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Tourismus 20 Hektar Wald fallen für Skipiste

Ein wichtiger Schritt für die Realisierung des Ganzjahres-Erlebnisgebietes bei Schierke ist das Raumordnungsverfahren.

Von Ivonne Sielaff 22.06.2016, 01:01

Wernigerode l Bis die ersten Gäste mit der Seilbahn auf den Kleinen Winterberg fahren, bis die ersten Skifahrer die beschneiten Pisten herunterdüsen, werden noch etliche Akten gewälzt und Gutachten erstellt werden müssen. Das wurde am Montagabend im Wernigeröder Rathaus deutlich.

Auf dem Winterbergareal zwischen Schierke und Braunlage soll eine Seilbahn samt Skipiste und Speichersee entstehen. Als nächster wichtiger Schritt für die Realisierung des ehrgeizigen Bauprojektes muss ein Raumordnungsverfahren eröffnet werden. Dieses Verfahren ist dem eigentlichen Genehmigungsverfahren vorgeschaltet, informierte Birgit Meininger vom Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr vor etwa 50 Interessierten. Es diene der Abstimmung aller Einzelprojekte mit den behördlichen Anforderungen. Geprüft werden die Raumverträglichkeit des Bauvorhabens sowie dessen Umweltverträglichkeit.

20 Hektar Wald müssen für das Bauprojekt gerodet werden. Das Gelände selbst sei bereits vor Jahren für eine touristische Nutzung aus dem Nationalpark herausgelöst worden, erläuterte Andreas Meling, der für die Stadtverwaltung das Projektteam für die Schierker Ortsentwicklung leitet.

„Die Talstation der Seilbahn ist am Parkhaus vorgesehen“, so Meling. Auf 2,5 Kilometer Länge sollen geschlossene Zehnergondeln die Gäste über die Mittel- zur Bergstation auf den Winterberg bringen. Dabei werden ungefähr 250 Höhenmeter überwunden. Für den geplanten Skihang müsste die gerodete Fläche aufbereitet und modelliert und als Wiese begrünt werden. „Der Speichersee ist essenziell für künstliche Beschneiung“, so Meling. Er umfasse ein Volumen von 70 000 m3. „Der See ist ein künstliches Bauwerk, soll aber naturnah modelliert werden, damit nicht der Eindruck eines Betonbeckens entsteht.“

Die Baufläche grenze an den Nationalpark, so Umweltgutachter Friedhelm Michael. Zudem würden etliche Hektar in einem Vogelschutzgebiet liegen. „Es handelt sich um eine ziemlich komplexe Schutzkulisse.“ Die Verträglichkeit des Vorhabens auf Schutzgüter wie Mensch, Tier, Pflanzenwelt, Boden und Luft müsse daher untersucht werden.

Das Raumordnungsverfahren wird nun parallel zu den bereits gestarteten Bauleitplanungen und den Einzelgenehmigungen bearbeitet. „Ich werde das Verfahren nach Vorlage aller relevanten Unterlagen im Juli starten und innerhalb dieses Jahres abschließen“, informierte Birgit Meiniger vom Landesministerium.

Offenbar nicht schnell genug für einige passionierte Skifahrer im Publikum. „Über wie viele Verfahren wollen wir noch reden? Wir wollen wissen, wann es endlich losgeht“, meldete sich Peter Schmidt zu Wort. „Das ist das umfangreichste Planverfahren der letzten 25 Jahre in Wernigerode“, entgegnete Andreas Meling, der um Geduld bat. „Wir wollen es so ordentlich wie möglich machen.“ Ziel sei es nach wie vor, 2017 zu bauen und zu eröffnen. Eine Einbeziehung des Großen Winterbergs, wie von Schmidt und Volker Thurm nachgefragt, schloss Meling aus. „Die Fläche gehört zum Nationalpark. Im Moment ist es völlig unrealistisch, darüber nachzudenken.“

Das Ganzjahres-Erlebnisgebiet am Winterberg soll in Zusammenarbeit zwischen privater und öffentlicher Hand realisiert werden. Die Winterberg-Schierke GmbH mit Gerhard Bürger, der Lüder-Gruppe und Clemens Aulich investiert rund 8,6 Millionen Euro – vor allem in den Bau der Seilbahn. Die Wernigeröder Stadtverwaltung ist für die Erschließung der Infrastruktur, den Bau des Speichersees und der Abfahrtspisten verantwortlich. Dafür sind knapp 10 Millionen Euro veranschlagt, das Land fördert 90 Prozent.