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Ortsbürgermeister der Stadt Seehausen wird demnächst neu gewählt Eckhard Jockisch nimmt mit 80 Jahren Abschied von der Politik

Über 30 Jahre war Eckhard Jockisch für die Bürger der Bördestadt tätig. Mit ihm nimmt ein kommunalpolitisches Schwergewicht Abschied von allen Ämtern. Der scheidende Seehäuser Ortsbürgermeister widmet sich künftig seinem liebsten Hobby.

Von Christian Besecke Aktualisiert: 09.07.2024, 09:07
Nach 30 Jahren in der Kommunalpolitik gibt der 80-jährige Eckhard Jockisch den Staffelstab der Verantwortung an andere weiter. Jetzt kümmert er sich ganz um seiner Gärtner-Leidenschaft und den Rosen mit ihren tausenden Blüten auf dem heimischen Grundstück.
Nach 30 Jahren in der Kommunalpolitik gibt der 80-jährige Eckhard Jockisch den Staffelstab der Verantwortung an andere weiter. Jetzt kümmert er sich ganz um seiner Gärtner-Leidenschaft und den Rosen mit ihren tausenden Blüten auf dem heimischen Grundstück. Foto: Christian Besecke

Wanzleben. - Der Name Eckhard Jockisch steht für 30 Jahre Kommunalpolitik in der Börde. Lange Jahre agierte er als Ortschef der Stadt Seehausen und im Stadtrat der Einheitsgemeinde Wanzleben. Mit 80 Jahren ist jetzt Schluss.

Zur kürzlich absolvierten Kommunalwahl ist der in Seehausen geborene Jockisch schon nicht mehr angetreten. „Es wird Zeit, dass die Verantwortung in jüngere Hände gelegt wird“, hatte er schon weit vor der Wahl gesagt. Entsprechend feierlich ist er im Stadtrat und im Ortschaftsrat verabschiedet worden – und das nicht nur von seinen Freien Wählern. Über die Jahre hat sich der Ur-Seehäuser einen Ruf erarbeitet, der ihn weit über Parteigrenzen hinweg bekannt gemacht hat. Jockisch steht für deutliche Worte und offen vorgebrachte Argumente.

Das hat ihm nicht nur freundliche Reaktionen eingebracht, zu seinem Wort steht er jedoch auch noch heute. Im Jahr 1994 kam er erstmals in der Stadtrat von Seehausen und arbeitete dann als Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Soziales. Kein Wunder, denn in jungen Jahren war er Sportler und spielte bei Motor Seehausen Fußball. Später war er Abteilungsleiter und rückte dann in den Kreisfachverband Fußball auf, dessen Vorsitzender er nach der Zusammenlegung der Verbände Ohre und Börde wurde. Kultur und Sport waren bei ihm immer wichtige Anliegen. Als er 2000 erstmals zum Bürgermeister seiner Stadt gewählt wurde, hatte er schon einige Erfolge vorzuweisen.

„Wir haben uns im Rat immer für die Belange der Gemeinde eingesetzt“, sagt er. Diese intensive Arbeit sieht man heute in der Stadt. Jockisch hat hier drei Verwaltungsreformen mitgemacht, seinerzeit die Innenstadtsanierung mit unterstützt. Diese begann 1992 und zog sich bis 2022 hin. Immer stückweise wurde dabei die Infrastruktur saniert. Heute sind die Schule, die Kindertagesstätte, der Hort, die Sporthalle und das Bürgerhaus „Zur Sonne“ topsaniert. Mit regelrechter Sturheit hat er sich gegen den Abriss ebendieses Hauses gesträubt und am Ende dafür gesorgt, dass es in der Seestadt heute einen zentralen Treffpunkt mit Saal gibt.

