Ortsbürgermeister fragt sich: "Wie kann denn eine Laubsammelstelle nicht umweltgerecht sein?" Bauhofmitarbeiter müssen nach dem Aus für Kompostanlage Laub in Container schippen
Nach dem Ärger um die Schließung von gleich zwei Kompostanlagen in der Einheitsgemeinde steigt der Frust darüber auch bei Seehausens Ortschef Eckhard Jockisch: "Jetzt müssen die Bauhofmitarbeiter das Laub tonnenweise in einen Container schaufeln, weil die seit 1996 am Ortsrand betriebene Anlage nicht mehr umweltgerecht sein soll."
Seehausen l "Die Schließung der Kompostanlagen in Klein Wanzleben und Seehausen erinnert mich an die Geschichte von Schilda. Nur das in dem Märchen die Schildbürger Eimer hatten, um das Licht in ihr neues fensterloses Rathaus tragen zu können. Die Seehäuser Bauhofmitarbeiter müssen das Laub nun per Schaufeln in den von der Stadtverwaltung aufgestellten Container schippen", schimpft Ortschef Eckhard Jockisch.
Vergangenen Donnerstag war wie in Klein Wanzleben (Volksstimme berichtete) auch in Seehausen nach einer Begehung die Kleinkompostierungsanlage von Mitarbeitern des Umweltamtes dicht gemacht worden. "Es hieß, dass die Anlage laut den geltenden Bestimmungen nicht mehr umweltgerecht sein soll." Dem Ortschef steht bei dieser Begründung die Fassungslosigkeit regelrecht ins Gesicht geschrieben. "Auf unserer Anlage liegt nichts Kontaminiertes, sondern nur unbehandeltes Laub sowie ungespritzter Rasen- und Holzschnitt von unseren kommunalen Flächen, den die Bauhofmitarbeiter dort abgeladen und zweimal im Jahr umgesetzt haben. Die dabei entstandene Erde durften wir seither nur für den Eigenbedarf auf kommunalen Flächen einsetzen. Daran haben wir uns stets gehalten."
Die Kleinkompostanlage habe am Ortsrand seit 1996 Bestand gehabt. Nun ist sie für den Bauhof geschlossen. Jockisch rechnet nicht damit, dass die Anlage in absehbarer Zeit wieder geöffnet werde. "Um eine Freigabe zu bekommen, müsste wohl wie für eine Silage erst einmal eine Betonwanne gegossen werden. Die betonierten Gruben würden verhindert, dass das was beim Zersetzen der biologischen Abfälle entsteht ins Grundwasser sickert. Nur so könnten wir auf der Anlage wieder Laub und Grünschnitt lagern, hieß es. Doch so ein Bauvorhaben ist unbezahlbar. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Stadt das leisten kann."
Und so steht seit Dienstag ein großer Container (25 Kubikmeter) auf dem Seehäuser Bauhofgelände. "In den können die Bauhofmitarbeiter nun das ganze Laub der Gemeinde, dass mit dem Multicar herangefahren wird, per Hand hineinschippen." Dieser immense Aufwand stehe in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen, meint Jockisch. "Das ist Schilda hoch zehn!", schimpft er. Allein auf dem Friedhof stehen 170 Bäume, die aktuell ihr Laub verlieren. Das bedeutet tonnenweise Blattwerk. Die drei Gemeindearbeiter hätten schon genug zu tun. Schule, Hort, Kita und Turnhalle gehören schließlich auch noch zu ihrem Aufgabenbereich.
"Da wird uns koste es was es wolle mit Beginn der Herbstvegetation die Kompostanlage dicht gemacht. Die Stadt hat bis heute kein Schreiben vom Umweltamt bekommen, in denen die Forderungen aufgelistet sind. Ich finde es unfassbar, dass die Anlage noch am selben Tag der Begehung geschlossen wird und sich dann das Umweltamt Zeit damit lässt der Stadt, die eh schon kein Geld hat, Informationen über die weitere Verfahrensweise zukommen zu lassen. Die Laubcontainer-Variante kostet uns jetzt immens viel Geld. Fünf Euro pro Kubikmeter wenn wir es selber zur Annahmestelle nach Groß Rodensleben bringen würden." Das macht 125 Euro für eine Containerfüllung, rechnet Jockisch. "Plus die Kosten für den Abtransport." Bis Weihnachten komme Seehausen auf bestimmt 15 solcher Container, schätzt er. Da nun auch der gesamte Baumschnitt abtransportiert werden muss, werde wohl auch das Osterfeuer ins Wasser fallen, fügt er hinzu. "Ohne Holz kein Feuer."
Ab nächster Woche muss zudem das bereits zusammengetragene Geäst, das derzeit noch auf der gesperrten Kompostanlage liegt, geschreddert und nach Groß Rodensleben gebracht werden. So lautet eine weitere Auflage des Umweltamtes, erklärt Bauhofmitarbeiter Hans-Werner Rudloff, der bei der Begehung mit vor Ort war. "Dabei haben die Umweltamtsmitarbeiter erklärt, dass das Laub auf dem Areal alle 14 Tage umgesetzt und die Kerntemperatur ständig kontrolliert hätte werden müssen. Binnen 16 Wochen muss so aus dem Laub Muttererde entstanden sein", erzählt Rudloff. Er selbst habe in seinem Garten auch einen Komposthaufen. "Und selbst da schaffe ich es nicht, binnen 16 Wochen Erde aus Laub zu gewinnen."
An der Zusammenarbeit zwischen den Anwohnern und den Bauhofmitarbeitern bezüglich der Straßenlaubentsorgung will Jockisch auch weiterhin festhalten. "Das Ordnungsamt kann nicht von der zunehmend älter werdenden Bevölkerung verlangen, für die Entsorgung der Laubmassen, die im öffentlichen Verkehrsraum anfallen, eigenständig aufzukommen. In Seehausen fegen die Bürger das Laub auf der Straße zusammen und wir holen es ab. Das wollen wir so auch beibehalten. Anders wäre das für den Bürger nicht zumutbar", sagt Jockisch.