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Klaus Bunzel begeistert mit Lichtbildreihe 100 Besucher Zuckerrübe krönt Tulpenparade: Diavortrag spült 400 Euro in den Freibad-Spendentopf

Von Sabrina Trieger 27.05.2013, 03:27

Klein Wanzleben. Knapp 100 Besucher haben beim Diaabend von Hobbyfotograf Klaus Bunzel vorbeigeschaut. Zum 50. Jahrestag des im Mai 1963 erstmals in Klein Wanzleben gefeierten Tulpenfestes hatte der 65-Jährige rund 70 historische Aufnahmen gezeigt. Im Rahmen des Kulturabends spendeten die Gäste rund 400 Euro. Der Erlös kommt dem Freibad der Gemeinde zugute.

An das von 1963 bis 1966 in Klein Wanzleben mit einer kunstvoll gestalteten Blumenparade gefeierte Tulpenfest hat mit einem Diavortrag Hobbyfotograf Klaus Bunzel erinnert. Am 5. 5. 1963 war das Tulpenfest erstmals im Zuckerdorf gefeiert worden. Seiner Einladung zu jenem Fotoabend anlässlich des 50. Jahrestages waren knapp 100 Besucher gefolgt. "Ein voller Erfolg", freut sich der Ruheständler über das rege Besucherinteresse, der mit seiner Kamera seit 1962 Ereignisse der Klein Wanzleber Dorf- und Zeitgeschichte festhält. So wie die des Tulpenfestes.

"In Hubert Krutz, der seiner Zeit hier in Klein Wanzleben als Lehrer tätig war, habe ich den perfekten Zeitzeugen in Vorbereitung auf den Diavortrag gefunden", erklärt Klaus Bunzel, der mit der technischen Hilfe und Unterstützung von Bernhard Schiefler insgesamt 70 Tulpenfest-Aufnahmen zeigen und den Besuchern so die Entstehungsgeschichte des Tulpenfestes erläutern konnte.

Zucht erforderte das "Köpfen" der Tulpen während der Blüte

"Als 1958 aus der Gärtnerei Hans Deicke die Gärtnerische Produktionsgenossenschaft wurde, erhielt die GPG Anfang der 1960er Jahre den Auftrag zur Vermehrung von Tulpenzwiebeln. Die Zucht erforderte jedoch das Köpfen der Tulpen während der Blüte Ende April Anfang Mai", erzählt der 65-Jährige.

Das "Köpfen" der Tulpen sei anfangs per Hand erfolgt. "Ein enormer Arbeitsaufwand, für den sehr viele Arbeitskräfte benötigt worden. Doch dadurch blieben die Tulpen in einem sehr guten Zustand", berichtet der Klein Wanzleber.

Laut Hubert Krutz (81) Erzählungen, der einst Stellvertreter von Alois Wehr, Vorsitzender des Klein Wanzleber Dorfklubs, war, hatten sich bei einem Treffen mit Hans Deicke, dem Vorsitzenden der GPG, damals alle drei die Frage gestellt, wie man die Tulpenköpfe denn weiter verwenden könnte. Eine gärtnerische Verwendung konnte Deicke ausschließen. Dabei sei die Idee aufgekeimt, die Tulpen zu Blumenornamenten zusammenzustellen, um diese dann der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Der Dorfklub hätten sich in Vorbereitung auf den ersten Umzug an das Lehrlingswohnheim, an die Schule, an Betriebe, die Kita sowie an die Bewohner gewandt, um gemeinsam eine Vielfalt an kreativ gestalteten Blumenornamenten "auffahren" zu können.

Auch das Institut für Lehrerbildung unter der Leitung von Hubert Krutz beteiligte sich an der Idee. "Besonders aktiv an der floralen Gestaltung beteiligte sich Hedwig Meier mit der Frauengruppe des Ortes. Und so wurde aus der regen Beteiligung ein großer Umzug, der sich durch die Gemeinde schlängelte. Die aus Tulpen gesteckten Blumenbilder waren hierfür auf die unterschiedlichsten Fahrzeuge der einzelnen Betriebe gebaut worden", erzählt Klaus Bunzel.

