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Am Sonntag bietet Küster Heiko Kessler wieder Führungen an Engel wacht über den Tag des offenen Denkmals in Kloster Gröningen

Von Gudrun Billowie 05.09.2012, 05:25

Die Kirche St. Vitus in Kloster Gröningen ist am Sonntag zum Tag des offenen Denkmals geöffnet. Küster Heiko Kessler wartet mit vielen Geschichten auf.

KlosterGröningen l Küster Heiko Kessler liebt seine Kirche. Er spricht oft von ihr, kennt jedes Detail und jeden verborgenen Winkel. Er führt Besucher regelmäßig zu den Kleinoden hin. So wird er das auch am kommenden Sonntag tun. Da ist die Kirche zum Tag des offenen Denkmals geöffnet.

Das ist aber nur ein Anlass. "Wir haben etwa 5000 Besucher im Jahr", weiß der Küster. Radfahrer kehren oft ein, Bustouristen kommen, und auch Pilger. Die Klosterkirche St. Vitus liegt an der Straße der Romanik und am Jacobsweg. Heiko Kessler zeigt die Kirche oder lässt die Besucher zur stillen Andacht allein. "Man spürt, was sie brauchen", sagt er. Manchmal zeigt Kessler nicht nur die Kirche, sondern leiht auch sein Ohr. Für Geschichten, die Menschen auf den Pilgerweg treibt. "Es gibt viel Trauriges." Über Inhalte schweigt er. "Sonst ist das Vertrauen verspielt."

Viele Menschen finden Kraft, wenn sie den steinernen Verkündigungsengel berühren, hat der Küster beobachtet. Wie alt der Engel ist, weiß er nicht ganz genau. Die Kirche St. Vitus jedenfalls wurde von 1070 bis 1120 erbaut.

Dann zeigt Heiko Kessler auf das Relief, Jesus und die zwölf Apostel. Das Original steht in einem Berliner Museum. Er zeigt auf die verwaschene Wandmalerei darunter, nimmt einen Zeigestock und zeichnet anhand der Konturen den Teufel nach, mit Huf und Gewand.

Weiter unten in der Krypta leidet Maria mit Jesus. Kessler ist noch immer erbost, weil vor Jahren offenbar jemand mit dem Messer ein Stück Holz aus der Statue gekratzt hat. Die Stelle sieht noch immer aus, wie eine Wunde und ist unwiederbringlich verloren.

St. Vitus selbst wirkt ungemein farbenfroh, vor allem das Rot dominiert und diese Farbe verleiht der Kirche eine Pracht, die in dem kleinen Örtchen niemand vermutet, aber sie hat etwas mit weitaus bekannteren Kirchen gemein. "Wir haben die gleichen Kapitelle, wie Gernrode, Quedlinburg und die Wartburg", sagt Kessler, "aber Kloster Gröningen war arm, weil es nicht an der Salzhandelsstraße lag. Deshalb hat es bei uns nie dazu gereicht, die Farbe zu entfernen. Weiß war die Farbe der reichen Kirchen."

Und dann zeigt Heiko Kessler noch eine Nische. Die verbirgt das Ticken, dass unermüdlich durch das Kirchenschiff hallt. Eine Kammer beherbergt das Urwerk. Zahnräder, Gewichte und ein Kurbel zum Aufziehen funktionieren noch immer, wie zu Beginn des Uhrenbaus. Die Tür dahin ist mit über hundert Jahre alten Namenszügen und Jahreszahlen bekritzelt, in Sütterlinschrift sogar. "Das wollte schon mal jemand saubermachen", sagt Kessler, aber die "Schmierereien" von damals können inzwischen als Schatztafel gelten.

Sonntag ist St. Vitus von 9 bis 11.30 Uhr und ab 13 Uhr offen..