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Oldtimer-Traktor Warum die Barbyer Agrar einen alten Universaltraktor restaurierte

Die Agrar GmbH Barby schaffte sich einen Traktor-Oldtimer aus Schönebeck an, der blitzsauber aufgearbeitet wurde und für leichtere Arbeiten eingesetzt wird.

Von Thomas Linßner 21.08.2023, 15:59
Azubi Felix Sens mit Eckardt Jacob, Technischer Leiter der Barbyer Agrar GmbH, am restaurierten Universaltraktor  „ZT 323/A“ aus Schönebeck, der  ab 1984  als Nachfolger der ZT-300er-Reihe hergestellt wurde.
Azubi Felix Sens mit Eckardt Jacob, Technischer Leiter der Barbyer Agrar GmbH, am restaurierten Universaltraktor „ZT 323/A“ aus Schönebeck, der ab 1984 als Nachfolger der ZT-300er-Reihe hergestellt wurde. Fotos: Thomas Linßner

Barby - „Das ist unser Hofhund“, sagt Eckardt Jacob eher beiläufig. Mit der Hand streicht der Technische Leiter der Agrar GmbH sanft über den Lack. Es ist der Farbton Maisgrün. Klar, wie sollte ein landwirtschaftliches Fahrzeug denn anders aussehen, wo die Raps-, Rüben- oder eben die Maisfelder in der Nähe sind.

Rot, wie die Feuerwehr oder blau wie die Wasserwehr?

Der „Hofhund“ ist ein maisgrüner Traktor der Marke „ZT 323/A“ aus Schönebeck. Wie Jacob erzählt, lief das Fahrzeug 1989 vom Band. Damit wäre der Traktor eigentlich ein Oldtimer. Denn mit 30 Jahren auf dem Tank wird ein Kraftfahrzeug zum Oldtimer, was gut sichtbar durch das „H„ (für „historisch“) rechts auf dem Kfz-Kennzeichen angezeigt wird.

Doch die jüngste Anschaffung der Agrar GmbH hat kein „H“. Dafür das Wunschkennzeichen SLK ZT 323, was auf die Typenserie hinweist.

Der hat eine ganz interessante Geschichte.

Eckardt Jacob, Technischer Leiter

Eckardt Jacob (63) taucht damit ein bisschen in die eigene Berufsvergangenheit ein. Er lernte von der Pike auf Maschinenbauer mit Abitur im Traktorenwerk Schönebeck, war Meister und bis 1999 Leiter der Fahrzeugmontage. Damals hieß das Werk nicht mehr TWS, sondern LTS, was für „Landtechnik Schönebeck“ steht.

Der Traktor wurde kurz vor Weihnachten 2022 angeschafft und sofort auseinander gebaut, um Teile zu säubern oder zu erneuern. Am 17. August 2023 machte er seine Jungfernfahrt.
Der Traktor wurde kurz vor Weihnachten 2022 angeschafft und sofort auseinander gebaut, um Teile zu säubern oder zu erneuern. Am 17. August 2023 machte er seine Jungfernfahrt.
Foto: Jacob
So sieht Lokalpatriotismus auf dem Wunschkennzeichen aus. Die Neuzulassung trägt die Typenbezeichnung „ZT 323“.
So sieht Lokalpatriotismus auf dem Wunschkennzeichen aus. Die Neuzulassung trägt die Typenbezeichnung „ZT 323“.
tli

Also hat der Barbyer ein gerüttelt Maß Schönebecker Traktorendiesel im Blut.

Spätestens an dieser Stelle wird klar, warum sich der moderne landwirtschaftliche Betrieb auf einen alten DDR-Oldie einlässt.

Die Geschichte des Treckers

Weil Agrar-Chef Yves Blume auch zwischen Landmaschinen des Kombinat Fortschritt aufwuchs (er folgte seinem Vater Karl-Joachim in dieser Funktion) und ähnlich tickt, wie Jacob, war man sich schnell einig, was die Neuanschaffung des Oldtimers betraf.

„Der hat eine ganz interessante Geschichte“, erzählt Eckardt Jacob. Erster Besitzer des Treckers war eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft in Döbeln (Sachsen). Das sei das personenbezogene Fahrzeug eines Mitarbeiters gewesen. Eine Praxis, die in der Landwirtschaft damals üblich war. Als der Mann aus dem Betrieb ausschied, kaufte er den ZT. In einem kleinen Landwirtschaftsbetrieb verrichtete der Maisgrüne Arbeiten wie Gras mähen, Heu pressen und Transporte auf einer „privaten Kolchose“, wie Eckardt Jacob weiß. Als der Besitzer aus Gesundheitsgründen nicht mehr konnte, übernahm sein Sohn den Trecker und bot ihn im Internet an. An dieser Stelle kamen Jacob und Blume ins Spiel.

Der Schönebecker mit 12 Vorwärtsgängen und acht Rückwärtsgängen aus der Modellreihe ZT kann als Universalfahrzeug sehr viel mehr als nur einen Hänger ziehen. „Das wollen wir auch unseren Lehrlingen zeigen“, unterstreicht Eckardt Jacob. So schraubte der aktuelle Azubi Felix Sens (17) fleißig mit, als man den ZT auf Vordermann brachte. Teile wurden aufgearbeitet oder erneuert. „Die Dinger stehen sich kaputt, wenn sie nicht bewegt werden“, so Jacob. Besonders das pneumatische System rostet innerlich.

Nun ist der „Hofhund“ fertig und tut Dienst auf dem Gelände der Agrar GmbH an der Calbenser Chaussee. Er wird zum „Hänger rücken“ auf dem Hof oder in der Heuernte auf den Wiesen gebraucht.

Felix hat was gelernt, Kollege Eckardt eine Zeitreise gemacht und Chef Yves freut sich auch ein bisschen, wenn der Oldie über den Hof tuckert.