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Stadtgeschichte Woher die Straße Sidenbüdel in Stendal ihren Namen hat

Die Innenstadt in Stendal bietet einige interessante Straßennamen. Der Sidenbüdel verbindet den Uppstall mit der Bismarckstraße. So kam die Straße an ihren Namen.

Von Leon Zeitz 11.10.2023, 17:30
Auf einer Karte des Altmärkischen Museums aus dem 19. Jahrhundert heißt der Sidenbüdel in Stendal noch Scharfrichterstraße.
Auf einer Karte des Altmärkischen Museums aus dem 19. Jahrhundert heißt der Sidenbüdel in Stendal noch Scharfrichterstraße. Foto: Leon Zeitz

Stendal - Der Sidenbüdel in Stendal ist eine Verbindungsstraße zwischen Uppstall und Bismarckstraße. Woher die Straße ihren ungewöhnlichen Namen hat, hat Silke Junker vom Altmärkischen Museum recherchiert. Sie hat drei Erklärungsversuche zur Namensherkunft des Sidenbüdels herausgesucht.

Als einen ersten Deutungsversuch haben Forscher versucht, den Straßennamen aus dem Niederdeutschen ins Hochdeutsche zu übersetzen. Aus „Si(e)de“ wurde Seide und aus „Büdel“ Beutel. Im 17. Jahrhundert wurde in den Kirchenbüchern der Hansestadt auch die Bezeichnung Seiden-Beutel für den Straßennamen aufgelistet.

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Die Straße könnte demnach etwas mit dem Seidenhandel zu tun gehabt haben. Silke Junker kann diese Deutung mit Blick auf die Forschungsliteratur jedoch ausschließen. „Die Bezeichnung Sidenbüdel existiert schon lange vor der Anpflanzung von Maulbeerbäumen zur Seidenraupenzucht in und um Stendal“, erklärt die Museologin.

Niederdeutsche Flurname ist die Lösung

Bei einem zweiten Erklärungsversuch wurde ebenfalls versucht, das Wort ins Hochdeutsche zu übersetzen. So wurde das Wort „Büdel“ auf das mittelhochdeutsche Wort „bütel“ und das althochdeutsche Wort „butil“ zurückgeführt. „Diese bezeichneten Gerichtsboten und später Scharfrichter“, sagt Silke Junker. Daraus bildete sich dann die hochdeutsche Benennung Scharfrichterstraße.

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Diesen Namen trug die Straße auch ab 1717. Der Sidenbüdel als Wohnsitz für die Scharfrichter der Hansestadt? Auch eher unwahrscheinlich, sagt Silke Junker. „Die Straße als Wohnstätte der Scharfrichter zu sehen, ist fraglich. In Stendal beziehungsweise der Mark Brandenburg ist ein Scharfrichter erst nach 1500 nachweisbar. Der Sidenbüdel wird aber schon im Jahr 1475 erwähnt.“

Eine dritte Erklärung muss also her, die Silke Junker auch parat hat. „Am wahrscheinlichsten ist ein niederdeutscher Flurname als Ursprung für den Straßennamen.“ Ein Flurname beschreibt das ursprüngliche Aussehen des Geländes. Bei ihrer Recherche ist die 58-Jährige auf mehrere Theorien gestoßen.

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Am glaubwürdigsten schätzt sie die von Professor Jürgen Udolph vom Zentrum für Namensforschung ein. So lässt sich der Name Sidenbüdel als Seitenhügel übersetzen. Für Silke Junker eine einleuchtende Erklärung. „Der Uppstall, der durch den Sidenbüdel mit der Bismarckstraße verbunden ist, ist als niedrig gelegenes, aufgeschüttetes Gelände zu sehen.“ Zudem gehen im nördlichen Altstadtgebiet viele Straßennamen auf niederdeutsche Flurnamen zurück.