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Zum Tod des Stars Trauer um Götz George in Stendal

Auch wenn die Besuche des jüngst verstorbenen Götz George (77) in Stendal selten waren, so trauert man ihm in der Hansestadt dennoch nach.

Von Bernd-Volker Brahms 28.06.2016, 01:01

Stendal l Es lag ein Knistern in der Luft, als Schauspieler Götz George sich für den 22. Dezember 1998 in Stendal zum Richtfest seines Hauses in der Breiten Straße 59 angekündigt hatte. Nur wenig Wochen zuvor war der Schimanski-Darsteller in der Sendung „Wetten dass?“ regelrecht ausgeflippt und hatte sich vor Millionen-Publikum mit Moderator Thomas Gottschalk gestritten. Er hatte Gottschalk nicht zugestanden, sich kritisch über seine schauspielerische Leistung äußern zu dürfen.

„Wir waren alle sehr gespannt, in welcher Stimmung Götz George sein würde, wenn er nach Stendal kommt“, erzählt Udo Fischer. Der ehemalige SPD-Stadtrat und Pensionsbetreiber lieferte für das Richtfest den Schweinespieß und war an diesem Tag live dabei. Götz George sei in ausgesprochen guter Laune gewesen, bestätigt nicht nur Fischer, sondern sagen auch andere Gäste der Richtfest-Party. Mit den Bauarbeitern zusammen am Tisch verspeiste er sein Schweinefleisch, dazu bekam er einen Kräutertee, der extra aus dem Altstadt Hotel geholt werden musste, weiß Udo Fischer noch heute.

„Es ist schade drum, das er nicht mehr lebt“, sagte die Stendalerin Waltraut Huth im Gespräch mit der Volksstimme. Die 85-jährige lebte 33 Jahre lang von 1956 bis 1989 im Haus, das George 1998 gekauft hatte. „Das Haus ging durch mehrere Hände bis er es kaufte“, erzählte Huth. Sie war beim Richtfest mit ihrem Sohn Holger anwesend und erlebte einen bestens aufgelegten Star. „Ich habe ihn gerne in den Filmen gesehen, er war ein eigenartiger Typ, das habe ich gemocht“, sagte Huth. George habe sich ganz natürlich gegeben, als sie ihn in Stendal beim Richtfest erlebte.

Schon 1993 hatte sich der Schauspieler in Stendal die ersten Häuser gekauft und saniert: Wendstraße 1 sowie die Bismarckstraße 26, 27 und 27a. „Er war sehr angenehm im Umgang“, sagte die Stendaler Immobilienmaklerin Anke Rasch, die für George die Wohnungsverwaltung übernahm. Als sie ihm zum 70. Geburtstag einen Glückwunsch sandte, da schrieb ihr Götz George einen netten Dankesbrief. „Ich glaube, er war ein Gemütsmensch“, sagte Rasch. Er sei medienscheu gewesen und habe sich „ganz normal“ verhalten, sagte Rasch, die ihn auch auf dem besagten Richtfest erlebte.

Dafür gesorgt, dass der berühmte Schauspieler überhaupt in Stendal investierte, hat der Berliner Dietmar Gebert, der in Stendal geboren und aufgewachsen ist und der nach der Wende insgesamt 25 Häuser in der Stadt saniert hat. Er habe den selben Steuerberater wie Götz George gehabt, erzählt Gebert, der den Schauspieler nach all den Jahren als seinen Freund bezeichnet. „Er war bis zuletzt davon überzeugt, dass die Investition in Stendal richtig war“, sagte Tischlermeister Gebert, der mit seinen 77 Jahren derselbe Jahrgang wie George ist.

Die Familie von Gebert hatte an der Lüderitzer Straße eine Möbelfabrik, die 1945 ausgebombt worden ist. In den 1950er Jahren ging die Familie nach West-Berlin. Nach der Wende holte sich Dietmar Gebert den Familienbesitz zurück und sanierte darüber hinaus weitere Häuser.

Die fünf Häuser Georges in Stendal seien die einzigen, die dieser in Ostdeutschland erworben hat, sagte Gebert, der 1998 bei der Sanierung der Breiten Straße 59 half.

Die Häuser sind nach Volksstimme-Informationen schon vor einiger Zeit an Georges einzige Tochter Tanja (49) übergegangen. Neben seiner Tochter hinterlässt der Schauspieler auch Ehefrau Marika (56), mit der er seit 1998 liiert war und die er 2014 geheiratet hatte.

Und dann gibt es noch eine Anekdote, die Georges Häuser an der Bismarckstraße betreffen. Nachdem der Schauspieler die Häuser gekauft hatte, sandte die Stadtverwaltung diesem Fotos des verwilderten Areals zu und forderte ihn auf, umgehend für Abhilfe zu sorgen. „Der hat geschäumt“, sagte ein Stendaler, der ungenannt bleiben möchte. Fünf Jahre später waren alle Wogen geglättet. Da sagte George beim Richtfest: „Ich bin ein Stendaler.“ An diesem Tag schrieb er Dutzende Autogramme und ließ Fotos mit sich machen. Seite 26