Auch die Laurentiuskirche ist heute saniert und in einem guten Zustand, weil Eckhard Jockisch an die Zukunft des Gotteshauses glaubte und mit Gleichgesinnten den Förderverein der Seehäuser Kirchen gründete. So wurde die Sanierung möglich gemacht, an die so mancher Kirchenvertreter nicht mehr geglaubt hatte. Ein ebenso überzeugter Vertreter im Glauben an die Zukunft war auch Jockisch langjähriger Wegbegleiter Pfarrer Thomas Seiler, der heute ebenfalls im Ruhestand ist. „Auch Karl-Heinz Daehre (CDU) hat seinen Verdienst daran, dass die Kirche saniert werden konnte“, sagt der scheidende Ortschef.

Die politische Ausrichtung oder die Parteizugehörigkeit war nie ausschlaggebend für den heute 80-jährigen. „Wichtig ist doch, dass Kommunalpolitiker für ihre Bürger vor Ort aktiv sind“, betont er. Die Entwicklung hin zur Einheitsgemeinde sei im Nachhinein betrachtet notwendig gewesen. „Aber, was haben wir uns seinerzeit mit Händen und Füßen dagegen gesträubt, wie so viele andere Orte auch“, erinnert er sich.

Über die Jahre hat er die großen Top-Arbeitgeber der Region dahinschwinden gesehen. „Das Land ist ausgeblutet und somit fehlte die Wirtschaftskraft, die die alten Eigenständigkeiten untermauert hätten“, erzählt er. Zudem sei so der Zugang zu Fördermitteln eher machbar. Davon habe Seehausen gut profitiert. „Ich möchte betonen, dass ich mit Olaf Küpper als Bauamtsleiter einen angenehmen und fachlich versierten Partner für den Seehäuser Ortschaftsrat an meiner Seite hatte“, hebt er hervor. Letztendlich habe es auch im Stadtrat so manche Differenzen gegeben, die ausgefochten worden sind. „Allerdings ging es in jedem Fall um die Sache und das rechne ich allen Ratsmitgliedern und Verwaltungsmitarbeitern hoch an“, äußert sich der scheidende Ortschef. Auch an der positiven Entwicklung der Seehäuser Feuerwehr waren die örtlichen Politiker nicht ganz unschuldig. Das heutige Grundstück erwarben sie einst für schlappe 740.000 Mark, heute ist das es Millionen Euro wert und hier ist eine moderne Wehr entstanden. Nicht umsonst wird wohl noch in diesem Jahr ein Rüstwagen für 690.000 Euro hier stationiert. Die Wehrleute werden von einem mitgliederstarken Förderverein unterstützt. Aber auch die Sanierung der Bundesstraße 246 a innerorts fiel in Jockischs Amtszeit. „Wir haben uns von der ersten Vorbesprechung bis zum Abschluss 14 Jahre mit diesem Thema beschäftigt“, bringt er vor.

Wie sehen aber andere Kommunalpolitiker Jockischs Wirken? Martin Heine (CDU) sagt: „Es war mir eine Ehre, als stellvertretender Ortsbürgermeister unter ihm tätig zu sein. Eckhard hat immer ein Auge auf die Möglichkeiten für unsere Stadt gehabt und sie entsprechend genutzt.“ Jürgen Wichert (parteilos) aus Groß Rodensleben schätzt den Seehäuser sehr. „Die offene, bestimmte und ehrliche Art hat mir immer imponiert“, erläutert er. „Er hat große Verdienste um die Entwicklung von Seehausen, aber auch der Einheitsgemeinde.“ Jens Ackermann (FDP), scheidender Ortsbürgermeister von Bottmersdorf/Klein Germersleben, schätzt den 80-Jährigen ebenfalls und bezeichnet ihn als politisches Schwergewicht in der Region. Für Tino Bauer (parteilos), Ortsbürgermeister von Wanzleben ist Eckhard Jockisch ein Urgestein in der Kommunalpolitik.

Welchen Rat hat Eckhard Jockisch für die neugewählten Mitglieder des Stadtrates in Wanzleben? „Im Stadtrat gab es keine Parteigrenzen, wichtig war die Problemlösung“, sagt er. „Das empfehle ich allen neuen Mitgliedern dieses Gremiums.“