Kläranlage Taucher gleitet ins dunkle Abwasser
Der Trink- und Abwasserverband Börde hatte einen Taucher beauftragt, im Wanzleber Klärwerk Wartungsarbeiten durchzuführen.
Wanzleben l Wie Olaf Wachsmuth, Leiter Technische Planung beim Trink- und Abwasserverband Börde Oschersleben (TAV) aus Klein Wanzleben berichtete, hatte der Verband die Taucherfirma Siegfried Richter aus Hamburg an drei Tagen mit Arbeiten in Klärwerken beauftragt. „Es wurden Reparatur- und Säuberungsarbeiten in den Kläranlagen Wefensleben, Eilsleben, Wanzleben und Oschersleben durchgeführt“, sagte Wachsmuth.
Im Mittelpunkt haben dabei Arbeiten in den Nachklärbecken und Belebungsbecken der Anlagen gestanden. In den Belebungsbecken seien Belüfterelemente installiert, die die Bakterienkulturen im Abwasser mit Sauerstoff versorgten, so dass der biologische Reinigungsprozess erfolge, erklärte der Fachmann. Gleichzeitig seien Rührwerke vorhanden, die für die Umwälzung des Wassers sorgten. „Im Laufe der jahrelangen Betriebszeit kommt es dazu, dass einzelne Belüfterelemente kaputt gehen und ersetzt werden beziehungsweise Anschlussbohrungen verschlossen werden müssen“, legte Wachsmuth dar.
Genau diese Aufgaben wurden vom Industrietaucher Walter Kupries bei den Unterwasserarbeiten auf der Kläranlage Wanzleben erledigt. In seinem Spezialhelmtauchanzug ließ er sich in die dunkle Tiefe gleiten. Mit seinem Signalmann über Funk verbunden und über einen Schlauch mit Atemluft von der Oberfläche versorgt, verrichtete Kupries seine anstrengende und nicht ungefährliche Arbeit am Grund der Kläranlage.
„Durch den Tauchereinsatz ersparen wir uns die Außerbetriebnahme und Entleerung des Beckens sowie die Inbetriebnahme eines alternativen Reinigungsbeckens, was sehr zeitaufwendig ist und zu Störungen des Reinigungsprozesses führen kann“, sagte Wachsmuth. Im Ergebnis könnten so erhebliche Kosten eingespart werden. Was sonst Tage dauern würde, sei in zwei bis drei Stunden erledigt.
Der gleiche Vorteil gelte für die Reparatur von Räumschildern, die in den Nachklärbecken der Kläranlagen an den sogenannten Räumerbrücken kontinuierlich umlaufen und dafür sorgten, dass der im Nachklärbecken abgesetzte Klärschlamm vom Beckenboden entfernt und in den Kreislauf zurückgeführt werde. Diese Reparaturaufgaben erledigte der Taucher, ohne im Schlammwasser etwas sehen zu können. Deshalb sei Walter Kupries ausschließlich auf den Tastsinn seiner Hände und die jahrelange Erfahrung mit dem Aufbau der Ausrüstungen von Kläranlagen angewiesen. Letztendlich wurden von ihm noch Schlammablagerungen und Flusen aus den Zulaufleitungen des Nachklärbeckens entfernt, so dass die Zuströmung des Schlammgemisches zum Nachklärbecken wieder gleichmäßig erfolge. „Um die Sicherheit bei den Taucheinsätzen zu gewährleisten, sind zwei Helfer dabei, die die kontinuierliche Luftversorgung und die Sprechfunkverbindung zum Mann unter Wasser sicherstellen“, verdeutliche Olaf Wachsmuth.
Einwohner des Verbandsgebietes, die sich für den Aufbau und die Wirkungsweise einer Kläranlage sowie den aktuellen Herausforderungen bei der Abwasserbehandlung interessieren, sind vom TAV Börde herzlich eingeladen, bei einem der nächsten Tage der offenen Tür, eine Kläranlage in ihrer Nähe zu besuchen und an einer fachkundigen Führung teilzunehmen.