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Gehwege und Gebäude untersucht Wie barrierefrei ist Stendal-Stadtsee?

Die Interessengruppe „barrierefreies Stendal“ hat getestet, wo Hürden für Senioren, Menschen mit Behinderung oder Eltern mit Kinderwagen bestehen.

Aktualisiert: 25.03.2025, 16:55
Eine Gruppe prüfte das Altmark-Forum in Stendal-Stadtsee auf Barrieren.
Eine Gruppe prüfte das Altmark-Forum in Stendal-Stadtsee auf Barrieren. Foto: Landkreis Stendal

Stendal - Wer mit dem Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen einkaufen geht, kann schnell mal vor einer Hürde stehen. Im Altmark-Forum in Stendal-Stadtsee gibt es zum Beispiel keine rollstuhlgerechten Bereiche an den Kassen. In den Fahrstühlen des Einkaufscenters fehlt Brailleschrift. Dies haben die Mitglieder der Interessengruppe „Barrierefreies Stendal“ bei einer Stadtteilbegehung festgestellt. Und das sind nicht die einzigen Herausforderungen, die ihnen auf ihrer Tour begegnet sind.

Barrierefreiheit in Stendal getestet

Menschen mit Behinderung, ältere Menschen oder Eltern mit Kinderwagen müssen im Alltag in Stadtsee einige Hürden überwinden. Eine Gruppe testete während des Vorgangs die Barrierefreiheit in Gebäuden, die andere im Straßenverkehr.

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Dabei fanden sie heraus, dass am Bahnhof Stendal-Stadtsee Aufzüge und Leitstreifen fehlen. Zwischen Bahnhof und Schillerstraße ist der Gehweg nicht frei begehbar. Straßenlaternen sind im Gehweg eingelassen, Äste von Dornensträuchern und Bäumen ragen auf den Fußgängerweg. Daran können sich nicht nur Menschen mit Sehbehinderung verletzen.

Am Bahnhof in Stendal-Stadtsee fehlen Aufzüge und Leistreifen

„Die Fläche von Gehwegen muss breit genug und frei begehbar sein“, sagt Werner Hartig, Vertreter von Fuß e.V. und des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). „Ein Gehweg ist auch eine Aufenthaltsfläche“, bemerkt Werner Hartig. Er appelliert daran, die Menschen nicht nur als Verkehrsteilnehmer zu sehen, sondern in den Planungen darauf zu achten, dass genügend Platz bleibe, um stehenzubleiben und sich zu unterhalten.

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Die Interessengemeinschaft machte noch weitere Hindernisse aus: An der Kreuzung Dr.-Kurt-Schumacher-Straße sind die akustischen Signale an den Ampeln zu leise. Zudem gibt es keine Haltelinien für Radfahrer. Werner Hartig weist in diesem Zusammenhang auf potenzielle Gefahrenstellen für Menschen mit Beeinträchtigungen hin: Ohne Haltelinien könnten Radfahrer dazu verleitet werden, nicht zu stoppen – obwohl die Ampeln für alle Verkehrsteilnehmer gelten. „Oft liegt dies an Unwissenheit, nicht an bösem Willen“, so Hartig. Markierungen seien daher essenziell, um die Verkehrsregeln für alle deutlicher zu machen.

Nicht gut: Der Radweg an der Haltestelle Altmarkforum in Richtung Innenstadt.
Nicht gut: Der Radweg an der Haltestelle Altmarkforum in Richtung Innenstadt.
Foto: Anna Lisa Oehlmann
Vorbildlich: Der Radweg aus Richtung Stadt an der gleichen Haltestelle.
Vorbildlich: Der Radweg aus Richtung Stadt an der gleichen Haltestelle.
Foto: Anna Lisa Oehlmann

Kurios: Auf einer Seite der Bushaltestellen an der Stadtseeallee vom Altmarkforum Richtung Zentrum ist die Verkehrsführung richtig, auf der neueren gegenüberliegenden Seite nicht. Dort wird der Radverkehr nicht auf die Straße oder hinter dem Wartehäuschen entlang geführt, sondern durch den Wartebereich zwischen Haltestelle und Straße. „Ein echter Sicherheitsmangel“, so Hartig.

Interessengruppe „Barrierefreies Stendal“ findet positive Beispiele in Stadtsee

Beim Rundgang entdeckten die Akteure der Interessengemeinschaft auch gute Beispiele. Die Umgestaltung der Ladenzeile an der Adolph-Menzel-Straße bewerteten sie besonders positiv. Im Roland-Ärztehaus sind aber noch Boden- und Treppenmarkierungen sowie weitere Orientierungshilfen in den Aufzügen anzubringen.

Die Testpersonen zogen an der Ladenzeile zwischen Altmark-Forum und Roland-Ärztehaus entlang.
Die Testpersonen zogen an der Ladenzeile zwischen Altmark-Forum und Roland-Ärztehaus entlang.
Foto: Landkreis Stendal

Im Anschluss an die Begehung setzten sich die rund 20 Teilnehmer zusammen. Neben Vertretern des Örtlichen Teilhabemanagements des Landkreises Stendal und Stadtteilmanagerin Ulrike Geringer zählten Stendals Oberbürgermeister Bastian Sieler (parteilos) und Vertreter des Inklusionsbeirates, des Kompetenzzentrums Inklusive Bildung, des Blinden- und Sehbehindertenverbands sowie von Fuss e.V. und dem ADFC zu den Gästen.

Ziel: Vorschläge zur Verbesserung in barrierefreie Gestaltung des Stadtteils einbringen

Sie tauschten sich aus und erarbeiteten konkrete Verbesserungsvorschläge mit dem Ziel, langfristig eine barrierefreie Gestaltung des Stadtteils zu fördern. Das Format soll zukünftig in anderen Stadtteilen fortgesetzt werden.

„Die Stadtteilbegehung zeigte einmal mehr, wie wichtig es ist, bestehende Barrieren sichtbar zu machen und aktiv an einer inklusiven Stadtgestaltung zu arbeiten“, erklärte Johanna Michelis. Zusammen mit allen Beteiligten hofft die Örtliche Teilhabemanagerin, dass die Erkenntnisse in künftige Planungen der Hansestadt Stendal einfließen und konkrete Verbesserungen zeitnah umgesetzt werden.