Osterbräuche Von richtigen und falschen Hasen
Zu Ostern beginnt die große Sucherei / Eine wichtige Rolle spielen ganz bestimmte Langohren
Staßfurt/Osmarsleben/Hecklingen Von Nora, Stuh, Falk Rockmann und Andreas Mangiras
In Osmarsleben tragen die Osterhasen zeitgemäß Masken. Auch sonst haben es die Langohren nicht leicht zurzeit. Und ihre Züchter erst!
Nur eine Rammlerschau konnten sie Anfang 2020 gerade noch durchführen – und eine Tischbewertung in den Ställen der Züchter. Versammlungen? Nur reduziert und unter Corona-Bedingungen.
Geschichten ums bunte Ei
Die Zuchtfreunde des Rassekaninchenzuchtvereins um Lars Lehmann konnten sich trotzdem über die Aufnahme eines neuen Mitglieds freuen. Die Nr. 24 in der Runde. Und natürlich ist die Maske des Osmarsleber Osterhasen nicht der Pandemie geschuldet, sondern ein Kennzeichen seiner Rasse – in diesem Fall des Großen Marderkaninchens.
Ein Wermutstropfen bringt das Osterfest 2021 aber doch: Das öffentliche Eiersuchen, zu dem der hiesige Dorfklub gern eingeladen hätte, muss nun bereits das zweite Mal ausfallen.
Die Geschichten ums bunte Ei, dem Hasen, der sie bringt und versteckt, dem Osterfeuer sind lang erzählt. Alte Überlieferung, christlicher Glaube und lange Tradition vermengen sich.
Da ist der Hase, der seit altersher als Fruchtbarkeitssymbol gilt. Die bunten Euer waren einst nur rot. Die Farbe symbolisiert das Leben und die Auferstehung. Und das Osterfeuer? Es steht für das Ende der kalten Jahreszeit. Christen verbinden damit auch das Licht des Lebens, der Auferstehung wie im Kerzenlicht.
Land hoppelt hinterher
Und der Osterhase?
Im Durchschnitt leben in Sachsen-Anhalt derzeit sechs Hasen je Quadratkilometer, hat der Landesjagdverband Sachsen-Anhalt hochgerechnet.
Während die Jäger bundesweit einen Aufwärtstrend bei den gefährdeten Feldhasen vermelden, hoppelt Sachsen-Anhalt im bundesweiten Hasenrennen allerdings weit hinterher, hat der Landesjagdverband gegenüber der dpa erklärt. Die echs Hasen je Quadratkilometer sind dennoch „ein absoluter Rekordwert, wenn man die Zählergebnisse unseres Wildtiermonitorings seit 2001 betrachtet“, erklärte Geschäftsführer Wilko Florstedt.
Die Hasen hätten sich dank der überdurchschnittlich warmen Temperaturen und der geringen Niederschläge gut vermehren können. Wegen des milden Wetters im Jahresverlauf seien insbesondere wenige Junghasen gestorben. Die im Jahr 2020 ebenfalls gute Nettozuwachsrate von acht Prozent lasse auf eine weitere Stabilisierung der Feldhasenbesätze auch in diesem Jahr hoffen, erklärte Florstedt weiter.
Bundesweit liegt die Zahl der Feldhasen laut dem Jagdverband bei 14 Tieren je Quadratkilometer Offenland und damit mehr als doppelt so hoch wie in Sachsen-Anhalt. Auf ganz Deutschland gerechnet bedeutete das im Vergleich vom Frühjahr 2019 zu 2020 ein Plus von zwei Langohren. Laut Geschäftsführer Florstedt reicht günstige Witterung nicht, um den Feldhasenbesatz langfristig zu fördern.
Die Pest ist da
Den großen zusammenhängenden Feldern hierzulande mangele es an Lebensraum im Inneren, besonders Maisfelder würden von den Feldhasen gemieden. Zudem fehlten krautreiche Feldränder, die ausreichend Nahrung böten. „Nur wenn die Hasenapotheke gut gefüllt ist und die Häsinnen ausreichend fettreiche Milch produzieren können, haben die Junghasen eine Chance, groß zu werden“, erläuterte Florstedt.
Seit dem Winter setzt dem Feldhasen im Land noch etwas zu: Es grassiert die Hasenpest. Sie wurde im Dezember 2020 das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) bei einem erlegten, männlichen Feldhasen aus dem Saalekreis diagnostiziert. Sie ist auf den Menschen übertragbar. Die sogenannte Tularämie kommt zunächst als Erkältung daher, kann aber gut mit Antibiotika behandelt werden.
Hobby weit verbreitet
Und nun? Der Mensch hat ja auch noch das Kaninchen. Im Kreisverband der Rassekaninchenzüchter Salzland sind 18 Ortsvereine organisiert. So gehen auch in Alsleben, Barby, Calbe, Eickendorf, Glöthe, Staßfurt, Löderburg, Welsleben, Westeregeln, Kroppenstedt, Osmarsleben, Egeln-Nord und Plötzky ihrem Hobby nach – wie etwa auch in Hecklingen.
Dort haben die Mitglieder vom Rassekaninchenzuchtverein viele Prachtexemplare verschiedener Rassen im Stall. Auch wenn im Moment keine Schauen stattfinden und im vergangenen Jahr alles abgesagt wurde. Denn die Tiere machen gute Laune. Die Freude sie zu beobachten sei besser als jedes Fernsehprogramm, meint der Vorsitzende des Vereins Günther Kühne. Er züchtet seit 50 Jahren. 1969 trat er in den Verein in Hecklingen ein.
Günther Kühne besitzt allein schon 18 Tiere. Einem Tier, das er besonders gern mag, wird nachgesagt, dass es „Feuer haben soll“, erzählt der Züchter und zeigt es. Sein Fell glänzt braun. Der Rammler reckt sich. „Fast wie der Osterhase. Es fehlt nur noch die Kiepe“, lacht die Ehefrau von Günther Kühne.
Die Sache mit dem Igel
Renate Kühne findet das Hobby ihres Mannes prima, auch wenn es mit viel Arbeit verbunden sei. Doch zurück zum braunen Osterhasen. Er zählt zur Rasse „Hasenkaninchen“ und soll früher als sogenannte Sportrasse gezüchtet worden sein, weil es so schlank und schnittig ist.
Hase oder Kaninchen, das ist hier die Frage: Wer noch einen Tipp braucht, wie sie sich unterscheiden: Kaninchen sind als Nesthocker nackt und blind, wenn sie auf die Welt kommen.
Feldhasen sind Nestflüchter, werden mit Fell und sehend geboren. Sie sind groß und schlank und haben lange, kräftige Hinterläufe. Igel können ein Leid davon singen. Aber das ist schon wieder eine neue Geschichte.