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Zukunftsreporter Wie ein Experiment das politische Interesse von Schülern in Stendal weckt

Schülerinnen und Schüler der Komarow-Sekundarschule in Stendal beamen sich ins Jahr 2045. Das Gedankenexperiment „Die Zukunftsreporter“ soll politisches Interesse wecken.

Von Leon Zeitz 14.12.2023, 17:15
Schüler der Komarow-Sekundarschule in Stendal erklären ihrem Kursleiter Niklas Rughöft (rechts), wie das Leben im Jahr 2045 aussehen könnte.
Schüler der Komarow-Sekundarschule in Stendal erklären ihrem Kursleiter Niklas Rughöft (rechts), wie das Leben im Jahr 2045 aussehen könnte. Foto: Leon Zeitz

Stendal - Wir schreiben das Jahr 2045. Es sind düstere Zeiten. Roboter werden in nahezu jedem Lebensbereich eingesetzt. Lehrer, Polizisten, Ärzte – alle ersetzt durch Maschinen. Dann kommt es zum Systemfehler. Die Roboter funktionieren nicht mehr. Der Alltag wird zum Chaos. Menschen sind unzufrieden, begehen Diebstähle und werden gewalttätig. So sieht die Zukunft aus, wenn eine neunte Klasse der Komarow-Sekundarschule in Stendal in die nicht mehr allzu ferne Zukunft blickt.

Das Projekt „Die Zukunftsreporter“ schickt die Schülerinnen und Schüler auf eine Reise. In kleinen Gruppen sollen sie sich Gedanken über eine mögliche Zukunft machen. Die Ergebnisse werden auf einem Plakat und in Form eines kurzen Schauspiels der Klasse präsentiert. Danach sprechen die Schülerinnen und Schüler über das Gesehene. Das Gedankenexperiment soll dabei helfen, das politische Verständnis der Jugendlichen zu schärfen, wie Workshop-Leiter Niklas Rughöft erklärt. „Wir wollen, dass die Schüler erkennen, dass sie die Zukunft in ihrer Hand haben und mitbestimmen können“, sagt der 32-Jährige. Mit seiner Kollegin Anemone Jeutner ist er aus Berlin in die Hansestadt gekommen, um in den neunten Klassen der Komarow-Schule an mehreren Tagen das kritische Denken zu fördern.

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Das klappt gut. Teilweise unbewusst greifen die Gruppen aktuelle Themen unseres alltäglichen Lebens auf. Was können wir tun, wenn die Roboter nicht mehr funktionieren? Die Antwort: Wieder Menschen einstellen. „Das ist genau die umgekehrte Diskussion, die wir heute führen, wenn wir überlegen, wie beispielsweise Künstliche Intelligenz in Schulen eingesetzt werden kann“, erklärt Niklas Rughöft der Klasse.

Bei den Jungen und Mädchen kommt der Workshop gut an. „Ich finde es super. Ich interessiere mich jetzt mehr für Politik als vorher“, sagt die 15-jährige Elnaz. Die Schülerin hat sich mit ihrer Gruppe mit den Themen Gleichberechtigung und Klimawandel auseinandergesetzt und hat in ihrer Klasse die einzige positive Zukunftsvision erschaffen. Eine Utopie, in der die Menschheit im Bezug auf den Klimawandel noch einmal die Kurve bekommen hat.

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Für Niklas Rughöft und Anemone Jeutner ist es keine große Überraschung, dass sich die meisten Gruppen eine Dystopie überlegt haben. „Sie sind eine pessimistische Generation. In Medien wie Zeitungen und TikTok sehen sie viele negative Nachrichten, zum Beispiel den Nahostkonflikt“, sagt Anemone Jeutner. Daher sprechen die beiden mit den Jugendlichen auch über die Rolle der Medien in ihrem Alltag.

Niklas Rughöft betreut das Projekt seit drei Jahren. Jede Klasse ist für ihn eine „Wundertüte“, da jeder andere Vorstellungen von der Zukunft, Demokratie und der idealen Gesellschaft hat. „Es ist spannend, in die Schulen zu kommen und mit den Schülern ins Gespräch zu kommen“, sagt der Berliner.

„Die Zukunftsreporter“ ist ein Projekt vom Verein Zeitgeist und richtet sich an Schülerinnen und Schüler der 9. bis 12. Klassen in ganz Sachsen-Anhalt. Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ sowie vom „Landesprogramm für Demokratie, Vielfalt und Weltoffenheit“ in Sachsen-Anhalt gefördert.