Gründer Zukunftsvision: IT-Standort Altmark
Hagen Woecht, Geschäftsführer der IT-Firma Innocon Systems will Informatiker als Gründer in seine Heimat Tangermünde locken.
Tangermünde l Es ist warm in den Geschäftsräumen der Software-Firma Innocon Systems in der Kirchstraße in Tangermünde. Eine Kaffeemaschine zischt, Tastaturen klackern unbeirrt und an der Wand hängen gerahmte CD-ROMs der Windowsbetriebssysteme – alles genau so, wie man sich eine Informatikfirma von innen vorstellt.
Seit 2010 existiert die Firma in ihrer jetzigen Form. Seit 2014 sitzt sie in Tangermünde. „Ich komme aus Tangermünde“, sagt Geschäftsführer Hagen Woecht. Es habe ihn nie weit von seiner Heimat verschlagen. Seinen Zivildienst absolvierte er im Johanniter Krankenhaus in Stendal, für seinen vorherigen Job als Planer musste er nur „ein oder zweimal im Monat“ nach Berlin fahren und sein Informatikstudium absolvierte er per Fernstudium an der Universität Magdeburg. „Homeoffice ging auch schon vor Corona“, sagt er mit einem Lächeln.
Die IT-Firma beschäftigt sich mit Softwareentwicklung. Ihr Schwerpunkt liegt in der Gesundheitsbranche. Die Begeisterung für den Bereich kam bei Hagen Woecht durch seinen Zivildienst im Krankenhaus. „Ich habe danach im IT-Bereich des Krankenhauses gearbeitet und dort meine ersten selbst geschriebenen Programme genutzt“, sagt der 47-Jährige.
Eigentlich ist der Tangermünder gelernter Elektriker. Doch er merkte schnell, dass er in dem Beruf nicht auf Dauer arbeiten wollte. „Als Elektriker braucht man immer eine Spule oder einen Widerstand. Und das auch noch in ausreichender Stückzahl. Wenn dann etwas fertig ist, sieht man erst nach einigen Tagen, ob es wirklich funktioniert. Das ist bei der Software anders, da kann man quasi ständig an seinem Produkt arbeiten und es weiterentwickeln“, sagt der zweifache Familienvater. So kam er schlussendlich zu dem Beruf, den er heute mit Freude ausübt.
Die Programme von Innocon sind gefragt: zu den Kunden zählen etwa die Charité in Berlin, das Universitätsspital Zürich oder die Radiologie der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Sogar auf Tahiti hat ein Krankenhaus ihre Software installiert. Nur in Sachsen-Anhalt, da wäre es schwer Krankenhäuser zu finden, die mit der Software arbeiten wollen.
Woecht hat mit seiner Firma einen weiteren Arbeitsschwerpunkt: die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen. „Uns ist aufgefallen, dass unsere Software aus dem Krankenhaus auch auf Verwaltungsprozesse anwendbar ist. So arbeiten wir etwa mit Tangerhütte am digitalen Rathaus.“ Die Software dafür hat die Firma der Kommune kostenlos gestellt. „Wir können so testen, ob es funktioniert.“ Mittlerweile sind von der Tangerhütter Verwaltung mindestens 16 voll- digitale Aktionen verfügbar. Etwa 700 Bürger hätten sich bereits ein Online-Konto erstellt und es wurden rund 600 Anträge auf diesem Weg bearbeitet. Dass das digitale Rathaus so schnell an den Start ging, nämlich im März, hatte laut Woecht mit der Corona-Pandemie zu tun. „Letztendlich ging es mit dem Online-Antrag für die Rückerstattung der Kita-Gebühren los.“
Auf die Idee, sich mit dem Thema digitales Rathaus zu beschäftigen, kam der Familienvater aus einer persönlichen Erfahrung. Er habe einen umfangreichen Briefwechsel mit der Stadt Tangermünde gehabt und fand das sehr mühselig. Immer wieder Dokumente aus Ordnern heraussuchen, wieder wegheften und den Brief schließlich persönlich einwerfen, weil es keine Briefmarken mehr gab. „Da habe ich mich gefragt, wie ich mir das besser wünschen würde. Und da dachte ich, dass es toll wäre, alles aus der Verwaltung einfach online abgelegt zu haben, ohne den ganzen Papierkram“, sagt der Diplominformatiker.
Ein Problem von Innocon ist, dass sie schlecht Personal fänden. Auch deswegen möchte Hagen Woecht Gründer in der IT-Branche in die Region locken. Innocon würde Anteile der neu gegründeten Firma erhalten, den Informatikern dafür jedoch bei ihren Ideen keine Vorgaben machen. Absprachen über das, was sich die Interessenten wünschen und wie viele Anteile genau Innocon an der neuen Firma erhält, müssten im Einzelfall getroffen werden. „Ob jemand für die erste Zeit ein ‚monatliches Gehalt‘ haben möchte oder Räumlichkeiten braucht – all das muss in Gesprächen vereinbart werden.“ Die potenziellen Arbeitsfelder der Informatiker seien nicht vorgegeben. Es könnten gänzlich andere Softwaregebiete sein als die, die Innocon belegt, es kann aber auch in eine ähnliche Richtung gehen. „Wenn sie unsere Software nutzen könnten, wäre das für sie ein Vorteil, aber auch für uns. Sie könnten das Programm damit weiterentwickeln.“ So könne jeder von dem anderen profitieren.
Für Woecht selbst wäre eine solche Unterstützung bei dem Weg in die Selbstständigkeit hilfreich gewesen. „Ich habe nach meiner Zeit im Krankenhaus als Planer gearbeitet. Als ich mich danach selbstständig machte, hätte mir eine solche Unterstützung geholfen“, sagt der Diplominformatiker.