Nordzucker AG investiert im Kampf gegen die Geruchsbelästigung rund 6,3 Millionen Euro Neue Technik im Probebetrieb soll den Gestank im Klein Wanzleber Werk stoppen
Die neue Technik, in die die Nordzucker AG im Werk Klein Wanzleben 6,3Millionen Euro investiert hat, um das Geruchsproblem an den Abwasserteichen in den Griff zu bekommen, läuft bereits im Probebetrieb. Mit dem Aufbau war im Sommer 2012 begonnen worden. Seit Mitte 2008 war von den Klärteichen an der B246a immer wieder eine üble Geruchsbelästigung ausgegangen. Das soll nun ein Ende haben.
KleinWanzleben l Nach Jahren der Geruchsbelästigung rund um Klein Wanzleben soll nun die neuinstallierte Technik dafür sorgen, dass es an den Abwasserteichen der Nordzucker AG zu keinerlei üblen, säuerlichen Gerüchen mehr kommen kann. Die vor einem knappen halben Jahr vom Vorstand auf der Baustelle vorgestellte Technik läuft bereits auf Probe- und damit auf Hochbetrieb. "Derzeit stehen an der Anlage noch Baugerüste, weil wir während dieser Phase weiterhin Messungen durchführen müssen. Zudem sind auch noch einige Restarbeiten zu erledigen", erklärte Werksleiter Udo Harten beim jüngsten Informationsgespräch.
"Die Anlage läuft besser als gedacht."
Insgesamt 6,3 Millionen Euro hat die Nordzucker AG in jene Standorttechnik fließen lassen, die die Ursache allen Übels, die Aufarbeitung des Abwassers, so klären soll, dass es hier zu keinerlei Geruchsbelästigung mehr kommen kann. "Wir streben den Stand von 2006 an", hatte Udo Harten bereits vor Baubeginn Mitte 2012 angekündigt. Über den Verlauf des bisherigen Probebetriebes der neuen Technik hatte sich Harten beim jüngsten Pressegespräch zur Geruchsbelästigung im Werk Klein Wanzleben mehr als zufrieden gezeigt. "Die Anlage läuft besser als gedacht."
Zu der Investitionssumme von mehr als sechs Millionen Euro hatte Dr. Michael Gauß, Geschäftsführer der Region Zentraleuropa und zuständig für die Produktion in den deutschen Werken, vor einem halben Jahr gesagt: "Wir mussten Lehrgeld bezahlen. Ich denke, dass wir jetzt auf dem richtigen Weg sind."
Bioethanol-Abwasser geht ausschließlich über Tanks
Erst Ende Januar hatte die Konditionierungsanlage (drei Sammeltanks), in der die Abwässer des Tochterbetriebes "fuel 21" (Bioethanolwerk) in einem geschlossenen System aufbereitet werden können, ihren Probebetrieb aufgenommen. Mit dem Bau der drei Tanks, die zusammen ein Fassungsvermögen von 15000 Kubikmeter haben, soll verhindert werden, dass das "Stinkewasser" mit der Luft in Kontakt kommt. "Seither ist keinerlei Abwasser des Bioethanolwerkes mehr in den Abwasserteich geleitet worden", erklärt Udo Harten. "Das ,Bioethanol-Abwasser\' geht nun ausschließlich über die Tanks." In die offenen Becken, die parallel zur B246a verlaufen, soll kein "Stinke"-Abwasser mehr geleitet werden. Derzeit stehen bereits anderthalb Becken leer.
Neue Schlammsiebmaschine installiert.
Mit der Installation der neuen millionenteuren Technik stand das Thema Wasseraufbereitung im Fokus der Ingenieure. Im Kampf gegen die Geruchsproblematik hatte die Aussiebung der Rübenerde oberste Priorität. Eine neue Schlammsiebmaschine wurde bereits installiert.
"Die Erde, die an den Rüben hängt, muss vor der Weiterverarbeitung abgewaschen werden. Die Organik müssen wir herausfiltern. Das passiert in den neuen anaeroben Reaktoren. Dieses Problem haben wir in den Griff bekommen können. Die organische Substanz im Abwasser wird mithilfe von Bakterien zu Biomethan abgebaut. Das dabei entstehende Biomethan soll zur Energieerzeugung verwendet werden", berichtet der Werksleiter. "Der Methanreaktor hat uns seit November dabei geholfen, das Wasser von den Erdabsatzbecken zu bekommen. Die Anlage zieht auch das restliche Wasser aus den ,fuel 21\'-Teichen."
"Nach Rüben wird es auch weiterhin riechen"
Das so "verpackte fuel 21-Wasser", wie Harten weiter erklärte, komme somit mit der Luft nicht mehr in Kontakt. "Damit fällt dann der Säuregestank weg", merkte der Werksleiter an. Allerdings: "Nach Rüben wird es auch weiterhin riechen, solange hier Rüben verarbeitet werden."
Das gereinigte Wasser aus der Zuckerfabrik werde auch weiterhin in die an der B246a gelegenen Becken eingespeist werden, um Wasser für die Fabrik vorzuhalten, hatte Dr. Ute Poltrock, Produktionsmitarbeiterin bei Nordzucker, erklärt. "Das stinkt nicht", versicherte sie. Was allerdings trotz der ganzen neuen Technik immer wieder kurzfristig im Raum Wanzleben für "Stinkereien" sorgen könnte, seien die Erdteiche, wenn diese "angestochen" werden würden, erklärte Udo Harten. Und zwar, wenn die Teiche voll sind und die Erde ausgebaggert werden muss.
Um den Gestank zu minimieren, waren zuletzt im Mai 2012 am Beckenrand der großen Teiche Ventilatoren installiert worden. Sie zerstäubten bei entsprechender Windrichtung ein Zitronenduftmittel, das zur Neutralisation der von den Teichen ausgehenden Gerüche dienen soll. Jene Maßnahme, die die Geruchssituation bis zur Inbetriebnahme der Abwassertanks verbessern sollte, hatte selbst Geschäftsführer Dr. Gauß als "Flickwerk" bezeichnet. In der Zuckerfabrik sind 132 Mitarbeiter angestellt, bei der "fuel 21" 45 Fachkräfte. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen neun Azubis.