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Die Volksstimme stellt Menschen vor, die auf Friedhöfen arbeiten Das Geschäft mit dem Tod: Walter Klinzmann sorgt für schöne Abschiede

Von Julia Angelov 05.12.2011, 04:28

Gedenktage wie Allerheiligen, Volkstrauertag, Buß- und Bettag sowie Totensonntag prägen den Monat November. Für viele Menschen geben sie Anlass, die Friedhöfe zu besuchen. Die Oschersleber Volksstimme stellt Menschen vor, die auf Friedhöfen arbeiten. Heute Teil II: der Bestatter.

Hornhausen l "Das Schöne an meinem Beruf ist, dass ich Menschen helfen kann", sagt Walter Klinzmann. Er betreibt in Hornhausen ein Bestattungsinstitut. "Den Abschied so würdevoll und so schön wie möglich zu gestalten, ist mir unheimlich wichtig."

Bestatter wie Walter Klinzmann stehen Tag und Nacht unter Bereitschaft. Der Tod kennt schließlich keinen Feierabend.

Dem gelernten Holzmechaniker - den Ausbildungsberuf Bestatter gab es damals noch nicht - wurde seine Profession quasi in die Wiege gelegt. Schon sein Vater führte ein Bestattungsinstitut. "Mit 14 Jahren bin ich ihm zum ersten Mal zur Hand gegangen", erinnert er sich. "Er brauchte einfach jemanden, der mit zufasst. Von da an gab es für mich keine andere Wahl mehr. Ich wollte auch Bestatter werden."

Auch Bestatter dürfen lachen

Freunde und Bekannte haben kein Problem mit seinem morbiden Broterwerb. "Und nur weil ich Bestatter bin, heißt das ja nicht, dass ich nicht auch mal lachen darf", sagt der Schöninger. So locker wie manch anderer könne er sich in der Öffentlichkeit allerdings nicht geben. Denn: "Ich muss natürlich darauf achten, dass ich einen seriösen Eindruck hinterlasse."

Sein Beruf sei oft auch therapeutischer Natur und erfordert viel Fingerspitzengefühl. Denn kommt ein neuer Fall rein, sind die Angehörigen oft "erschlagen und überfordert". Hier spendet er Trost und übernimmt die organisatorische Oberhand. Als Bestatter muss er sehr vielseitige Aufgaben in Angriff nehmen. So gibt er Hilfe bei Haushaltsauflösungen. Er tritt mit Versicherungen in Kontakt, leitet die Danksagungen in die Wege und lässt Karten versenden.

Feuerbestattungen nehmen zu

Mittlerweile gibt es so viele verschiedene Arten, von dieser Welt zu gehen, dass er auch dort beraten muss. "War es früher noch der Eichensarg in altdeutschem Farbton, kann man heute Särge in Regenbogenfarben bestellen. Oder sogar den Sarg selbst gestalten und bemalen", klärt er auf. Die klassischen Erdbestattungen nehmen tendenziell ab. "Mitte der 90er-Jahre waren gut die Hälfte Feuerbestattungen, der Rest Erdbestattungen. Heute sind es meiner Erfahrung nach fast 80 Prozent Feuerbestattungen." Diese seien günstiger, da die Friedhofsgebühren geringer seien und die Grabpflege weniger aufwändig sei. Und: "Die Bestattungen werden moderner", stellt er fest. So ist es keine Seltenheit mehr, sich in einem Friedwald einen Baum auszusuchen, unter dem man beigesetzt wird oder sich auf hoher See bestatten zu lassen. "Dass Eltern mit ihren Kindern auf den Friedhof gehen und gemeinsam ein Grab besuchen, wird seltener." Es gebe dennoch immer mehr Menschen, die für den Fall der Fälle schon zu Lebzeiten vorsorgen. "Etwa 40 Vorsorgeverträge schließe ich im Jahr ab", sagt er. Darunter seien überraschenderweise auch junge Leute. In dem Vertrag regeln sie unter anderem, wie sie die letzte Ruhe finden möchten, klären aber auch Fragen zur Finanzierung.

Auch wenn er viele Trauerfälle das Jahr über erlebt - spurlos gehen sie nicht an ihm vorbei. "Es gab schon einen Fall, der mich besonders erschrak", ruft er sich in Erinnung. Eine Frau, die ihre Beerdigung mit ihm gemeinsam im Rahmen eines Vorsorgevertrages geplant hatte, nahm sich kurz nach Fertigstellung der Planung das Leben. "In einem Brief hat sie sich bei mir entschuldigt", so Klinzmann. "Das war schon sehr bitter."

Viele sterben an Heiligabend

Dass sein Beruf oft mit seinem Privatleben kollidiert, merke er besonders am Heiligabend. "Es ist ganz selten, dass ich dort zur Ruhe komme", erklärt er. "Denn gerade an Weihnachten sterben viele Menschen." Der milde November hat übrigens dafür gesorgt, dass Walter Klinzmann und sein Team sich ein wenig entspannen können. Denn bisher gab es deutlich weniger Todesfälle als in kalten Novembern.

Wie er selbst von dieser Welt gehen möchte, steht für den Bestatter übrigens schon fest. "Ich möchte aus meiner Asche drei Diamanten pressen lassen", erklärt er einen ganz neuen Trend. "Zwei für meine beiden Töchter und einen für meine Frau."