Naturschutz und Tourismus Absperrung soll die Salzquelle in Sülldorf vor Beschädigungen schützen
Ein Segen und Fluch ist die zunehmende Zahl an Gästen in Sülldorf. Viele von ihnen achten nicht auf die Pflanzen und zertreten den Wildsellerie, wenn sie bis an die Quelle herangehen. Die Folge ist ein großer Morast am Ufer, da hier der Untergrund immer nass ist.
Von Udo Mechenich - Sülldorf l Zentimetertief versinken die Schuhe im Morast. Fast am ganzen Rand der Salzquelle in Sülldorf ähnelt einer Schlammpfütze. „Das ist die Folge der Besucher, die unbedingt bis ganz ran wollen, um einmal an unserer Salzquelle zu kosten, ob das Wasser denn auch tatsächlich salzig schmeckt“, ärgert sich Sülldorfs Ortsbürgermeisterin, Kerstin Gruetz (CDU), „wir bieten Führungen an. Daran sollten sie sich halten. So versuchen wir, zu verhindern, dass die Besucher so dicht ran gehen. Bei den Führungen gibt es auch immer Kostproben des Wassers, wenn es unbedingt gewollt ist.“
Der Matsch entsteht, weil hier an der Quelle in Sülldorf überall aus der Erde Wasser austritt, dass sich an der tiefsten Stelle sammelt und dann über die Quelle in die Sülze fließt. Gruetz: „Hier ist es immer nass, und wenn dann die Besucher darauf herumtreten, entsteht der Schlamm.“ Nicht zuletzt sei diese natürlich auch eine Unfallquelle. Schnell sei man am Rand der Quelle ausgerutscht, und dann entstehe die Frage der Haftung.
Fast ständig beobachten Gruetz und die Sülldorfer Künstlerin Meike Dombrowsky Besucher an der Salzquelle der Sülze. Sogar schon eine Pferdekutsche hat Dombrowsky gesehen. „Viele von unseren Besucher achten aber leider nicht auf die Besonderheiten hier bei uns im Naturschutzgebiet an der Sülze. Da fehlt manchmal die nötige Sensibilität, der notwendige Respekt vor der Natur. Da gibt es oft nur pure Ignoranz. Das betrifft zum Glück natürlich nicht Alle“, ärgert sich Dombrowsky.
Eine Art der Absperrung wurde auch schon vom Umweltamt bei einer Begehung im vorigen Jahr angesprochen, zum Schutz der Böschung und der Pflanzen um die Salzquelle, berichtet Gruetz. „Vielleicht sieht der Bauhof der Gemeinde da jetzt eine Möglichkeit, uns zu unterstützen.“
Im Bereich des Naturschutzgebietes stünden zwar Hinweis- und Verbotsschilder. Wenn es aber keine Kontrolle gebe, würden sie nicht sonderlich beachtet, ärgert sich Gruetz. „Oft werden die Schilder einfach nicht gelesen. Viele interessiert es einfach nicht. Ich meckere oft, wenn ich Kinder und Erwachsene an der Salzquelle sehe, wie sie bis ganz ran gehen, dabei auf dem Wildsellerie rum trampeln und das ganze Ufer an der Quelle Stück für Stück zu einem Matschfleck wird. Das interessiert dann aber oft kaum jemanden“, beschreibt Dombrowsky das Problem.
Die Sülze ist ein kleiner Bach, der sich aus vielen Quellen speist. Eine dieser Quellen ist in Sülldorf. Hier gelangt das Salz in den Bach hinein, und fortan ist er dann in seinem weiteren Verlauf.
„Viele unserer Besucher wissen nicht, was ein Naturschutzgebiet bedeutet, welches Verhalten dort angebracht ist“, meint Bürgermeisterin Gruetz, „ das steht zwar auf unseren Schildern drauf, aber ich habe den Eindruck, dass Deutschland zunehmend mehr Analphabeten hat.“
Um die Salzquelle und die Pflanzen rundherum zu schützen, brachten Gruetz und Dombrowsky nun erneut den Vorschlag einer Absperrung oder eine Art Steg ringsherum ins Spiel, so dass die Vegetation dort nicht mehr kaputt getreten wird. Da gab es aber leider ein Nein der unteren Naturschutzbehörde. Lediglich ein Zaun als Begrenzung sei möglich, hieß es dazu aus Haldensleben, damit die Besucher nicht mehr bis ganz runter an die Quelle runterkommen könnten.„Das ist im Prinzip schon beschlossene Sache, dass das nun gemacht wird. Aber die Umsetzung dauert natürlich ein wenig. Alleine als Ort und zusammen mit dem Heimatverein schaffen wir das nicht. Da fehlen uns die Leute. Da bitten wir die Gemeinde um Unterstützung, sowohl personell als auch finanziell“, erklärt Ortsbürgermeisterin Gruetz.
Das Naturschutzgebiet in Sülldorf gelte als europäisches Naturerbe. Sei ein touristischer Hotspot für das Sülzetal, da sei es doch nicht zu viel verlangt, sich hier an einem Zaun zu beteiligen, so Gruetz. Diese Art der Unterstützung könne man doch aus Osterweddingen oder vom Umweltamt erwarten. „Vieles setzt ja schon die,Grüne Umwelt' um. Aber wir können uns doch nicht darauf ausruhen. Die können nicht alles machen. So viel Man-Power haben die überhaupt nicht“, betont Gruetz, „die haben am Ende auch ganz andere Aufgaben als eine Absperrung zu errichten.“
Das Naturschutzgebiet in Sülldorf soll „begehbar und erlebbar bleiben“, unterstreicht Dombrowsky das Ziel. Unverzichtbar sind aber dennoch bei allen Besuchern die nötige Sensibilität. Aus diesem Grund sehen Dombrowsky und Gruetz keine andere Möglichkeit als die eines Zaunes. Sonst würden die Besucher alles zertreten. „Wir investieren hier unsere Freizeit, unsere Kraft und unsere Nerven, wir haben hier schon so viel zusammen mit all den Helfern geschafft – man kann ja so ein Naturschutzgebiet nicht ins Museum packen“, beschreibt Dombrowsky ihren Unmut. Hier müsse doch endlich die Wertschätzung reifen, dass man solch eine Attraktion gleich schon vor der Haustür besitze und dementsprechend auch Unterstützung leiste.