Institut kreierte aus Meer voller Tulpen riesengroße Zuckerrübe

So habe das Institut für Rübenzüchtung beispielsweise aus unzähligen gelben Tulpen eine Zuckerrübe kreiert. Das zeigt ein Bild aus dem Jahr 1964, aufgenommen von Herbert Paatz aus Wefensleben. "Dessen Neffe hat mir nach dem Aufruf in der Volksstimme für den Lichtbildvortrag rund 30 Farb-Dias aus dem Erbe seines Onkels zur Verfügung gestellt", erzählt der Hobbyfotograf. Von 1963 bis 1966 habe es dieses Paraden-Spektakel jedes Jahr und damit insgesamt viermal gegeben. Bei einer Tanzveranstaltung jeweils am Abend vor dem Blumenwagenumzug sei noch eine Tulpenkönigin gewählt worden, die den Tross anführte. Aus der Kulturarbeit des Dorfklubs heraus, habe sich auch ein Fotozirkel gegründet. "Darin war ich Mitglied. Wir haben von unseren Tulpenfest-Aufnahmen hunderte Postkarten drucken lassen. Von dem Erlös des Ansichtkartenverkaufs wurden Dorfklub-Projekte unterstützt."

Mit der Einführung moderner "Köpftechnik" wurden jedoch die Tulpen derart beschädigt, so dass ab 1967 keine Blumen mehr für die Ausgestaltung des Blumenfestumzuges "abfielen". Das Aus für jene "dufte Festidee", sagt er.

Die knapp 100 Besucher, die zu Klaus Bunzels Diavortrag vergangenen Mittwochabend ins Klein Wanzleber "Casino" gekommen waren, folgten auch seinem Aufruf für das Zuckerdorf-Freibad zu spenden. Der Förderverein "Schwimmbad 1955" erhält nun 401,20 Euro. "Ein tolles Ergebnis", freut sich Klein Wanzlebens Ortschef Horst Flügel als Vorsitzender des erst im Frühjahr 2012 gegründeten Freibad-Vereins.

Bereits vor zwei Jahren hatte Bunzel mit seiner Foto-Ausstellung "Klein Wanzleben im Wandel der Zeit" 180 Euro als Spende für das Freibad einnehmen können. "Der Erhalt der Badeanstalt liegt mir wirklich sehr am Herzen. Denn hier können die Kinder schwimmen lernen. Ich selber nutze das Freibad im Sommer gern und oft."

Für seinen nächsten Bildervortrag war er mit dem Flugzeug gleich zweimal unterwegs. "Im November würde ich gern unter der Überschrift ,Klein Wanzleben von oben" wieder zu Hanno Trieger ins Casino einladen wollen."

Hier wird es dann auch "Luft"-Bilder zu sehen geben, die er 1987 vom Kirchturm aus aufgenommen hat. "Dabei habe ich auch den Inhalt der Kugelspitze fotografiert und dabei Erstaunliches entdeckt", hält Bunzel den Spannungsbogen bis zu seinem nächsten Fotoabend im November gespannt. "Als jüngst 2010 der Kirchturm der St.-Johannis-Kirche erneut eingerüstet war, bin ich ebenfalls aufs Gerüst geklettert und habe zum Vergleich abermals Fotos gemacht. So habe ich nun einen ,früher und heute\'-Effekt aus knapp 29 Meter Höhe", erklärt er seine Fotoidee.

Auch im Rahmen seiner nächsten Veranstaltung würde er gern einen Spendenaufruf starten wollen. "Dann vielleicht für den Förderverein der hiesigen Kindertagesstätte ,Ria Runkel\'", kündigt der dreifache Opa an.