammen“.

Viren überleben thermische Behandlung nicht

Wenn die Mitarbeiter erkennen, dass sich nicht zulässiger Abfall in den Wertstofftonnen befindet, bleiben diese ungeleert am Straßenrand stehen. „Das Problem offenbart sich erst, wenn sich beispielsweise FFP-2-Masken in der Mitte der Tonnen befinden“, erklärt Norman Mattke. Dann fischt die automatische Sortieranlage zwar alles heraus, was nicht hinein gehört, aber den Mehraufwand erstattet dem Unternehmen niemand.

So oder so landen die nicht mehr verwendbaren Masken im Müllheizkraftwerk Magdeburg. Diese „thermische Behandlung“ überleben die stärksten Viren nicht. Allerdings setzen die Masken wie alle Kunststofferzeugnisse beim Verbrennen Kohlendioxid frei.

Immerhin geraten die Mitarbeiter des Recyclinghofs Farsleben nicht noch in Gefahr, mit den potenziell infizierten Masken in Berührung zu kommen. „Nach dem Entleeren der Tonnen kommen unsere Beschäftigten mit dem Inhalt nicht mehr in Berührung“, sagt Norman Mattke. „Die restlichen Prozesse laufen automatisch ab.“

Verantwortlich ist der Mensch

Dennoch hat die Pandemie auch um die Belegschaft des Recyclinghofs keinen Bogen gemacht. „Wir hatten schon einige mit Corona infizierte Mitarbeiter im Betrieb“, berichte der Geschäftsführer. Allerdings sorge die Arbeitsorganisation dafür, dass solche Ausbrüche auf maximal zwei Kollegen beschränkt bleiben. „In großen Gruppen kommen unsere Fahrer gar nicht mehr zusammen“, sagt Norman Mattke.

Muss man sich also an herumfliegende Masken gewöhnen? Annett Schröder von der ALS sagt: „Der Verursacher ist der Mensch, und der sollte sich seiner Verantwortung gegenüber der Umwelt bewusst sein.“ Abfälle dürfen nicht in der freien Natur entsorgt werden. „Das ist nicht nur auf die Masken begrenzt.“