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Geschichte in der Börde Kunstwerke schwinden in Wanzleben dahin

Viele historisch wertvolle Dinge in Wanzleben sind nicht dokumentiert. Heimatforscher Tino Bauer regt die Erstellung einer Liste an, um dem Vergessen entgegen zu wirken. Außerdem können sie so nicht einfach entsorgt werden, was durchaus schon geschehen ist.

Von Christian Besecke Aktualisiert: 09.07.2024, 09:07
Der Wanzleber Hobby-Historiker Tino Bauer am Denkmal des weltbekannten Wanzleber Pflugs.
Der Wanzleber Hobby-Historiker Tino Bauer am Denkmal des weltbekannten Wanzleber Pflugs. Foto: Hagen Uhlenhaut

Wanzleben. - Die Stadt Wanzleben-Börde ist voller Denkmäler. Wer genau hinschaut entdeckt durchaus interessante Dinge in allen Ortschaften. In der Stadt selber finden sich Plastiken und historische Stätten. Wieviele es genau sind, ist aber nirgendwo komplett erfasst. Das bedauert Hobbyhistoriker Tino Bauer sehr und würde gern etwas dagegen tun.

Er hat schon angefangen, die Denkmäler und historischen Stätten zu erfassen und ihre Geschichte aufzubereiten. Auf der Facebookseite „Wanzleben wie es früher einmal war“ sind seine Einsichten nachzulesen. Auch viele Bürger aus der Region haben mir ihrem Wissen zum Erkenntnisgewinn beigetragen. „Aktuell habe ich eine Liste von 12 historischen Denkmäler und Darstellungen erfasst“, sagt der Heimatforscher. „Es gibt aber noch viel mehr Dinge, die erfasst werden sollten.“ Auch bei Wikipedia ist eine Liste verfügbar – allerdings auch unvollständig.

„So eine Arbeit ist natürlich umfangreich“, sagt Tino Bauer. „Aber man kann sie natürlich auch unterteilen.“ So habe er schon bei einer Projektwoche des Bördegymnasiums mitgearbeitet. Da ging es darum, die alten Schulstandorte in Wanzleben aufzuzeigen und zu dokumentieren. Die Schüler hatten dann auch ihre Arbeit vorgestellt.

„Die schiere Menge an historischen Orten, Denkmälern, Tafeln, Platten lässt sich nicht einmal beziffern“, sagt der Hobbyhistoriker. Auch die Pflege von bekannten Denkmälern sei ein Thema. Da wäre der weithin bekannte Wanzleber Pflug, der heute auf dem Gelände der Wohnungsbaugesellschaft Wanzleben (Rudolf-Breitscheid-Straße) steht. „Hier kümmert sich die Wobau sporadisch um die Pflege“, sagt Bauer. Geschaffen wurde er vom Künstler: Peter Hinz aus Halberstadt. Die Aufstellung erfolgte 1987. Der Zustand ist inzwischen renovierungsbedürftig. Er erinnert an eine Weltneuheit, die die Wanzleber Christian und Friedrich Behrendt entwickelten, die maßgeblich den Zuckerrübenanbau beeinflusst hat.

Letztendlich gebe es ja auch noch die Ergebnisse der Symposien im Ummendorfer Steinbruch in den 70er und 80er Jahren, die als Plastiken in vielen Orten stehen. Oftmals wurden sie als Auftragsarbeiten für die Landwirtschaft und Betriebe hergestellt. „Es ist absolut wünschenswert, dass es einmal eine vollständige Liste gibt“, schätzt Bauer ein. Dann könne es auch nicht mehr zu bedauerlichen Vorfällen kommen, wie erst zuletzt mit dem Verschwinden des „Lesenden Schülers“ vom Gelände der Gemeinschaftschule Wanzleben. Der wurde ja bekanntlich bei den Bauarbeiten geschreddert (Volksstimme berichtete).

Am Wanzleber Kulturhaus befindet sich eine Darstellung aus dem Jahr 1967, geschaffen vom Künstlerpaar Annedore und Wolfgang Policek.
Am Wanzleber Kulturhaus befindet sich eine Darstellung aus dem Jahr 1967, geschaffen vom Künstlerpaar Annedore und Wolfgang Policek.
Foto: Tino Bauer

Aber die Plastik ist längst nicht die einzige, die in der Sarrestadt das Zeitliche gesegnet hat. So ist der „Genossenschaftsbauer“ von Harri Schneider am Giebel der Volkssolidarität inzwischen völlig zerstört. Auf dem Sockel sind bei genauerer Betrachtung noch die beschädigten Beine zu sehen.

Erst 2023 erwischte es den Grabstein von Wanzlebens einstigem Bürgermeister Fritz Wessel, der hier von 1920 bis 1945 im Amt war. Er steht beispielsweise für die Errichtung von mehreren Schulen und Sportstätten, die Motorisierung der Feuerwehr, die Errichtung einer Badeanstalt sowie die Stadterweiterung nach Osten. Der Grabstein wurde wohl ebenfalls geschreddert. Hätte die Verwaltung der Einheitsgemeinde über eine Liste historisch bemerkenswerter Dinge verfügt, wäre das nicht passiert, ist sich Tino Bauer sicher.